Übernachtungen ab 21. Mai wieder möglich

Franken bereitet sich auf Urlauber vor

6.5.2021, 05:44 Uhr
Noch liegt der Inzidenzwert im Fränkischen Seenland über 100. Doch die Betriebe müssen sich so vorbereiten, als ob sie am 21. Mai starten könnten – mit allen Risikofaktoren.  

© Tourismusverband Fränkisches Seenland/Jens Wegener Noch liegt der Inzidenzwert im Fränkischen Seenland über 100. Doch die Betriebe müssen sich so vorbereiten, als ob sie am 21. Mai starten könnten – mit allen Risikofaktoren.  

Seit 2. November hat das Parkhotel Altmühltal in Gunzenhausen nun schon komplett geschlossen. Mehr als sechs Monate, in denen niemand in den 145 Betten schlief, sich niemand am Frühstücksbuffet drängte und niemand im Restaurant den frischen Bachsaibling vom regionalen Teichwirt genoss.

Das mehr als 5000 Quadratmeter große Hotel, das sonst 365 Tage im Jahr und 24 Stunden am Tag besetzt ist, war zum Geisterhaus verkommen, nur der Hausmeister und die Housekeeping-Kräfte waren unterwegs, der Großteil der 40 Mitarbeiter war in Kurzarbeit. Reservierungen wurden nur ab Juli angenommen.

Kühlhäuser werden wieder aufgefüllt

Das hat sich nun schlagartig geändert. Seit der Ankündigung von Markus Söder (CSU), Tourismus mit Übernachtungen ab dem 21. Mai in Gebieten mit einer stabilen Inzidenz von unter 100 wieder zuzulassen, nimmt das Parkhotel wieder Reservierungen an. Und zwar jede Menge davon.

"Heute waren es mehr als 100, die Nachfrage ist riesig", sagt Geschäftsführer Klaus Horrolt. Gestern hatte er bereits ein erstes Treffen mit den Mitarbeitern, um rechtzeitig alles für die Öffnung vorbereiten zu können.

Nach der zweiten Verlängerung des Lockdowns hatten alle Getränke weggeschüttet werden müssen, auch die meisten Speisen landeten notgedrungen im Müll. "Jetzt füllen wir die Kühlhäuser wieder auf und müssen so planen, als ob wir am 21. Mai öffnen dürften. Wir hoffen, dass wir dann nicht wieder alles wegschmeißen müssen", sagt Horrolt.


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Gestern lag der Inzidenzwert im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen noch bei 104,5. Und selbst wenn er am 21. Mai stabil unter 100 sein sollte: "Was passiert, wenn er dann wieder steigt, während die Gäste da sind? Müssen wir die dann sofort wieder rausschmeißen?", fragt sich Horrolt.

Gäste mussten rausgeschmissen werden

Schon einmal hat er das erleben müssen, beim ersten Lockdown im vergangenen Jahr. Am 12. März bekam er da die E-Mail, dass das Hotel schließen muss, am 14. März war Horrolt bei der Verabschiedung der Gäste dabei. "Das war eine furchtbare Erfahrung. Das möchte ich nicht noch einmal erleben", erzählt er.

Er wünscht sich klare, verlässliche Aussagen von der Politik, mit denen er als Unternehmer planen kann. "Jetzt müssen wir das Spiel halt auf Gedeih und Verderb mitspielen – mit allen Risikofaktoren", so Horrolt.

Viele Fragen sind noch offen: Wie oft müssen sich die Urlauber testen lassen? Was passiert, wenn jemand positiv getestet wird? Jedes Detail muss geklärt werden, zum Beispiel, was mit den Wellness-Bereichen passiert. "Letztes Jahr durften wir unser Schwimmbad erst zehn Tage später öffnen", erinnert sich Hotelier Horrolt.

Viele kurzfristige Stornierungen?

"Wir können uns nicht wirklich vorbereiten, weil wir ja nicht wissen, worauf", verdeutlicht Hans-Dieter Niederprüm, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Fränkisches Seenland. Die Buchungslage in den Ferienwohnungen sei sehr gut, weil sich die potenziellen Gäste auch sicher sein könnten, dass sie bis zuletzt kostenlos stornieren können. Ob sie dann tatsächlich kommen, ist allerdings unklar.

Denn viele Reisende buchen vorsichtshalber mehrere Unterkünfte in unterschiedlichen Landkreisen, um am Ende auf keinen Fall ohne Urlaubsdomizil dazustehen. Die anderen gebuchten Unterkünfte werden dann eben kurzfristig storniert.

Der Campingplatz des Zweckverbandes Brombachsee bei Langlau ist schon seit vielen Monaten für die Pfingstferien ausgebucht. Jetzt kann man eigentlich nur noch warten, ob die Gäste kommen dürfen – und welche von ihnen.


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"Letztes Jahr durfte anfangs nur kommen, wer sein eigenes Klo dabei hatte. Also Wohnmobile und Wohnwagen. So etwas kann uns jetzt wieder blühen", verdeutlicht Dieter Hofer, Geschäftsleiter des Zweckverbandes die Lage.

Falls auch alle anderen kommen dürfen, ist vorgesorgt: Auf dem Campingplatz gibt es Einbahnstraßenregelungen, in den Sanitärgebäuden ist die zugelassene Personenanzahl begrenzt, jedes zweite Waschbecken und Pissoir ist abgeklebt.

Corona-Test bei der DLRG

Die sieben Wasserrettungsstationen rund um den Brombachsee wollen schon bald Corona-Schnelltests anbieten, die vier Stationen der DLRG starten bis spätestens Sonntag, die drei Stationen der Wasserwacht sollen demnächst folgen. Das Angebot könnte bei Bedarf ausgeweitet werden. "Die Frage ist nur, wer die Kosten übernimmt, wenn sich die Urlauber täglich oder jeden zweiten Tag testen lassen müssen. Der Campingplatz wird das sicher nicht übernehmen können", kündigt Hofer an.

Trotzdem freut man sich natürlich über die Perspektive, schließlich ist das Pfingst-Geschäft für das Seenland fast noch wichtiger als die Sommer-Saison. Zumindest an den Stränden muss man bislang noch keine FFP2-Maske tragen, auch Segelkurse und das Segeln allgemein sowie der Verleih von Brettern für das Stand-Up-Paddling sind erlaubt.

Auf den Liegewiesen soll die Polizei verstärkt kontrollieren, ob die Abstandsregeln eingehalten werden, seit diesem Jahr ist überdies ein Kommunaler Ordnungsdienst unterwegs, der auch ein genaues Auge auf die Corona-Regeln haben soll.

Große Nachfrage in der Fränkischen Schweiz

"Seit bekannt ist, dass Tourismus ab dem 21. Mai theoretisch möglich ist, steht das Telefon bei uns nicht mehr still", sagt Matthias Helldörfer, Leiter der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz. Die Gäste haben jede Menge Fragen, die das Team der Tourismuszentrale aber oft nicht beantworten kann. Denn die genauen Regelungen für den Tourismus will die bayerische Staatsregierung erst kommende Woche veröffentlichen.

"Wir würden uns wünschen, dass man sich erst die Regelungen und die möglichen Probleme überlegt, und erst dann vor die Presse tritt. Aber das ist ja schon während der ganzen Pandemie so gelaufen wie jetzt", meint Helldörfer. Etliche Betriebe seien deshalb noch zurückhaltend und planen derzeit noch nicht konkret die Öffnung. "Sie wollen erst abwarten, wie aufwändig oder niederschwellig die Regelungen und Dokumentationspflichten wirklich sind, und dann entscheiden, ob sie das leisten können", sagt Helldörfer.

"Wenn Ostern verregnet ist, holst du den Umsatz das ganze Jahr nicht mehr rein", sage man in der Fränkischen Schweiz. Jetzt habe man sehr viele verregnete Pandemie-Monate hinter sich. "Da zählt wirklich jeder Tag für die Betriebe, es ist ein Kampf ums Überleben", betont Helldörfer.


Überfüllte Parkplätze und zahlreiche Ausflügler in der Fränkischen Schweiz


Wobei sich natürlich alle freuen, jetzt zumindest wieder eine Perspektive und ein konkretes Datum zu haben. Die Fränkische Schweiz wurde zuletzt zwar von Ausflüglerscharen überrollt wie nie zuvor, doch die konnten statt Geld nur Müll, zugeparkte Wiesen und verärgerte Anwohner zurücklassen.

"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand"

Von Übernachtungsgästen haben die Einheimischen natürlich deutlich mehr. Und mit der Öffnung der Außengastronomie können auch die Tagesgäste wieder mehr Geld in der Region lassen. Denn das ist dringend nötig.

"Wir stehen mit dem Rücken zur Wand", sagt Joachim Kastner, Geschäftsführer des Hotels Schloss Burgellern bei Scheßlitz (Kreis Bamberg), zugleich Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga im Raum Bamberg. Noch immer warte man auf die Auszahlung von Überbrückungshilfen. Zwar habe man noch für Geschäftsreisende geöffnet gehabt. "Aber das war eigentlich nur Beschäftigungstherapie", sagt er.

Jetzt plane man trotz aller Unsicherheiten fest mit dem 21. Mai. Beim Einkauf von Speisen und Getränken will Kastner aber zurückhaltend sein. "Kein Gast kann erwarten, dass es gleich so sein wird wie immer", sagt er. Die Nachfrage sei nichtsdestotrotz riesig. "Die Leute wollen sich jetzt unbedingt einbuchen, egal was kommt", erzählt Kastner.

Empörung über die Politik

Er empört sich mächtig über die Politik, die nun erwarte, dass man auf Knopfdruck funktioniere. "Vorher hat man uns sechs Monate lang wie Aussätzige behandelt und das Wort ,Hotel‘ nicht mehr in den Mund genommen. Wir haben trotz der vielen Kontakte keine Priorität beim Impfen", beklagt sich Kastner.

Der Großteil der Branche kämpft ums Überleben. Doch einige Gastronomen konnten sich in der To-Go-Ecke gut einrichten. "Manche machen ein besseres Geschäft als vorher und sparen sich zugleich Personalkosten. Da überlegen sich einige, erst mal beim To-Go-Geschäft zu bleiben und den Biergarten gar nicht aufzusperren", sagt Helldörfer.

In Memmelsdorf bei Bamberg etwa ist ein "Schäuferla Drive-in" entstanden. Jeden Samstag wird überdies ein Wohnmobildinner angeboten (etliche Betriebe in der Region haben ein ähnliches Angebot). Auf dem Parkplatz stehen dann zehn Wohnmobile, die Gäste bekommen ein Drei-Gang-Menü direkt zum Fahrzeug geliefert. "Es ist der Hammer, wie gut dieser Drive-In läuft. Da sind während der Pandemie wirklich einige pfiffige Ideen entstanden", berichtet Helldörfer.

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