Astrazeneca: "Das ist ein Super-Impfstoff"

15.4.2021, 07:28 Uhr
Dr. Volker Rösch (re.) impft nicht nur im Schwabacher Impfzentrum (hier den 82-jährigen Alt-Oberbürgermeister Hartwig Reimann), sondern auch in seiner Praxis. Er appelliert an die über 60-Jährigen, eine Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca nicht auszuschlagen. Der Impfstoff sei sehr, sehr gut und so sicher, wie ein Vektor-Impfstoff nur sein kann.

© Gerner, NN Dr. Volker Rösch (re.) impft nicht nur im Schwabacher Impfzentrum (hier den 82-jährigen Alt-Oberbürgermeister Hartwig Reimann), sondern auch in seiner Praxis. Er appelliert an die über 60-Jährigen, eine Impfung mit dem Vakzin von Astrazeneca nicht auszuschlagen. Der Impfstoff sei sehr, sehr gut und so sicher, wie ein Vektor-Impfstoff nur sein kann.

"Das ist wirklich ein Super-Impfstoff. Studien zeigen, dass er gerade bei Älteren noch besser wirkt als die ebenfalls hochwirksamen neuen mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna", sagt Volker Rösch. Und: Er sei so sicher, wie ein Impfstoff nur sein kann. Dass viele Menschen nach dem Hin und Her um die Zulassung und nach dem Auftreten von ganz seltenen schweren Nebenwirkungen bei jüngeren Frauen vorsichtig sind, kann Rösch zwar verstehen. Nicht nachvollziehen kann er aber, dass viele Senioren ihre Impftermine absagen oder einfach verstreichen lassen, wenn sie hören, dass in der Ampulle der Vektor-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers ist.

Dieses Verhalten, klagt Rösch, sei schlecht für denjenigen, der geimpft werden soll, weil er dann weiter auf die Spritze warten muss. Es sei aber auch schlecht für die gesamte Impfkampagne. Wie weit das führen kann, hat man jüngst im Landkreis Roth gesehen, wo Anfang der Woche noch über 1000 Dosen von Astrazeneca im Kühlschrank gelagert wurden, weil sie nicht so schnell wie erhofft an den Mann beziehungsweise an die Frau gebracht werden konnten.


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Im Schwabacher Impfzentrum ist man zwar ein ganzes Stück weg von diesen Dimensionen. Aber auch der Schwabacher Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht, zuständig für das örtliche Impfzentrum, räumt ein, dass der Arbeits- und Überzeugungs-Aufwand im Schnitt um ein Vielfaches höher ist, bis eine Dosis von Astrazeneca verimpft ist. "Wir bemühen uns wirklich, aber manchmal ist es schon frustrierend, wenn Leute nach der ganzen Anmeldeprozedur im letzten Moment aufstehen und ohne Spritze wieder gehen."

Kein Fall von schweren Nebenwirkungen

Volker Rösch bedauert, dass Astrazeneca durch Berichte in den Medien solch einen schlechten Ruf bekommen hat. "Das ist nicht gerechtfertigt." Bei Millionen von Impfungen habe in keinem Fall bei über 60-Jährigen schwere Nebenwirkungen gegeben. "Jede Grippeimpfung, jede Impfung vor einer Fernreise und ganz viele handelsübliche Schmerzmittel sind gefährlicher." Bei Astrazeneca würden die Vorteile die minimalen Risiken um ein vieltausendfaches übersteigen, sagt der Mediziner.

Auch Rösch berichtet aus seiner Praxis von deutlich erhöhten Beratungsbedarf, wenn Astrazeneca verimpft werden soll. "Das kann ich machen, wenn es um 10 oder 20 Patenten geht. Aber wir werden bald in eine Phase eintreten, dass die Hausärzte 100 Dosen und mehr pro Woche verimpfen können. Dann fehlt die Zeit, jeden Zauderer zu überzeugen."

Zeit ist in der Impfkampagne aber bekanntlich einer der entscheidenden Faktoren. "Wir wollen doch so schnell wie möglich unser altes Leben zurück", betont Rösch. "Und ich habe den Eindruck, wir könnten dort schneller hinkommen, wenn mehr mitziehen."

Alter spielt eine Rolle

Astrazeneca war in die Schlagzeilen geraten, weil sich in einigen Dutzend Fällen - mit einer Ausnahme ausnahmslos bei jüngeren Frauen - so genannte Hirnvenenthrombosen gebildet hatten. Deshalb waren Impfungen zunächst ausgesetzt und dann nur für über 60-Jährige wieder zugelassen worden. Seitdem wurde kein einziger Fall dieser extrem seltenen Nebenwirkung mehr kommuniziert.

Nur in ganz wenigen Fällen wird bei Senioren von einer Corona-Impfung mit dem Vakzin von Astazeneca abgesehen. Dann nämlich, wenn der Impfwillige schon einmal Probleme mit Thrombosen gehabt haben. "Dann ist es sicher sinnvoll, auf andere Impfstoffe auszuweichen. Und das machen wir auch", sagt Rösch.


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Geklärt ist inzwischen, wie es mit den Jüngeren weitergeht, die aufgrund einer Vorerkrankung oder aufgrund ihres Berufs (Polizisten, Lehrkräfte, Kita-Personal) schon eine erste Spritze mit Astrazeneca bekommen haben. Die fällige Zweitimpfung werde mit dem Vakzin von Biontech oder Moderna vorgenommen. In der Praxis, räumt Rösch ein, sei dieses Vorgehen zwar nie in größerem Stil getestet worden _ einfach, weil es mRNA-Impfstoffe ja auch erst seit Ende 2020 gebe. Aber auch hier rät der Mediziner zu großer Gelassenheit. "Es gibt nullkommanull Indizien dafür, dass die Impfstoffe nicht miteinander verträglich wären", sagt er. Mehr noch: "Viele Experten gehen sogar davon aus, dass der Schutz vor einer schweren Covid-19-Erkrankung dann noch besser funktioniert als ohnehin schon."

Immerhin: Dass es mit den Schutzimpfungen vorangeht, macht eine neue Zahl deutlich: "In den nächsten Tagen werden wir in Schwabach die 10000. Spritze setzen", kündigt Stadtrechtsrat Knut Engelbrecht an. Es ist noch ein weiter Weg zur Herdenimmunität. Aber ein gutes Stück des Weges in der 41000-Einwohner-Stadt ist damit schon einmal zurückgelegt.

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