Augsburgs Feuerwehrleute trauern um getöteten Kameraden

8.12.2019, 15:05 Uhr
Am Königsplatz in Augsburg trauern Feuerwehrmänner um ihren Kameraden. Der 49-Jährige war am Freitagabend in seiner Freizeit in einer Auseinandersetzung mit einer Gruppe so schwer verletzt worden, dass er starb.

© Stefan Puchner, dpa Am Königsplatz in Augsburg trauern Feuerwehrmänner um ihren Kameraden. Der 49-Jährige war am Freitagabend in seiner Freizeit in einer Auseinandersetzung mit einer Gruppe so schwer verletzt worden, dass er starb.

Zahlreiche Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr säumen am Sonntagvormittag den Augsburger Königsplatz. Was wie ein Großeinsatz anmutet, ist tatsächlich eine Trauerversammlung. Dutzende Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr versammeln sich schweigend um einen Baum, an dem mit Kerzen, Rosen und einem Kranz an einen Kollegen erinnert wird. Am späten Freitagabend war der 49 Jahre alte Feuerwehrmann bei einem Streit mit einer Gruppe junger Männer an dem zentralen Augsburger Platz getötet worden. Die Polizei hat am Sonntagnachmittag den 17-jährigen Hauptverdächtigen sowie einen weiteren Verdächtigen festgenommen.

Am Tatort erinnert ein Windlicht an das Opfer. "Wir sind bei Dir", steht auf dem Glas, und weiter: "Deine Freunde von der Berufsfeuerwehr Augsburg". Auf einem Zettel steht: "Als Retter gekommen & Als Engel gegangen. R.I.P." Stumm schauen die Brandschützer in ihren Uniformen auf die glimmenden Grablichter und die roten sowie weißen Blumen.

Selbst Friedhelm Bechtel, langjähriger Pressesprecher der Berufsfeuerwehr, ist nicht zum Reden zumute. "Wir trauern, wir sind emotional so drin", sagt er nur. Am Samstag hatte sich die traurige Nachricht bei den Wehren im Raum Augsburg verbreitet. Die Freiwillige Feuerwehr im Vorort Neusäß versah die eigene Facebook-Seite mit einem Trauerflor. Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) informierte die Bürger ebenfalls über Facebook: "Trauer macht mein Herz schwer. Augsburg ist Schauplatz einer folgenschweren Gewalttat geworden", schreibt der Rathauschef.

Der Bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat allen Angehörigen über Twitter sein Mitgefühl ausgedrückt. "Wir alle sind erschüttert über die schreckliche Gewalttat in Augsburg."

"Was mich wirklich aufgewühlt hat, ist, dass in Augsburg ein friedfertiger Bürger totgeschlagen wurde, schlichtweg totgeschlagen wurde. So etwas wühlt mich auf", erklärte Bundesinnenminister Horst Seehofer am Sonntag in einem Interview mit dem BR.

Sicherheitspolitiker und Nürnberger Landtagsabegeordneter Stefan Schuster (SPD), selbst lange Jahre Berufsfeuerwehrmann, verurteilt den tödlichen Angriff in Augsburg und bittet um Vertrauen in die Behörden. "Es ist erschreckend, dass ein Weihnachtsmarkt-Besuch so endet. Ich bin selbst Berufsfeuerwehrmann, deswegen hat mich die Nachricht besonders betroffen gemacht. Mein Mitgefühl gilt den Hinterbliebenen des Opfers und den Kolleginnen und Kollegen der Augsburger Feuerwehr."

Nach den bisherigen Ermittlungen waren am Freitag gegen 22.40 Uhr zwei befreundete Ehepaare am Königsplatz mit einer siebenköpfigen Gruppe junger Männer in Streit geraten. Die beiden Ehemänner wurden gegen den Kopf geschlagen. Obwohl die alarmierten Streifenpolizisten sofort Erste Hilfe leiteten, starb der 49-Jährige rund 50 Minuten nach dem verhängnisvollen Schlag noch vor Ort im Notarztwagen. Sein 50 Jahre alter Freund wurde massiv im Gesicht verletzt. Die Ehefrauen blieben körperlich unversehrt. Wegen des Schocks konnte aber die Frau des gestorbenen Feuerwehrmannes zunächst nicht befragt werden.

Die Gruppe mit den unbekannten Tätern soll nach den Schlägen vom Tatort zunächst in Richtung des Hauptbahnhofs geflüchtet sein. Der Königsplatz, genannt "Kö", wird täglich von Zehntausenden Menschen passiert. Es ist der zentrale Umsteigebahnhof für den Nahverkehr in Augsburg, hier treffen sich die Straßenbahnen aus den verschiedenen Richtungen.

Der "Kö" ist seit langem aber auch ein Kriminalitätsschwerpunkt in Bayerns drittgrößter Stadt. Nachdem in den vergangenen Jahren die Zahl der Straftaten dort massiv zugenommen hatte und im Durchschnitt jeden Tag mindestens eine Tat registriert wurde, startete vor knapp einem Jahr eine Videoüberwachung. Dutzende Kameras zeichnen nun das Geschehen dort auf. "Dieser Bereich wird zu Ihrer Sicherheit videoüberwacht", informiert das Augsburger Polizeipräsidium die Bürger mit Hinweisschildern.