"Ausschlafen ist in Ordnung": Tipps für Eltern im Alltag mit Corona

18.3.2020, 12:03 Uhr
Auch der Stadtpark in Neumarkt bleibt geschlossen.

© hauke höpcke, NN Auch der Stadtpark in Neumarkt bleibt geschlossen.

Kinder wollen mit anderen Kindern spielen - dürfen sie das eigentlich noch? Die inzwischen bekannte offizielle Antwort der Behörden lautet, es werde empfohlen, soziale Konktakte so weit wie möglich zu vermeiden. Konkreter lässt sich das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) trotz expliziter Nachfrage dazu nicht ein.

Tatsächlich treffen sich Kinder landesweit nach wie vor zum Fußballspielen, Herumtoben und Trampolinhüpfen. Ein generelles Verbot, eine Ausgangssperre gibt es (noch) nicht. Thomas Reichert, fachlicher Leiter des Schulamts in Nürnberg, sagt trotzdem klipp und klar: "Die Kinder sollen jetzt einfach allein mit ihren Eltern daheim bleiben, sonst hätten wir ja die Schulen nicht schließen müssen." Auch Übernachtungen bei Freunden seien völlig kontraproduktiv.

Vor allem kleinere Kinder bis zur sechsten, siebten Klasse verstünden nicht, was da gerade passiert, sagt Reichert. Es gebe aber nichts, was man ihnen nicht erklären könnte, wenn es altersgerecht erfolgt. Beispielsweise sollte über die Bedeutung des Wortes "Hamsterkauf" gesprochen werden, "dann denken vielleicht auch ein paar Eltern noch mal über ihr Verhalten nach". Auf keinen Fall, so der Experte, sollten Ängste geschürt werden. Darauf könnten die Kinder mit aggressivem Verhalten reagieren.


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Eine weitere Herausforderung für Familien ist fraglos die Vermittlung des Lernstoffes, der normalerweise im Unterricht erklärt würde. Hier empfiehlt Reichert, die Schulthemen auf ein- bis zweistündige Einheiten über den Tag zu verteilen. "Es ist nicht sinnvoll, daheim von 8 bis 13 Uhr normalen Unterricht zu simulieren", meint Reichert. Die Kinder müssten zwar begreifen, dass sie keine Ferien haben, aber erst mal ausschlafen und schön frühstücken sei schon auch in Ordnung.

Ihre Pausen würden die Kinder natürlich gerne mit Gleichaltrigen verbringen, das ist Reichert bewusst. Dennoch bleibt er bei seiner eindeutigen Botschaft: "Wenn wir unser ganzes Leben so runterfahren wie jetzt, dann müssen wir einfach Zeit haben, uns mit unseren Kindern zu beschäftigen." Der Schulamtsleiter rät, den Nachwuchs so weit wie möglich an den eigenen Abläufen teilhaben zu lassen, also gemeinsam zu kochen, im Garten zu arbeiten, etwas zu basteln. "Auch die gute alte Spielesammlung könnte man mal wieder rausholen", legt Reichert den Eltern nahe.


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Handyverbote sollten dagegen gerade jetzt nicht ausgesprochen werden. "Wenn die Kinder ihre Freunde nicht treffen, sollten sie wenigstens mit ihnen kommunizieren können."


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Die Praxis der ersten Tage im Corona-Ausnahmezustand zeigt, dass sich viele Familien schwertun, den Empfehlungen der Behörden Folge zu leisten - nicht zuletzt, weil die einen Nachbarn so verfahren und die anderen anders. Das provoziert möglicherweise sozialen Druck und bohrende Fragen der Kinder. "Die Eltern", so Reichert, "müssen einfach versuchen, sich untereinander abzusprechen."

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