Bad Aibling: Zugstrecke noch mindestens eine Woche gesperrt

15.2.2016, 11:20 Uhr
Bad Aibling: Zugstrecke noch mindestens eine Woche gesperrt

© dpa/Sven Hoppe

Die Unfallstrecke im oberbayerischen Bad Aibling wird nach Einschätzung der Deutschen Bahn noch mindestens bis Ende der neuen Woche gesperrt bleiben. Nachdem die Einsatzkräfte die Aufräumarbeiten am Wochenende weitgehend abgeschlossen haben, stehen nun Reparaturen am schwer beschädigten Gleis an.

Die Ursache für die Katastrophe mit elf Toten und rund 80 Verletzten ist weiter unklar. Wann mit neuen Erkenntnissen zu rechnen sei, konnte die Polizei am Sonntag nicht sagen. Die Auswertung der dritten Blackbox läuft. In einem ökumenischen Gottesdienst haben die Menschen in Bad Aibling am Sonntagnachmittag der Opfer des Zugunglücks gedacht.

Am Montagmorgen soll die Instandsetzung an der Strecke beginnen, wie die Bahn mitteilte. 120 Meter Gleisanlagen müssen repariert, 180 Meter Schwellen ausgetauscht und einige Tonnen Schotter verbaut werden. Dafür setzten die Fachleute unter anderem eine sogenannte Gleisstopfmaschine mit Schotterpflug sowie Zweiwegebagger ein.

Kein Platz für den Bergungskran

Die Reparaturen sind auch nötig, um einen Waggon der Unglückszüge abzutransportieren. Den hatten die Arbeiter neben das Gleis gestellt. Weil dieses so stark demoliert ist, kann ein 160 Tonnen schwerer Bergungskran bisher nicht direkt an den Zugteil heranfahren. Nach Abschluss der Reparaturen müssen noch die Oberleitungen wieder installiert werden. Dann stehen Testfahrten an.

Die Ermittler wollen nach Angaben der Polizei versuchen, den Unfallhergang zu klären: Laut einem Sprecher sollen zwei Züge ähnlich wie bei dem Crash – aber mit deutlich geringerer Geschwindigkeit – aufeinander zufahren. Damit werde kontrolliert, ob die automatischen Bremssysteme funktionieren. Auch die Bahn muss testen, ob die Strecke wieder fahrtüchtig ist. 

Nach einer Woche Faschingsferien in Bayern beginnt am Montag wieder die Schule. Ein Ersatzverkehr per Bus ist eingerichtet. Die Bayerische Oberlandbahn, die die Strecke betreibt, kündigte an, für die Schüler am Morgen und Nachmittag zusätzliche Busse einzusetzen.

Die beiden Regionalzüge waren am Dienstag auf der eingleisigen Strecke zwischen Holzkirchen und Rosenheim mit etwa Tempo 100 ungebremst ineinander gerast. Dabei wurden elf Menschen getötet und rund 80 weitere verletzt. Nach wie vor seien einige im kritischen Zustand, sagte der Sprecher der Polizei. Mit Rücksicht auf das Befinden der Überlebenden hätten die Beamten viele Zeugen noch nicht vernommen. „Es geht ja nicht nur um die körperliche, sondern auch um die psychische Belastung.“

Am Sonntag, fünf Tage nach der Katastrophe, gedachten die christlichen Kirchen in einem ökumenischen Gottesdienst der Opfer.

Dritte Blackbox beschädigt 

Die Ursache des Unglücks steht den Angaben zufolge immer noch nicht fest. Zwei Fahrtenschreiber aus den Unglückszügen sind ausgewertet. Dabei fanden Experten keine Hinweise darauf, dass Signale missachtet wurden. Die dritte Blackbox war erst am Freitag beim Aufräumen aufgetaucht. Weil sie beschädigt ist, gilt die Auswertung als schwierig. Wann die Fachleute Ergebnisse präsentieren können, konnte der Polizeisprecher am Wochenende noch nicht sagen. „Bei den ersten beiden hat es von Dienstag bis Freitag gedauert“, gab er zu bedenken.

Die Unfallstrecke war schon einmal Ort einer Zugkatastrophe. Wie das „Oberbayerische Volksblatt“ berichtete, waren vor knapp 71 Jahren nur 800 Meter von der aktuellen Unglücksstelle entfernt zwei Züge zusammengestoßen. Damals, kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, seien 5 Wehrmachtsangehörige gestorben und 21 verletzt worden. Ursache sei gewesen, dass die Fernsprech- und Fernmeldeleitungen zwischen Bad Aibling und Kolbermoor seit Tagen unterbrochen waren. Die Zugfahrten seien deswegen auf Sicht durchgeführt worden.

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