Keine Einzelkämpfer: Kleinunternehmertag in Bad Windsheim
17 Firmen präsentieren sich am 16. Mai mit viel Programm am Marktplatz - 05.05.2015 08:35 Uhr
Kathrin Newman fotografiert Neugeborene. Mit einer Puppe zeigt sie, wie in ihrem kleinen Fotostudio gearbeitet wird, wie der Kopf des schlafenden Babys mit Kissen unterstützt und ein passender Hintergrund geschaffen wird.
05.05.2015 © Claudia Lehner
Als Kleinunternehmer gilt unter anderem, wer nicht über 17.500 Euro Umsatz im Jahr macht. Um den Inhabern der Firmen das Arbeiten zu erleichtern, gelten besondere Regeln. So muss in den Rechnungen keine Umsatzsteuer ausgewiesen werden, dafür wird auch die Vorsteuer nicht erstattet, die bei den Einkäufen für das Unternehmen bezahlt wird.
Einfacher soll es den Firmengründern damit gemacht werden, denn trotz ihres geringen Umsatzes haben sie sich um vieles selbst zu kümmern, was in größeren Firmen unter den Angestellten aufgeteilt oder extern vergeben werden kann. Kathrin Newman versucht selbst für ihre kleine Firma zu werben, Kunden zu gewinnen und das mit möglichst wenig Aufwand, denn viel bleibt noch nicht hängen, betont sie. Sie ist für die Buchhaltung zuständig, organisiert ihre Termine selbst, schießt die Fotos und bearbeitet sie. Am Ende bleibt rechnerisch ein Verdienst pro Stunde weit unter dem Mindestlohn, sagt sie.
Nicht mehr als Einzelkämpfer
Kleinunternehmerin zu sein, war nicht ihr ursprünglicher Plan. Eigentlich hätte sie gerne wieder als Angestellte gearbeitet. Doch als sie Anfang 2013 aus den USA nach Bad Windsheim zurückkam, wurde ihr schnell klar, dass es mit zwei Kindern nicht so einfach ist, einen Job in Teilzeit zu finden. Letztlich entschloss sie sich für ein eigenes Projekt. Denn trotz aller Herausforderungen hat es für sie als Mutter Vorteile, daheim zu arbeiten und ihre Termine selbst bestimmen zu können.
Was Kathrin Newman nicht gefällt, ist, Einzelkämpfer zu sein, auch wenn sie betont, dass sie viel Hilfe bekommen hat. Und dennoch wollte sie nach einem Jahr, dass Bewegung in ihr Projekt kommt. „Ich sitze alleine im Keller. Es kann nicht sein, dass ich die einzige bin, der es so geht.“ Darin war sie sich sicher und suchte nach anderen. Zuerst im Internet, im sozialen Netzwerk Facebook. Eigentlich sollte es eine Seite werden für Kleinunternehmer in Bad Windsheim, aber auch solche in Neustadt und Ansbach zeigten Interesse. Dort kann man sich austauschen, sich gegenseitig helfen. „Wir sind keine Konkurrenz füreinander, nehmen uns keine Kunden weg“, sagt die 28-Jährige.
Es sind häufig sehr spezielle Angebote, mit denen die Unternehmer ihre Marktnische suchen: Eine Burgbernheimerin bietet zum Beispiel Sugaring, Haarentfernung mit Zucker, an, ein Neustädter verziert alles Mögliche vom Motorrad bis zur Küchenmaschine mit Airbrush, einer Technik, bei der durch Luftdruck Farbe aufgesprüht wird. Schnullerkettchen, Accessoires für Hunde, selbst gestaltete Karten und einiges mehr werden hergestellt. Dienstleistungen rund ums Haus werden angeboten oder Hundetraining.
In der Spezialisierung liegt eine Chance, ist sich Newman sicher. Sie hat als Freie Mitarbeiterin für Zeitungen gearbeitet und dabei fotografiert, sich dann mit einem Fernkurs weitergebildet. Was sie jetzt macht, dafür gibt es keine Ausbildung. Sie fotografiert Neugeborene, die drei bis zehn Tage alt sind und noch sehr viel schlafen. Bekannt sind die Bilder von Anne Geddes. Newman hat ihren eigenen, natürlicheren Stil. Sie hat sich im Internet informiert, besonders bei Kollegen aus den USA, wo dies viel verbreiteter ist, vieles ausprobiert und Ausrüstung selbst gebastelt, die es nicht zu kaufen gibt. Sie verkauft nicht nur die Fotos, sondern auch Grußkarten und Alben.
Besonders viele Kleinunternehmer sind Mütter wie sie selbst, andere wollen ihr Hobby zum Beruf machen, arbeiten aber noch Vollzeit als Angestellte, solange sie ihre Firma aufbauen, erzählt Newman. Es ist „ein schöner Einstieg zum Ausprobieren“. Doch sei es schwierig, ernst genommen zu werden. Erste Kontakte zum Verein Unternehmen vereint für Bad Windsheim hat Newman schon geknüpft. Nun wollen die Kleinunternehmer in die Öffentlichkeit treten.
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Von 10 bis 16 Uhr gibt es am Samstag, 16. Mai, am Bad Windsheimer Marktplatz Programm vom Kinderschminken bis zum Basteln von Ballontieren.
Vor allem aber stellen sich 17 Unternehmer mit ihren Angeboten vor. Denn die meisten wollen mehr erreichen, den Status als Kleinunternehmer hinter sich lassen. Das wünscht sich auch Newman. Der Kleinunternehmertag soll ein Schritt dahin sein.
CLAUDIA LEHNER

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