Erhitzen hilft - und sonst?

Bakterien im Trinkwasser: So geht die Region mit dem Abkochgebot um

23.7.2021, 05:54 Uhr
Bakterien im Trinkwasser: So geht die Region mit dem Abkochgebot um

© Ulf Mauder, dpa

Vor einigen Wochen noch mussten sich Michael Snehotta und seine Familie keine Gedanken über das Zähneputzen machen. Seit Anfang vergangener Woche ist das anders. Für Pfofeld im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen, wo der 48-Jährige wohnt, gilt seitdem ein Abkochgebot. Das Trinkwasser muss nun auf 100 Grad Celsius erhitzt werden und dann langsam - über zehn Minuten - abkühlen. So werden die Darmbakterien abgetötet.

"Es ist alles etwas umständlich", sagt Snehotta. "Der Tagesablauf hat sich geändert." Jeden Morgen um 6.30 Uhr kocht er fünf Liter Wasser ab. Weil die Menge aber viel zu lange brauchen würde, um abzukühlen, wird jenes Wasser genutzt, das bereits am Vortag erhitzt wurde und im Kühlschrank steht. "Es sind immer zehn Liter im Umlauf."

Eineinhalb Liter stellt der Vater morgens ins Bad. Damit können sich die Kinder etwa die Zähne putzen. Duschen ist, da ist Snehotta ganz froh, trotz Abkochgebot weiter ohne vorherige Maßnahmen möglich. Das Gesundheitsamt rät jedoch, das Wasser nicht zu verschlucken.

Auch für den Kaffee, zum Waschen von Salat und zum Trinken muss die Familie auf abgekochtes Wasser zurückgreifen. "Wir trinken gern Leitungswasser und mischen es mit ein wenig Apfelsaft." Nach dem Händewaschen mit Leitungswasser nutzt die Familie ein Desinfektionsmittel.


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Entstanden war die Verunreinigung des Leitungswasser nach den Überschwemmungen. Die Folge: zu hohe Werte bei den Escherichia coli Bakterien. Zahlreiche Gesundheitsämter in Franken sprachen daraufhin ein Abkochgebot gegenüber mehreren Wasserversorgern aus. Stationäre Wohneinrichtungen, Krankenhäuser und Dialyseeinrichtungen informierten sie direkt.

Der Klinikverbund ANregiomed hat Sicherheitsmaßnahmen an seinen Standorten Rothenburg und Feuchtwangen getroffen. Seit vergangenen Donnerstag gilt dort das Abkochgebot. Mitarbeiter und Patienten wurden informiert. Es sei schwierig, große Mengen Wasser abzukochen, erklärt der Pressesprecher. Doch ANregiomed hatte Glück, weil noch Sterilwasserfilter vorrätig waren. Diese wurden an zahlreichen Wasserhähnen befestigt - etwa in der Küche. Denn mit dem kontaminierten Wasser ließe sich schließlich kein Gemüse waschen, so der Sprecher.

Die Filter, die auch in der Versorgung immungeschwächter Menschen eingesetzt werden, können mehrere Wochen genutzt werden. "Es ist eine Belastung. Aber es ist alles in einem überschaubaren Rahmen geblieben." Vor Operationen nutzen Ärzte ohnehin Mittel, die permanente oder vorübergehende Keime abtöten.

Trinkbrunnen wurden geschlossen

Das Abkochgebot trifft auch Firmen. Sie müssen darauf achten - ebenso wie Privatpersonen - dass beim Säubern von Wunden nach Unfällen nur abgekochtes oder abgepacktes Wasser benutzt wird. Hersteller von Lebensmitteln müssen das Leitungswasser zuvor ausreichend erhitzen. Zudem wird geraten, hygienisch sensible Räume, Arbeitsgeräte oder Maschinen nur mit Leitungswasser zu reinigen, wenn im Anschluss eine hinreichende Desinfektion gewährleistet ist.

Die Grund- und Mittelschule in Wolframs-Eschenbach hat etwa die Trinkbrunnen in der Einrichtung geschlossen.

Michael Snehotta und seine Familie müssen wohl noch einige Tage das Wasser abkochen. Doch laut des Wasserversorgers Pfofelder Gruppe sei man auf einem guten Weg. Das Wasser in den Hauptleitungen sei wieder sauber. Das Wasser in den Ortsnetzen wird noch geprüft.

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