Verfahren gegen Automaten-Betreiber eingestellt

Ärger um legales Hanf in Franken: Kommt jetzt die große CBD-Expansion?

Tobi Lang

Redakteur

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16.2.2022, 15:52 Uhr
Die einst in Bamberg und Strullendorf konfiszierten Automaten werden derzeit in einer Werkstatt aufbereitet. Schon bald sollen sie wieder aufgestellt werden. 

© Wolf Tabakwaren Die einst in Bamberg und Strullendorf konfiszierten Automaten werden derzeit in einer Werkstatt aufbereitet. Schon bald sollen sie wieder aufgestellt werden. 

Der fränkische Hanf-Frieden hielt nicht lange. Nur ein paar Tage, nachdem in Bamberg und Strullendorf zwei CBD-Automaten aufgebaut wurden, montierte der Betreiber sie wieder ab. Kaum standen die Geräte, kündigte die Staatsanwaltschat eine Beschlagnahmung an. Berauschend, davon sind die Automaten-Besitzer überzeugt, sind die angebotenen Produkte nicht. Statt Joints gibt es dort nur Schokolade und Gummibärchen. Die Behörden witterten aber dennoch Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz.

Zumindest juristisch ist der Bamberger Hanf-Frieden wiederhergestellt. "Das Ermittlungsverfahren wegen der CBD-Automaten wurde zwischenzeitlich eingestellt", teilt die zuständige Staatsanwaltschaft auf Anfrage unserer Redaktion mit. Gleich zwei rechtsmedizinische Gutachten entlasten die Betreiber. THC, so die Staatsanwaltschaft, habe allenfalls "im Spurenbereich" festgestellt werden können. High wird davon niemand.

CBD-Automaten schon vor Monaten konfisziert

Doch worum geht es eigentlich? In den Automaten werden Cannabidiol-Produkte verkauft. Der Stoff wird aus dem weiblichen Cannabis gewonnen und ist nicht psychoaktiv. Er wirkt aber womöglich angstlösend und schmerzlindernd, wird deshalb oft in der alternativen Medizin verwendet - auch große Drogerie-Ketten wie dm und Rossmann nahmen CBD-Produkte ins Sortiment auf. Wegen der unklaren Rechtslage tilgten viele Händler Öle, Seifen und Tees aber wieder aus den Regalen.

Ausgerechnet der Wirbel um die Bamberger Automaten könnte jetzt aber für einen Präzedenzfall sorgen - und die Expansion massiv beschleunigen. Die Betreiber jedenfalls sind erleichtert. "Die Automaten wurden bereits Ende September abgeholt", sagt Anika Streit von WVS. Mittlerweile mehr als 50 Geräte hat das Unternehmen aus dem unterfränkischen Gerolzhofen in der Region aufgestellt. Schon bald sollen es den "CBD-O-Mat" deutlich häufiger geben.

"Es wurden gleich zwei Gutachten erstellt", erklärt Streit. Rechtsmediziner durchleuchteten jedes einzelne Produkt penibel. CBD-Gehalt, THC-Spuren, sogar Koffein. "Es wurde klar dargelegt, dass mit diesen Werten eine berauschende Wirkung ausgeschlossen ist."

Gibt das Bamberger Gutachten Rückenwind?

Rechtssicherheit für den Rest Frankens und Bayern gibt die Entscheidung der Staatsanwaltschaft in Bamberg aber noch lange nicht. Die Behörden stehen vor einem Flickenteppich mit jeder Menge Spielraum. Ist das Hanf ohne Rauschwirkung legal oder nicht? Verwirrung gibt es besonders immer wieder um die sogenannte 0,2-Prozent-Grenze. Pflanzliche Produkte mit einem THC-Gehalt unter eben jenem Wert dürfen verkauft werden - allerdings nur für gewerbliche oder wissenschaftliche Zwecke. Die Abgabe an Endkonsumenten, etwa in Hanf-Shops, ist strikt verboten. Beinhalten CBD-Produkte kein Tetrahydrocannabinol und damit berauschende Stoffe, sind sie legal - das ist zumindest die Deutung vieler Experten.

Doch was verfolgt wird und nicht, entscheiden die Staatsanwaltschaften. "Wir sind durch den Fall etwas schlauer geworden", sagt Streit von WVS. "Ein Anwalt, der uns betreut, schreibt die Behörden proaktiv an." Die Automaten-Betreiber legen detaillierte Listen mit Produkten, Wirkstoffen und Laboruntersuchungen vor. "Erst wenn wir sehen, dass das akzeptiert wird, fangen wir an in neue Gebiete zu gehen."

"Auch für Nürnberg haben wir Neuverträge vorliegen"

Das Bamberger Gutachten gibt den Betreibern Rückenwind. "Das ist jetzt ein grober Richtwert für die Staatsanwaltschaften", erklärt Streit. Jetzt könnte alles ganz schnell gehen. Schon in der kommenden Woche sollen die Automaten in Bamberg und Strullendorf wieder aufgebaut werden. Wenn alles klappt, sagt Streit, kommen schon in wenigen Tagen drei weitere Geräte in Forchheim, eines in Hallstadt und eines in Bamberg dazu.

Folgt auf den Rechtsstreit die große CBD-Expansion? "Auch für Nürnberg haben wir ein paar Neuverträge vorliegen", erklärt Streit. Der Großraum mit Hunderttausenden Menschen ist besonders attraktiv. Zahlreiche Betreiber verbrannten sich aber bereits die Finger - etwa am Hallplatz, wo wie in Bamberg ein Automat nach nur wenigen Tagen von der Polizei abmontiert wurde. Streit sagt: "Wir warten nur noch auf grünes Licht." Womöglich ist der juristische Hanf-Frieden bald in ganz Franken hergestellt.