Bamberg im Kampf gegen Internetkriminalität

23.11.2017, 12:21 Uhr
Bamberg im Kampf gegen Internetkriminalität

© Katja Kiesel

Fakeshops, die die neueste Playstation zu einem Spottpreis anbieten, illegale Streaming-Dienste, auf denen kostenlos oder sehr billig die aktuellsten Kinofilme, E-Books oder Hörbücher angeboten werden, gefälschte E-Mails, die Banken oder Versicherungsidentitäten kopieren und nach persönlichen Daten verlangen, Hacker-Angriffe auf Social Network-Accounts oder Darknet-Phänomene wie Kinderpornografie, Waffen- und Drogenhandel - das Spektrum der Internetkriminalität ist beinahe unerschöpflich und die Täter werden zunehmend professioneller und damit bedrohlicher.

"Fast jedwede Art der kriminellen Straftaten lassen sich auch im Internet ausführen oder das Internet wird als Tatmittel genutzt", weiß der stellvertretende Leiter und Oberstaatsanwalt Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime in Bamberg. 

Bayerische Zentralstelle in Bamberg

Seit dem 1. Januar 2015 befindet sich die bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Internetkriminalität in der oberfränkischen Domstadt. Nach zweimaligem Standortwechsel ist sie seit September diesen Jahres in der Wörthstraße 7 auf dem Lagarde-Kasernengelände zu finden. Die Anzahl der Mitarbeiter steigt stetig, eine zweite Aufstockungsrunde steht bevor und das aktuell rund 20-köpfige Team wird mittlerweile auch von einem eigenen IT-Forensiker unterstützt. 2017 wurden hier bis Ende Oktober bereits rund 1500 Fälle erfasst und dementsprechende Verfahren eingeleitet. "Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs", so Thomas Goger.

Spurensuche im Internet  

Bamberg im Kampf gegen Internetkriminalität

© Katja Kiesel

Die Internetkriminalität hat in den letzten Jahren zugenommen und sie tut es weiterhin - Grund genug für die Justiz und auch die Polizei ordentlich aufzurüsten. Spezialisiert auf Internetkriminalität ist deswegen auch die Zentralstelle in Bamberg. Sie konzentriert sich in ihrer Funktion als Zentralstelle vor allem auf "die großen Fische", besonders komplexe oder bedeutende Fälle, koordiniert aber auch landesweit die Ausbildung und sichert die Kommunikation zwischen den einzelnen Stellen.

Die Ermittlung von Tätern ist nicht immer einfach und besonders im Netz ist die Identität leichter zu verschleiern als außerhalb des virtuellen Lebens. "Dennoch - jeder, der im Internet unterwegs ist, hinterlässt auch seine Spuren", so Thomas Goger. Und diese Spuren denjenigen zuzuordnen, die das Internet in einer illegalen Art und Weise nutzen und sie dingfest zu machen, ist die Aufgabe des Cybercrime-Teams der Generalstaatsanwaltschaft. Denn auch wenn es manchmal den Anschein hat - "das Internet ist kein rechtsfreier Raum", betont Goger und dies soll auch deutlich kommuniziert werden.

Geringe Anzeigenbereitschaft

Doch bevor Spuren verfolgt werden können, müssen die Spezialisten erst einmal auf Rechtsverletzungen aufmerksam werden. Der Oberstaatsanwalt rät auch Betroffenen von verhältnismäßig kleinen Delikten, in jedem Fall die Polizei zu kontaktieren und den Fall zur Anzeige zu bringen. "An beiden Enden der Skala besteht leider eine relativ geringe Anzeigenbereitschaft - ob Einzelpersonen, deren Facebook-Account gehackt wurde oder größere Unternehmen, die einem Betrug aufgesessen sind, Scham oder Angst vor Reputationsverlust führen dazu, dass die Dunkelziffer der Internetkriminalitätsfälle sehr hoch ist. Dazu besteht aber kein Grund - in einem solchen Fall ist man Opfer einer Straftat und hat ein Recht auf Aufklärung."

Tipps für Nutzer

Thomas Goger hat ein paar allgemeine Tipps zur Vorsichtnahme beim Surfen im Internet: "Mit etwas gesundem Misstrauen und einer Portion Menschenverstand lässt sich vieles schon verhindern: Bei Online-Shops, die mit vergleichsweise extrem niedrigen Preisen werben, Mails mit dubiosen Anhängen oder solchen, die nach privaten Details, wie Bankdaten fragen, sollte man wachsam sein. Und natürlich einen aktiven Virenscanner auf seinem Rechner installiert haben". Und auch manchmal zweimal nachzudenken, welche Infos man wirklich mit seinen "Freunden" in sozialen Netzwerken teilt, ist keine schlechte Idee. "Es käme schließlich auch kaum jemand auf die Idee, sich auf den Bamberger Maxplatz zu stellen oder die Stadt mit Flugblättern zu plakatieren, auf denen angegeben ist, wann man sich gerade wo im Urlaub befindet oder in welches neue Wohngebiet man gezogen ist", vergleicht Thomas Goger.

"Die Leute vergessen manchmal, dass das Internet ein für jeden zugänglicher Raum ist und manchmal ist es erschreckend, wie viel die Leute preisgeben und wie einfach es ist, an intime Informationen zu gelangen". Sicher, Facebook, Twitter, Instagram und Co. gehören mittlerweile wie selbstverständlich zu unserem Alltag und sind eine großartige Kommunikationsmöglichkeit - dennoch: Ein bisschen weniger Gedankenlosigkeit mit persönlichen Details und einem wachsamen Auge bei Online-Einkäufen ist zumeist nicht verkehrt und bewahrt möglicherweise vor unangenehmen Überraschungen.

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