Bamberger Traditions-Metzgerei Lessner schließt

12.3.2019, 17:10 Uhr
Bamberger Traditions-Metzgerei Lessner schließt

© Helke Jacob

Sie war immer gut besucht: Die Filiale mit Thekenverkauf in der Keßlerstraße in der Bamberger Innenstadt. Nun wird sie ihre Pforten schließen. "Eingestellt wird die Produktion in Stegaurach und der angegliederte Verkauf", erklärt Geschäftsführer Dieter Köhler. "Notwendige Investitionen und Neuausrichtung auf dem Markt sind wie so oft durch fehlende Nachfolger und Fachkräftemangel nicht realisierbar."

Auf über 80 Jahre Tradition blickt die Metzgerei zurück. Nach dem Christian Lessner und seiner Ehefrau Margarete die Metzgerei gegründet hatten, dessen Sohn das Geschäft dann weiterführte, bevor Enkelin Christine zusammen mit ihrem Mann Dieter Köhler übernahm, möchte die vierte Generation nicht in die Fußstapfen seiner Vorfahren treten. 

Neuer Betreiber: Fleisch & Wurst Häfner aus Ebelsbach

Hoffnung für Bambergs Fleisch- und Wurstkaufende gibt es trotzdem. Peter Häfner aus Ebelsbach übernimmt die vier Lessner-Filialen in der Keßlerstraße, der Memmelsdorfer Straße, im Ertl-Zentrum und im Kaufland in Trosdorf. Die Lessner-Filiale im Kaufland an der Brose-Arena ist und bleibt geschlossen. Ob der Standort in Pödeldorf bleibt, hänge von der Personalsituation ab. Auch der größten Teil der Beschäftigten darf offenbar bleiben.

Fleisch & Wurst Häfner wirbt auf seiner Homepage mit dem Slogan "Ehrlich. Deftig. Fränkisch". Das Hauptgeschäft befindet sich in der Stettfelder Straße 1 in Ebelsbach und besteht seit 1962. Der Metzger betreibt weitere Filialen in Knetzgau, Haßfurt, Königsberg und Hofheim. Neben den üblichen Wurst- und Fleischsortiment kommen in Ebelsbach auch die "Brotzeitler" mit täglich leckerem Essen auf ihre Kosten.

Die Bamberger und ihr Schäuferla

Essen und Trinken ist in Bamberg absolut ein Thema. Die Schwerpunkte der fränkischen Küche liegen auf Fleischgerichten: Schäuferla, Schweine- und Sauerbraten oder Bratwürsten gehören genauso dazu wie Leberkäse, Zwetschenbaames und Dosenfleisch. Generell hält Oberfranken drei kulinarische Rekorde: Auf die Einwohnerzahl bezogen, gibt es in Oberfranken auf 2.080 Einwohner eine Bäcker- oder Konditorei, auf 1.540 Einwohner eine Metzgerei und auf 5.511 Einwohner eine Brauerei.

Bamberger Traditions-Metzgerei Lessner schließt

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Bleiben bei dem Besitzwechsel von Lessner zwei Aspekte zu hoffen: Zum einen, dass das Metzgersterben in Bamberg und Umgebung nicht noch weiter um sich greift – direkt innerstädtisch gibt es lediglich die Metzgerei Hornung in der Kapuzinerstraße. Zum anderen, dass der Bamberger Stammkunde zufrieden sein wird, wenn ein unterfränkischer Metzger oberfränkische Fleisch- und Wurstwaren ablöst. Sind die Unterschiede zwischen den Regionen doch signifikant: Bier bei den einen, Wein bei den anderen, Schäuferla heißt die Schweineschulter in Oberfranken, in Unterfranken dagegen Schäufele. Aber in Anbetracht, dass es diesbezüglich eine ganze Reihe Abwandlungen gibt – Schäufele, Schäuferle, Schäuferla, Schäufala, Schäuferl oder Schäufelchen – dürfte dieser Aspekt das geringste Problem werden.

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