Eine Chronik des Bamberger Konversionsgeländes

18.9.2015, 14:44 Uhr
Seit dem Abzug der Amerikaner Ende September 2014 steht das rund 450 Hektar große Gelände im Osten Bambergs leer. Momentan sind zwar die Tore geschlossen, doch hinter den Kulissen arbeitet die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), zusammen mit der Stadt Bamberg an der Übernahme der Gebäude.
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Seit dem Abzug der Amerikaner Ende September 2014 steht das rund 450 Hektar große Gelände im Osten Bambergs leer. Momentan sind zwar die Tore geschlossen, doch hinter den Kulissen arbeitet die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), zusammen mit der Stadt Bamberg an der Übernahme der Gebäude. © Jule Dressler

Mit der Aufgabe des US-Militärstandortes in Bamberg ging das Gelände an den Bund und damit an die BImA, die die Häuser momentan prüft.
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Mit der Aufgabe des US-Militärstandortes in Bamberg ging das Gelände an den Bund und damit an die BImA, die die Häuser momentan prüft. © Jule Dressler

Dies ist besonders wichtig, denn für die zukünftige Gestaltung des Areals brauchen die Planerteams fundierte Informationen über die vorhandene Bausubstanz.
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Dies ist besonders wichtig, denn für die zukünftige Gestaltung des Areals brauchen die Planerteams fundierte Informationen über die vorhandene Bausubstanz. © Simon Hupfer

So kann abgeschätzt werden, welche Gebäude stehen bleiben können, saniert oder umgebaut werden müssen. Mit dem Abzug der Amerikaner in Bamberg geht eine lange Ära des Militärs zu Ende.
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So kann abgeschätzt werden, welche Gebäude stehen bleiben können, saniert oder umgebaut werden müssen. Mit dem Abzug der Amerikaner in Bamberg geht eine lange Ära des Militärs zu Ende. © Jule Dressler

Solche Szenen wird man deswegen nicht mehr sehen: Ein Stadtführer zeigt in Bamberg stationierten amerikanischen Soldaten die Innenstadt rund um die Alte Hofhaltung.
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Solche Szenen wird man deswegen nicht mehr sehen: Ein Stadtführer zeigt in Bamberg stationierten amerikanischen Soldaten die Innenstadt rund um die Alte Hofhaltung. © dpa

Viele Events und Feste haben die US-Bürger und die Bamberger gemeinsam gefeiert. Im Jahr 2013 wurde die deutsch-amerikanische Freundschaftswoche zum letzten Mal gefeiert. Dort wurde von den Neuankömmlingen traditionell das erste Fass angezapft. Oberbürgermeister Andreas Starke begrüßte die Soldaten in der Domstadt.
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Viele Events und Feste haben die US-Bürger und die Bamberger gemeinsam gefeiert. Im Jahr 2013 wurde die deutsch-amerikanische Freundschaftswoche zum letzten Mal gefeiert. Dort wurde von den Neuankömmlingen traditionell das erste Fass angezapft. Oberbürgermeister Andreas Starke begrüßte die Soldaten in der Domstadt. © Markus Raupach

Der letzte Bamberger Frühling zusammen mit den dort stationierten US-Amerikanern fand im Mai 2014 erstmals auf dem ehemaligen Militärgelände in der Zollnerstraße am Berliner Ring statt.
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Der letzte Bamberger Frühling zusammen mit den dort stationierten US-Amerikanern fand im Mai 2014 erstmals auf dem ehemaligen Militärgelände in der Zollnerstraße am Berliner Ring statt. © Jule Dressler

Jetzt ist dieser Bereich ebenfalls gesperrt. Das Militär in Bamberg hat eine lange Geschichte. Das Hochstift Bamberg war vor der Säkularisierung Haupt- und Residenzstadt eines geistlichen Fürstentums. Bereits in dieser Zeit war das Hochstift Bamberg Standort fürstbischöflicher Invanterie- und Kavallerietruppen.
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Jetzt ist dieser Bereich ebenfalls gesperrt. Das Militär in Bamberg hat eine lange Geschichte. Das Hochstift Bamberg war vor der Säkularisierung Haupt- und Residenzstadt eines geistlichen Fürstentums. Bereits in dieser Zeit war das Hochstift Bamberg Standort fürstbischöflicher Invanterie- und Kavallerietruppen. © Jule Dressler

Nach der Auflösung des Hochstifts wurden weitere Garnisonen nach Bamberg verlegt. Im Zuge der Säkularisierung von 1802 verlor Bamberg nicht nur die Funktion einer Residenzstadt, sondern litt zusätzlich unter der Beseitigung des Hochschul- und zentralen Verwaltungsstandortes. Den Status der Provinzstadt erhielt es dann endgültig mit der Verlegung der Regierung für den Obermainkreis nach Bayreuth.
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Nach der Auflösung des Hochstifts wurden weitere Garnisonen nach Bamberg verlegt. Im Zuge der Säkularisierung von 1802 verlor Bamberg nicht nur die Funktion einer Residenzstadt, sondern litt zusätzlich unter der Beseitigung des Hochschul- und zentralen Verwaltungsstandortes. Den Status der Provinzstadt erhielt es dann endgültig mit der Verlegung der Regierung für den Obermainkreis nach Bayreuth. © Bastian Böttner

Zumindest durch die Verlegung der Garnisonen erfolgte somit ein gewisser Ausgleich für die ehemaligen Residenzstädte im Königreich Bayern, die ihrer Zentralität beraubt wurden. In den darauffolgenden Jahren wurden Klöster, Kirchen und viele andere Gebäude in Bamberg für militärische Zwecke genutzt. Die stadtbildprägenden Neubauten begannen erst im 19. Jahrhundert mit der Koppenhofkaserne beim ehemaligen fürstbischöflichen Gestüt in der Wunderburg.
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Zumindest durch die Verlegung der Garnisonen erfolgte somit ein gewisser Ausgleich für die ehemaligen Residenzstädte im Königreich Bayern, die ihrer Zentralität beraubt wurden. In den darauffolgenden Jahren wurden Klöster, Kirchen und viele andere Gebäude in Bamberg für militärische Zwecke genutzt. Die stadtbildprägenden Neubauten begannen erst im 19. Jahrhundert mit der Koppenhofkaserne beim ehemaligen fürstbischöflichen Gestüt in der Wunderburg. © Bastian Böttner

Im Jahr 1890 begannen die Bauarbeiten für die Infanteriekaserne entlang der Pödeldorfer Straße: Die heutige Lagarde-Kaserne entstand. Sie ist benannt nach dem Ort des Ulanengefechts. Teile des Reiterregiments und die kasernierte bayerische Landespolizei waren im Jahr 1918 dort untergebracht. 1935 wurden an der äußeren Zollnerstraße die großen Anlagen der Panzerkaserne erbaut.
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Im Jahr 1890 begannen die Bauarbeiten für die Infanteriekaserne entlang der Pödeldorfer Straße: Die heutige Lagarde-Kaserne entstand. Sie ist benannt nach dem Ort des Ulanengefechts. Teile des Reiterregiments und die kasernierte bayerische Landespolizei waren im Jahr 1918 dort untergebracht. 1935 wurden an der äußeren Zollnerstraße die großen Anlagen der Panzerkaserne erbaut. © Foto: Stadt Bamberg

Als die Alliierten am 13. April 1945 in Bamberg eingerückt waren erklärten sie die Stadt bereits nach einem Tag für "befreit". Die 1. Inf. Division führte nach 1945 vor allem Ordnungsaufgaben in der gesamten amerikanischen Besatzungszone durch und sicherte die Grenze zur Sowjetzone.
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Als die Alliierten am 13. April 1945 in Bamberg eingerückt waren erklärten sie die Stadt bereits nach einem Tag für "befreit". Die 1. Inf. Division führte nach 1945 vor allem Ordnungsaufgaben in der gesamten amerikanischen Besatzungszone durch und sicherte die Grenze zur Sowjetzone. © Simon Hupfer

Während der Kubakrise und dem Bau der Berliner Mauer herrschte Alarmbereitschaft, denn die Aufgabe der in Bamberg stationierten Soldaten war die Sicherung der Ostdeutschen Grenze. Nach Schätzungen waren in den 70er Jahren rund 12.000 Soldaten in Bamberg stationiert. Wie viele insgesamt durch die Bamberger Warner Barracks geschleust wurden ist nicht klar - geschätzt werden an die Hunderttausend.
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Während der Kubakrise und dem Bau der Berliner Mauer herrschte Alarmbereitschaft, denn die Aufgabe der in Bamberg stationierten Soldaten war die Sicherung der Ostdeutschen Grenze. Nach Schätzungen waren in den 70er Jahren rund 12.000 Soldaten in Bamberg stationiert. Wie viele insgesamt durch die Bamberger Warner Barracks geschleust wurden ist nicht klar - geschätzt werden an die Hunderttausend. © Simon Hupfer

Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich die US-amerikanische Armee umstrukturiert. So viele Soldaten, wie in den 70er Jahren wurden nicht mehr in Bamberg stationiert. Im Jahr 2012 verkündete das europäische U.S.-Hauptquartier den Abzug aller Einheiten aus der Domstadt. Am 12. September 2014 wurde schließlich zum letzten Mal die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika über den Warner Barracks gehisst.
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Nach dem Ende des Kalten Krieges hat sich die US-amerikanische Armee umstrukturiert. So viele Soldaten, wie in den 70er Jahren wurden nicht mehr in Bamberg stationiert. Im Jahr 2012 verkündete das europäische U.S.-Hauptquartier den Abzug aller Einheiten aus der Domstadt. Am 12. September 2014 wurde schließlich zum letzten Mal die Fahne der Vereinigten Staaten von Amerika über den Warner Barracks gehisst. © dpa

Insgesamt waren die amerikanischen Truppen 69 Jahre in Bamberg stationiert und brachten viele Veränderungen mit. Beispielsweise wurden neben 739 Wohnungen eine Ökumenische Kapelle, eine Highschool, großzügige Außensportanlagen und...
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Insgesamt waren die amerikanischen Truppen 69 Jahre in Bamberg stationiert und brachten viele Veränderungen mit. Beispielsweise wurden neben 739 Wohnungen eine Ökumenische Kapelle, eine Highschool, großzügige Außensportanlagen und... © Simon Hupfer

...eine große Sporthalle "Freedom Fitness Center" errichtet. Das Fitness-Studio war erst im Jahr 2004 für 15 Millionen Dollar gebaut worden, ist also eigentlich relativ neu.
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...eine große Sporthalle "Freedom Fitness Center" errichtet. Das Fitness-Studio war erst im Jahr 2004 für 15 Millionen Dollar gebaut worden, ist also eigentlich relativ neu. © Bastian Böttner

Trotzdem sieht Oberbürgermeister Andreas Starke kaum Perspektiven. Die Halle sei energetisch nicht nach dem neuesten Stand, weil sie nach amerikanischem Standard gebaut worden war.
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Trotzdem sieht Oberbürgermeister Andreas Starke kaum Perspektiven. Die Halle sei energetisch nicht nach dem neuesten Stand, weil sie nach amerikanischem Standard gebaut worden war. © Bastian Böttner

Außerdem würden sich die Unterhaltskosten der Halle auf satte 500.000 Euro im Jahr belaufen und das schrecke jeden Investor ab, so Starke. Insgesamt ist das Konversionsgelände rund 421 Hektar groß, was 7,7 Prozent der Stadtfläche ausmacht.
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Außerdem würden sich die Unterhaltskosten der Halle auf satte 500.000 Euro im Jahr belaufen und das schrecke jeden Investor ab, so Starke. Insgesamt ist das Konversionsgelände rund 421 Hektar groß, was 7,7 Prozent der Stadtfläche ausmacht. © Bastian Böttner

Die Stadt Bamberg hatte bereits früh angekündigt, das gesamte Areal kaufen zu wollen. Ein neuer Stadtteil rund um die Lagarde-Kaserne soll entstehen und nicht nur Raum für neue Wohnungen schaffen, sondern ein alternatives Zentrum mit viel Kultur werden.
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Die Stadt Bamberg hatte bereits früh angekündigt, das gesamte Areal kaufen zu wollen. Ein neuer Stadtteil rund um die Lagarde-Kaserne soll entstehen und nicht nur Raum für neue Wohnungen schaffen, sondern ein alternatives Zentrum mit viel Kultur werden. © Bastian Böttner

Ob die ehemaligen Wohnräume der Soldaten, wie diese hier, erhalten bleiben können oder noch große Umbaumaßnahmen angestellt werden müssen, ist noch unklar. Eine Jury hat bereits zwei Entwürfe für das Gelände gewählt, die ein vorläufiges Konzept darstellen sollen.
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Ob die ehemaligen Wohnräume der Soldaten, wie diese hier, erhalten bleiben können oder noch große Umbaumaßnahmen angestellt werden müssen, ist noch unklar. Eine Jury hat bereits zwei Entwürfe für das Gelände gewählt, die ein vorläufiges Konzept darstellen sollen. © Bastian Böttner

Diese Vorschläge der Planungsbüros werden sich aber in Zukunft noch oft verändern. Denn noch gibt es keine konkreten Zusagen, dass bestimmte Gebäude erhalten bleiben und weiter genutzt werden können.
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Diese Vorschläge der Planungsbüros werden sich aber in Zukunft noch oft verändern. Denn noch gibt es keine konkreten Zusagen, dass bestimmte Gebäude erhalten bleiben und weiter genutzt werden können. © Stadt Bamberg

Für die Zukunft möchte die Stadt Bamberg günstigen Wohnraum im Bamberger Osten sichern. Eines ist jedoch gewiss: Mit dem Abzug der U.S.-Soldaten wandelt sich das Stadtbild von Bamberg gravierend. Denn nicht nur eine große Fläche ändert sich grundlegend, sondern auch die gesellschaftliche und kulturelle Verbundenheit mit den Amerikanern, die sich über Jahrzehnte entwickelt hat.
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Für die Zukunft möchte die Stadt Bamberg günstigen Wohnraum im Bamberger Osten sichern. Eines ist jedoch gewiss: Mit dem Abzug der U.S.-Soldaten wandelt sich das Stadtbild von Bamberg gravierend. Denn nicht nur eine große Fläche ändert sich grundlegend, sondern auch die gesellschaftliche und kulturelle Verbundenheit mit den Amerikanern, die sich über Jahrzehnte entwickelt hat. © Simon Hupfer

Zukünftig wird die tiefe deutsch-amerikanische Freundschaft in der Domstadt fehlen. Bis die Planungen für das Gelände abgeschlossen sind und die ersten Bagger anrollen können, wird noch viel Zeit vergehen. Und bis dahin bleiben die Tore erst einmal geschlossen.
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Zukünftig wird die tiefe deutsch-amerikanische Freundschaft in der Domstadt fehlen. Bis die Planungen für das Gelände abgeschlossen sind und die ersten Bagger anrollen können, wird noch viel Zeit vergehen. Und bis dahin bleiben die Tore erst einmal geschlossen. © Jule Dressler

Mit der Nutzungsvereinbarung für den Golfclub Hauptsmoorwald traf die Stadt Bamberg im Zuge der Konversion jüngst eine Entscheidung im Sinne des Sports.
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Mit der Nutzungsvereinbarung für den Golfclub Hauptsmoorwald traf die Stadt Bamberg im Zuge der Konversion jüngst eine Entscheidung im Sinne des Sports. © Frank Märzke

In der "Ankunfts- und Rückführungseinrichtung" in der Birkenallee sind seit September 2015 Flüchtlinge vom Balkan untergebracht.
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In der "Ankunfts- und Rückführungseinrichtung" in der Birkenallee sind seit September 2015 Flüchtlinge vom Balkan untergebracht. © Jule Dressler

Nur für "kontakt - Das Kulturfestival" war das Geländer der Lagarde-Kaserne 2015 und 2016 geöffnet worden. Ab September soll außerdem ein Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Bamberg entstehen und bis zu 2000 Schüler ausbilden.
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Nur für "kontakt - Das Kulturfestival" war das Geländer der Lagarde-Kaserne 2015 und 2016 geöffnet worden. Ab September soll außerdem ein Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei in Bamberg entstehen und bis zu 2000 Schüler ausbilden. © Jule Dressler

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