Fridays For Future stellt Klimacamp in Bamberg auf die Beine

29.9.2020, 18:15 Uhr
Fridays For Future stellt Klimacamp in Bamberg auf die Beine

© Felix Schwarz

Ein großes Zelt, Campingstühle und viele Schlafsäcke: Etwa 20 junge, hoch motivierte Menschen übernachten zwischen dem 25. September und dem 4. Oktober auf dem Bamberger Maxplatz. Ihr Ziel ist klar - sie wollen auf den Klimawandel aufmerksam machen, damit bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr anstelle von Corona die Klimakrise Wahlkampfthema Nummer eins wird. Neben gemütlichem Beisammensein geht es den Aktivistinnen und Aktivisten darum, durch Workshops Erfahrungen auszutauschen und Kräfte zu bündeln.

Der zwischenzeitliche Regen und die Kälte in der Nacht stellen dabei nicht die größten Herausforderungen dar. Viel schlimmer wiegt für die Klimaschützerinnen und Klimaschützer vor allem eines: die Müdigkeit. "Die Stadt Bamberg verlangt, dass etwa nur ein Drittel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer schlafen darf", sagt Luca Rosenheimer, einer der führenden Köpfe von Fridays For Future in Bamberg. "Daher sind wir chronisch übermüdet."

Vor etwa einem Jahr fand bereits ein Klimacamp am Bamberger Bahnhof statt. Aufgrund der positiven Rückmeldungen entschied sich die Klimaschutzbewegung für eine Neuauflage. Rosenheimer hat die Sitzung des Bamberger Stadtrats am 13. Oktober im Blick. "Bis dahin gilt es, über die Demos hinaus Druck auf die Politikerinnen und Politiker auszuüben, damit unsere Forderungen umgesetzt werden", stellt das Mitglied der Grünen heraus.

Konkret stehen hierbei fünf Punkte im Vordergrund, die das Bamberger Klimaschutzbündnis aufstellte. Die Stadt und der Landkreis sollen den Klimanotstand ausrufen. Zweitens sollen alle Entscheidungen der kommunalen Gremien auf ihre Auswirkungen auf das Klima überprüft werden. Dabei soll die Kommunalpolitik klimaschonende Alternativen bevorzugen. Darüber hinaus soll ein Klimabeirat ins Leben gerufen werden. Viertens sollen die Beteiligten alle Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich machen. Schließlich soll es einen Klimamanager geben.

Gerade den letzten Punkt verbuchen die Aktivistinnen und Aktivisten als einen kleinen Zwischenerfolg. "Der Klimaschutzmanager steht kurz vor der endgültigen Bestätigung im Stadtrat. Er soll eigene Konzepte entwerfen und vorantreiben", führt der 21-jährige Student aus.

Fridays For Future stellt Klimacamp in Bamberg auf die Beine

© Felix Schwarz

Bis es soweit ist, setzen sich die jungen Menschen weiter für den Klimaschutz ein. "Durch die Corona-Krise ist das Thema Klimawandel sehr stark in den Hintergrund getreten. Ich nehme am Klimacamp teil, um auf die Dringlichkeit des Themas hinzuweisen", sagt Lisa Jakobi, die in Coburg soziale Arbeit studiert. Sie läuft regelmäßig bei den Demos mit und unterstützt seit vier Wochen das Organsitationsteam von Fridays For Future.

"Ich habe sehr wenig geschlafen, aber ich ziehe das solange wie möglich durch", gibt sich die 19-Jährige kämpferisch. Teilweise kochen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer selbst, teilweise erhalten sie Essen und Trinken von Parents For Future, der Bäckerei Loskarn oder der Organisation Extinction Rebellion. "Die Unterstützung überrascht mich wirklich sehr, das ist super!", so Jakobi. Durch das Café Krumm und Schief, öffentliche Anlagen oder Privatpersonen können die jungen Menschen auf Duschen und Toiletten zurückgreifen.

Fridays For Future stellt Klimacamp in Bamberg auf die Beine

© Felix Schwarz

Über die spontane Solidarität freut sich auch Simon Schön. Der 18-Jährige absolvierte in diesem Jahr sein Abitur. Politisches Engagement ist ihm wichtig, bloß mit Parteien kann er nichts anfangen. "Hier kann ich mich direkt engagieren und Einfluss nehmen. Die Hierarchien in Parteien sind mir zu starr", so Schön.

Über den ausbleibenden Erfolg der Klimabewegung ist der zukünftige Student manchmal enttäuscht. Doch gerade die kommende Bundestagswahl motiviert ihn sehr. "Ich halte den Ausbau der regenerativen Energien, die Abschaffung der Massentierhaltung und einen nachhaltigeren Verkehr für entscheidend."

Eines ist auf jeden Fall klar: So leicht lassen sich diese Aktivistinnen und Aktivisten nicht unterkriegen.

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