Kaum Alternativen bei Bamberger Bahnausbau

16.10.2014, 11:00 Uhr
Bamberg soll ein wichtiger Drehpunkt der Deutschen Bahn bleiben.

© dpa Bamberg soll ein wichtiger Drehpunkt der Deutschen Bahn bleiben.

Besonders was die Lärmbelastung durch eine möglich Trasse durch die Stadt hindurch betrifft, dominiert die Angst der Anwohner. Die Bürgerinitiative BahnSinn Bamberg kämpft hier für eine möglichst angenehme Lösung.

Andere Städte in vergleichbaren Situationen wehrten sich, lauten die Ergebnisse einer Informationsveranstaltung der Stadt Bamberg mit Vertretern der Bahn: Am Rhein legten Bürger einen eigenen Entwurf zur Streckenführung vor, der von neutralen Fachleuten erstellt wurde. Das Ergebnis ist nun zufriedenstellend, denn selbst Güterzüge fahren angeblich nur dort, wo sie keinen Menschen mehr stören. Auch in Offenburg wurden die Pläne der Bahn überholt.

Claus Reinhardt, Persönlicher Mitarbeiter des Baureferenten, empfand die Diskussion in Bamberg als „sehr lebhaft". „Wir wollten Parallelen der Städte am Rhein zu Bamberg aufzeigen. Und wir wollen die Diskussion mit der DB Netz AG und nachvollziehbare Erklärungen, warum gewisse Alternativen bei uns nicht funktionieren sollen.“

Probleme überall

Sehr schnell wurden diesbzüglich spezifische Probleme Bambergs dargelegt. Der DB-Konzernbevollmächtigte für Bayern, Klaus-Dieter Josel, sowie zwei Bauherrenvertreter der DB Netz AG kannten die Pläne der Alternativtrasse der hiesigen Bürgerinitiative BahnSinn Bamberg, welche auch eine Güterzugumfahrung parallel zur A73 in minimalem Abstand auf deren Westseite bis zum Autobahnkreuz Bamberg fordert. Vor allem strittig bei dieser Alternative ist aber die sogenannte Westanbindung. Nördlich von Hallstadt soll die neue Trasse an die bestehende Strecke einmünden und über Hallstadt eine Verbindung zur Strecke nach Würzburg ermöglichen. Die vorgelegte Planskizze sei – so die Meinung der Bahn – aber nicht zu realisieren.

Dabei gilt es, Güterzüge mit einer Länge von 500 bis 700 Metern, einem Gewicht von 1.600 Tonnen und entsprechend langen Brems- und Anfahrwegen sicher und ohne erhebliche Zeitverzögerungen in die bestehenden Gleisanlagen „einzufädeln“. Dies lasse sich nur mittels „höhenfreier“ Kreuzungen, beispielsweise mit Über- oder Unterführungsbauwerken bewerkstelligen.

Bahn lehnt Pläne der Bürgerinitiative ab

Ähnliche Probleme entstünden bei der Anbindung an die Bahnstrecke Bamberg-Schweinfurt. Inwieweit die Kapazität einer hier vorhandenen eingleisigen Verbindungsstrecke – unter Abwicklung eines Zweirichtungsverkehrs – ausreichend ist, müsse ebenfalls geprüft werden.
Die Vertreter der Bahn lehnen die Pläne der Bürgerinitiative ab, zu hoch ist der Aufwand einer erforderlichen, technischen Optimierung der Streckenführung. Die größte Herausforderung stelle aber die Finanzierung solcher Projekte dar, wobei auch das Bundesverkehrsministerium der Planung ablehnend gegenüber stehe.

„Die Westanbindung ist aber das A und O. Wenn es eine Ostumfahrung nach den Vorstellungen der Bahn gibt, dann berücksichtigen die Pläne aber nicht den Verkehr nach Würzburg, denn der würde unverändert durch Bamberg hindurchführen. Dann existiert immer noch die Hälfte der jetzigen Güterzug-Belastung durch das Stadtgebiet und es gibt keine Verbesserung.“

Wichtige Themen der Infoveranstaltung war außerdem die Beeinflussung der Grundwasserverhältnisse durch die neuen Streckenplanungen der Bahn. Wie werden diese verändert und inwieweit betrifft das die Gärtnerflächen der Stadt? Können gar Existenzgrundlagen der Erwerbsgärtner beeinträchtigt werden?

Auch die Forderung, man solle die Bundes- und Landespolitik stärker einbinden, weil beispielsweise ja auch Landkreisgemeinden von den Plänen betroffen sind, stieß auf großes Interesse – ebenso wie grundsätzliche Lärmschutzstrategien der Bahn.

Bürgerinitiative BahnSinn enttäuscht

Das Thema „Bahnausbau“ ist nicht nur ein komplexes, sondern auch brisantes Thema für Bamberg. Die Ressonanz auf die Veranstaltung war jedenfalls gut, „diese schwierige Materie wurde sehr konstruktiv behandelt“, so Claus Reinhardt. Die Bürgerinitiative BahnSinn Bamberg beurteilt den Abend jedoch anders: „Wo zuletzt Selbstsicherheit regierte, kamen nun die Eiertänze der Bahn zum Vorschein.“ oder „Eines wurde an diesem Abend klar - nichts ist bisher klar gewesen. Nein, auch nicht das Märchen der Bahn von angeblich niedrigen Mauern. Noch nicht einmal der moderne Lärmschutz besitzt genug Wahrheitsgehalt!“ ist auf deren Homepage zu lesen. Sie fordern: „Er wird doch mit Sicherheit die wohl schönste bayerische Stadt mitsamt der ganzen Region – noch dazu in Franken – nicht einfach links liegen gelassen. Notfalls holen die Bamberger Gärtner noch die gesamte Unesco ins Boot“.

Das Fazit? Ein Gespräch, das stattgefunden hat. Eine Einigung? Wohl nicht. In den kommenden Wochen möchte die Stadt Bamberg jedoch einen „Gärtner-Gipfel“ organisieren, der alle möglicherweise von den Ausbauplänen der Bahn betroffenen Gärtner Bambergs informiert und dieses Thema angemessen behandelt.

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