Nach erfolgreicher Testphase: 100 E-Scooter für Bamberg

15.4.2019, 05:56 Uhr
Kleine Steigungen im Straßenverkehr sind für den E-Scooter überhaupt kein Problem.

© Sebastian Lunz Kleine Steigungen im Straßenverkehr sind für den E-Scooter überhaupt kein Problem.

Nach Ende des sechswöchigen und von den Universitäten Bamberg und Weimar wissenschaftlich begleiteten Tests will das kalifornische Unternehmen "Bird" in Bamberg im Rahmen einer Pilotphase mit einer Flotte von zunächst 100 E-Tretrollern an den Start gehen. Über eine Smartphone-App können sie dann überall im Stadtgebiet lokalisiert werden. Zum Grundpreis von einem Euro je Verleihvorgang kommen 15 Cent pro Minute hinzu.

Jeden Abend werden die Roller eingesammelt, aufgeladen und gewartet und am Morgen wieder verteilt. Das Interesse an der neuen Mobilitätsform ist groß. "Alles schaut auf Bamberg", sagt Stadtwerke-Sprecher Jan Giersberg. Dutzende Kommunen hätten sich bereits gemeldet, um sich nach ersten Erfahrungen zu erkundigen. Gleichzeitig haben sich mit Beginn der Testphase in Bamberg innerhalb kürzester Zeit 600 Bürger als Fahrer bei den Stadtwerken beworben, sagt Giersberg. Seither sind die Elektroroller praktisch im Dauereinsatz.

Wer über das Losverfahren zum Zug kommt, muss über 18 Jahre alt und im Besitz eines Führerscheins sein und auch sonst einige Regeln beachten. Gefahren werden darf nur mit Helm, der Gehweg ist genauso tabu wie Parkanlagen und natürlich müssen sich alle an die Straßenverkehrsordnung halten, sagt Giersberg. Die neue Verordnung für Elektro-Kleinstfahrzeuge, über die der Bundesrat wohl am 17. Mai abstimmen wird, sieht allerdings weniger strenge Regeln vor als sie für den Testbetrieb in Bamberg gelten.


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Roller mit einer Höchstgeschwindigkeit von zwölf Kilometern pro Stunde sollen auch auf Gehwegen fahren dürfen. Scooter mit Tempo 20 müssen demnach auf den Radweg oder die Straße, eine Helmpflicht ist derzeit nicht vorgesehen. Die langsameren E-Roller sollen bereits ab zwölf Jahren, die übrigen ab 14 erlaubt sein. Das bereitet Verkehrsexperten und auch der Versicherungsbranche Kopfzerbrechen. Der Versicherungskonzern Allianz stellte vor wenigen Tagen eine Studie vor, wonach durch die Elektro-Scooter mit einem Anstieg der Unfallzahlen zu rechnen ist. Besonders kritisch wird dabei das niedrige Einstiegsalter und eine mögliche Freigabe der Gehwege gesehen.

 

Der Bundesgeschäftsführer des Fahrradclubs ADFC, Burkhard Stork, warnt ebenfalls vor zunehmenden Trubel im ohnehin schon engen Verkehrsraum. "Schon für die sichere Abwicklung des Radverkehrs reicht die Infrastruktur nicht aus. Weitere Fahrzeuge – zusätzlich zu den etwa 70 Millionen Fahrrädern und Pedelecs – auf den schon jetzt unterdimensionierten Radwegen erhöhen die Gefahr", sagt Stork. Auch bei der Polizei wachsen die Sorgen. "Wir befürchten eine weitere Zuspitzung der bereits seit längerem hitzigen Lage im innerstädtischen Straßenverkehr", sagte der Chef der Gewerkschaft der Polizei, Oliver Malchow.


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Die Beamten seien außer Stande, auch noch rollenden E-Verkehr auf Bürgersteigen zu moderieren und zu kontrollieren. Der Blick in andere Länder zeigt, dass die Roller tatsächlich problematisch sein können. In amerikanischen Städten, wo die Leih-E-Roller bereits zum Straßenbild gehören, kommt es regelmäßig zu schweren Zwischenfällen. Laut einer Erhebung in den Krankenhäusern von 47 US-Städten mussten seit Ende 2017 mehr als 1500 Menschen nach Unfällen mit E-Scootern behandelt werden.

Großstädte in Spanien haben die Regeln für die elektrischen Scooter mit Blick auf einen tödlichen Unfall im letzten Jahr verschärft. In der Hauptstadt Madrid dürfen die Vehikel nur noch auf Radwegen und zum Teil in Tempo-30-Zonen gefahren werden. Auch in Paris darf nicht mehr auf Gehwegen gefahren werden. Ebenso wurden in Israel nach schweren Unfällen in Tel Aviv strengere Regeln eingeführt. Unter 16 Jahren darf seit 1. Januar niemand mehr auf den E-Roller. Wer zwischen 16 und 18 Jahren alt ist, muss eine Art Mofa-Führerschein machen. Wer unter 18 ist, muss zudem einen Helm tragen. 

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