Plastikfreies Bamberg? OB Starke startet Initiative

5.11.2019, 17:03 Uhr
Plastikfreies Bamberg? OB Starke startet Initiative

© Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Dass der Müll – allem voran der Plastik- und Einweg-Verpackungsabfall – der hierzulande produziert wird, deutlich zu viel ist und dringender Handlungsbedarf besteht, das ist keine Neuigkeit. Eigeninitiative zu zeigen und im eigenen Alltag kleine Schritte in Richtung eines umweltfreundlicheren Lebensstils zu gehen, ist unabdingbar. Ebenso ist aber auch die Politik gefordert, konsequente Maßnahmen zu ergreifen. Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke möchte Bamberg mit einer neuen Initiative "plastikfrei" machen. 

Bamberger Engagement

In Bamberg engagieren sich bereits zahlreiche Initiativen für eine grünere Stadt. Jugendgruppierungen wie "Fridays-for-Future Bamberg" oder "Extinction Rebellion" gehen für mehr Umweltschutz auf die Straßen, die Initiative "Bambecher – für weniger Müll in Bamberg" hat im vergangenen Jahr ein Mehrweg-System für Coffee-to-Go-Becher entwickelt und damit dem Problem der täglich zuhauf nach einem schnellen Kaffee entsorgten Einwegbechern den Kampf angesagt. Und auch in Sachen verpackungsfreiem Einkauf kann sich Bamberg dank der Initiative zweier Schwestern bereits seit über einem Jahr über einen eigenen Unverpacktladen in der Luitpoldstraße freuen. 

"Plastikfrei"-Initiative seitens des OB

Plastikfreies Bamberg? OB Starke startet Initiative

© Initiative "Bambecher - für weniger Müll in Bamberg"

Auf diesen "grünen" Zug ist nun auch Oberbürgermeister Andreas Starke aufgesprungen, der im kommenden Jahr erneut für das Amt kandidiert. Ziel seiner neu gegründeten Initiative "Bamberg plastikfrei" ist es, sinnlosen Plastikmüll in Bamberg zu reduzieren, die Bürgerinnen und Bürger für das Thema zu sensibilisieren und ein Umdenken im Umgang mit Verpackungen aus Kunststoff zu bewirken. "Unsere Bamberger Stadtverwaltung muss dabei eine Vorbildfunktioneinnehmen", so Andreas Starke. Ein geplanter, breit angelegter Dialog soll möglichst viele beteiligen: In den politischen Gremien, in den Schulen, am Arbeitsplatz, in den ehrenamtlichen Initiativen, in den kirchlichen Stiftungen, in den Kitas, mit den Geschäftsleuten und Gewerkschaftern sowie bei einer offenen Bürgerkonferenz sollen Ideen zu der Aktion gesammelt werden. Unter www.plastikfrei.bamberg.de finden sich weitere Informationen zur Vermeidung von Plastik und über die Initiative, außerdem wurde dort ein Nachhaltigkeitsatlas angelegt, der alle bestehenden Ideen und Akteure in Bamberg aufzeigt.

Erste konkrete Maßnahmen

Zu den ersten, bereits konkreten Maßnahmen gehören der zwingend vorgeschriebene Einsatz von Glasflaschen und Gläsern bei der Stadt Bamberg und ihren Tochtergesellschaften sowie die Installation eines Trinkwasserbrunnens in jedem städtischen Rathausgebäude. Das städtische Straßenverkehrsamt verzichtet bereits auf die Plastiktüten für Strafzettel, in einem weiteren Schritt werden Anwohner- und Handwerkerparkausweise nicht mehr laminiert und in Papierform verschickt. Das Mehrweg-Prinzip, das bereits bei öffentlichen Veranstaltungen in Bamberg greift und kein Einweggeschirr mehr zulässt, soll nun auch für den Handel, mobile Verkaufsstände und in der Gastronomie aktiv beworben werden.

Gemeinsam mit Vertretern aus den besonders plastikintensiven Bereichen  Handel, Wirtschaft und Gastronomie soll eine gemeinsame Vorgehensweise vereinbart werden. Zusätzlich wurde das Label "Bamberg plastikfrei" entwickelt, um in Form von Aufklebern auf die Initiative aufmerksam zu machen. In Geschäften, in denen sich dieser Aufkleber findet, sind Mehrwegbehälter beim Einkauf willkommen.Aus der Bevölkerung kommt Zuspruch: "Auf uns wurde mit einer Vielzahl von Müll- und Verpackungsvermeidungsideen zugegangen, die wir nun alle sichten, bewerten und soweit möglich umsetzen wollen. Zwei konkrete Ideen, ohne vorgreifen wollen, sind zum Beispiel Kleidung oder Uniformen aus Plastikmüll zu fertigen oder Taschenaschenbecher zu verteilen." Wobei diese letzte Idee keine ganz Neue beziehungsweise keine ist, die erst im Zuge der städtischen Plastikfrei-Kampagne entstanden ist: Bereits seit Längerem wird  sie von der Initiative "Bambecher" verfolgt, eine diesbezügliche Kontaktaufnahme mit der Stadt fand auch schon vor der Kampagne statt. Für die angekündigte Bürgerkonferenz, auf der weitere Ideen gesammelt werden sollen, gibt es noch keinen konkreten Termin – auf jeden Fall soll sie aber noch in diesem Jahr stattfinden. 

Plastikfrei-Initiative als Wahlkampfmanöver? 

Doch "überall begrüßt", wie es der Oberbürgermeister in einer Pressemitteilung formulierte wird sein Vorstoß nicht – zumindest nicht ausnahmslos. Die Mitglieder der Initiative "Bambecher – für weniger Müll in Bamberg" sind noch skeptisch: "Wir begrüßen vorsichtig die städtische Kampagne "Plastikfreies Bamberg", sofern sie grundsätzlich eine Abfallvermeidung im Stadtgebiet bewirkt. Die bisherige Bilanz erscheint im Hinblick auf vergangene Erfahrungen eher schwach." Als irreführend beurteilt die Initiative zudem den Namen der Initiative. "Bamberg plastikfrei" suggeriert, dass alleine Plastik das Problem ist, das es zu vermeiden gilt.

Das Mehrweggeschirr des Umweltamtes wie auch die Mehrweg-Pfandbecher für To-Go-Getränke "Bambecher" sind aber ein gutes Beispiel für Plastikbehältnisse, welche aufgrund ihrer bruchsicheren und spülmaschinenfesten Eigenschaften einen möglichst langen Einsatz und dementsprechend das Einsparen möglichst vieler Einwegprodukte ermöglichen. "Die Devise sollte hier statt „plastikfrei“ eher Müllvermeidung heißen", ergänzt Andreas Eichenseher von der Initiative "Bambecher". "Während wir als Initiative sehr gerne mit dem Umweltamt zusammenarbeiten fällt es mir schwer, den plötzlichen Sinneswandel des Oberbürgermeisters ernst zu nehmen", so Eichenseher weiter. Die Mitglieder der Initiative fassen zusammen: "Wir freuen uns über jede Initiative der Stadtverwaltung, Bamberg umweltfreundlicher zu machen und tragen gerne unseren Teil dazu bei. Im Gegenzug wünschen wir uns mehr Unterstützung und weniger Schaufensterprojekte des Oberbürgermeisters".

Keine Kommentare