Reisweinfestival: Experte bringt China das Bier nahe

9.11.2018, 13:34 Uhr
Reisweinfestival: Experte bringt China das Bier nahe

© Markus Raupach

Vor ca. 14.000 Jahren tranken die ersten Menschen Bier, etwa 6.000 Jahre später genossen sie den ersten Wein und nochmals 1.000 Jahre danach den ersten Reiswein. Diese drei fermentierten Getränke standen nicht nur am Anfang der menschlichen Zivilisation, sie markierten auch jeweils den Beginn der menschlichen Kultur. So begannen unsere Vorfahren, bei ihren alkoholischen Getränken zusammenzusitzen, entwickelten Sprache und Ackerbau, später die ersten landwirtschaftlichen Werkzeuge und die nötige Mathematik, um über Erntemengen, -verteilung und -besteuerung buchführen zu können.

Der Alkohol versprach zudem eine Annäherung an die jeweiligen Götter, bis hin zu Exktase und Entrückung. Im Laufe der Jahrtausende verschob sich das Zentrum der Bierkultur vom Ursprung im Nahen Osten nach Bayern, Belgien und Großbritannien und das des Weines von Armenien nach Italien und Frankreich. Der Mittelpunkt der Reisweinherstellung jedoch blieb an seinem Ursprungsort, in der Region um Shaoxing, ca. 150 Kilometer südwestlich von Shanghai.

Reisweinfestival: Experte bringt China das Bier nahe

© Markus Raupach

Während Wein aus gepressten Trauben vergoren wird, ist die Herstellung des Bieres wesentlich komplexer. Die im Getreide enthaltene Stärke muss erst durch Malzenzyme in Zucker umgewandelt und anschließend gekocht werden, bevor die Hefe ihre Arbeit verrichten kann. Beim Reiswein erfolgen Verzuckerung und Gärung des Reisgemisches gleichzeitig in einem Schritt. Die Masse muss dabei nicht gekocht werden und lagert bis zu 30 Jahren in Tongefäßen, bevor schließlich verschiedene Jahrgänge zu dem fertigen Reiswein verschnitten werden.

Jedes Jahr zu Beginn der Reiswein-Saison Anfang November feiern die Chinesen ihr Nationalgetränk mit einem großen Festival. Dieses Jahr sollten aber auch Bier und Wein eine Rolle spielen sowie die Unterschiede und Gemeinsamkeiten besprochen und ausgelotet werden. Im Zentrum stand die Frage, inwieweit die drei Getränkekulturen heute voneinander lernen und profitieren können.

Den Wein vertrat dabei Kristof Rumèbe, Verkaufsdirektor und Berater zahlreicher Weingüter aus dem Bordeaux, während der Bamberger Bierjournalist Markus Raupach das Bier repräsentierte. Neben einer Begrüßungsrede bei der Eröffnung standen für den Gründer der Deutschen Bierakademie vor allem die Teilnahme an dem Fachsymposium und den zugehörigen Diskussionsrunden auf dem Programm. Den festlichen Abschluss bildete die Unterzeichnung einer gemeinsamen Absichtserklärung, die Zusammenarbeit zu intensivieren und die drei Getränkekulturen künftig näher zueinander zu bringen.

Bewusstsein für Gemeinsamkeiten stärken

Das Ergebnis der Konferenz zeigte viele Punkte auf, bei denen Frankreich, Deutschland und China voneinander profitieren können. So sind die Franzosen sicher die Vorreiter, was die Entwicklung einer Geschmackskultur rund um ihre Weine angeht, während insbesondere Bayern es am besten verstanden hat, das Bier als "Grundnahrungsmittel" und unverzichtbaren Bestandteil seiner Alltagskultur zu etablieren.

In Shaoxing wiederum zeigen die Chinesen perfekt, wie die Herstellungsverfahren aus der Steinzeit bis in das zweite Jahrtausend nach Christus konserviert und weiterentwickelt werden konnten - und das trotz der vielen Revolutionen in den letzten 100 Jahren. Auf der anderen Seite ist der chinesische Reiswein im Ausland kaum bekannt und wird oft mit seinem jüngeren japanischen Pendant, dem Sake, verwechselt.

Hier haben die Europäer es wesentlich besser verstanden, aus ihren Getränken internationale Verkaufsschlager zu machen. Es gibt also auf allen Seiten noch viel zu tun. So vereinbarten die Teilnehmer der Tagung, die Konsultationen in den nächsten Jahren international fortzusetzen, und damit vor allem das Bewusstsein für die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Bier, Wein und Reiswein zu stärken.

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