Schließt "Nah und Gut" im Bamberger Haingebiet?

13.9.2019, 16:59 Uhr
Schließt

© Katja Kiesel

Die 64-jährige Birgitt Döll möchte sich allmählich in den Ruhestand verabschieden und sucht für ihren Laden einen Nachfolger. Seit 27 Jahren betreibt sie das Geschäft. Die Kundenzahlen nahmen aber bereits schon im Laufe der letzten Jahre immer mehr ab. Im "Nah und Gut" – so der Ladenname – erledigen die Wenigsten noch ihre Großeinkäufe. Die Meisten kaufen ein paar wenige Artikel und machen ihren Wocheneinkauf anderswo. Insofern gestaltet sich die Nachfolgersuche schwierig, da der Geschäftsumsatz zu niedrig und die nötigen Investitionen zu hoch sind. Die Spanne bei zwar bis zu 450 Kunden täglich, die durchschnittlich jedoch nur einen Umsatz von 7,50 Euro pro Tag machen, klafft einfach zu weit auseinander.

Aus für die Nahversorgung

Das drohende Ladensterben ist ein Trend, der auch in Bamberg nicht zu stoppen ist. Mit dem Aus der Metzgerei Lessner (Übernahme durch Peter Häfner aus Ebelsbach) und der Schließung des City-Marktes in der Langen Straße im Frühling dieses Jahres ist des eventuelle Ende von "Nah und Gut" im Haingebiet nur die logische Folge eines Zeittrends, der wohl nicht mehr zu stoppen ist. Während der Online-Handel und die Großsupermärkte in den Gewerbegebieten Wachstum verzeichnen, sind Läden wie die von Ingrid Döll verloren. Kleine Händler leiden unter einem Vielfachen von Problemen. Sinkende Kundenzahlen, bürokratische Vorgaben und Preisdruck sind dabei nur einige Faktoren. Menschliche Werte, wie sie der kleine Laden um die Ecke bietet – eine kleiner Plausch, die obligatorische Gelbwurst für den Nachwuchs, Neuigkeiten und Anteilnahme – geraten als Pro-Argument immer mehr ins Hintertreffen, da sie die Wirtschaftlichkeit nicht tangieren.

Wer leidet am meisten, wenn "Nah und Gut" schließt?

Wenn die Nahversorgung zusammenbricht, leiden diejenigen Menschengruppen, die zwangsläufig auf fußläufige Möglichkeiten angewiesen sind, am meisten. Das sind die Rentner, aber auch junge Familien, die nicht ständig ihre Kinder ins Auto packen möchten. Und auch die elf Mitarbeiterinnen müssten sich im Fall einer Schließung anderweitig nach einem Job umschauen.

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