Weltfrauentag in Bamberg: "Über viele Probleme wird zu wenig gesprochen“

8.3.2021, 18:35 Uhr
Weltfrauentag in Bamberg:

© Felix Schwarz

Dass trotz einer demokratischen Verfassung die Gleichstellung von Mann und Frau keine Selbstverständlichkeit darstellt, zeigt die Geschichte: Obwohl das deutsche Grundgesetz seit 1949 besteht, dürfen Frauen erst seit 1977 ihren Beruf selbstbestimmt wählen. Wie heute eine Kundgebung mit über 250 Menschen auf dem Bamberger Maxplatz am Weltfrauentag deutlich machte, ist der Kampf für die Anerkennung der Würde eines jeden Menschen längst noch nicht vorbei.


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Rechtliche Regelung von Abtreibungen in der Kritik

Eine Rednerin sprach sich dafür aus, die Paragraphen 218 und 219a aus dem Strafgesetzbuch zu streichen. Sie stellen den Schwangerschaftsabbruch und das Werben dafür unter Strafe. Der Staat sollte aus ihrer Sicht die Kosten von Abtreibungen übernehmen, zudem brauche es mehr Arztpraxen, welche diese Operationen durchführen. Die Selbstbestimmung einer Frau müsse bei diesem Thema im Mittelpunkt stehen. Dagegen positioniert sich unter anderem die katholische Kirche: "Es nicht nicht gerecht, einen Menschen umzubringen", so Papst Franziskus.

Andere Frauen wiesen auf die ökonomischen Benachteiligungen von Frauen hin. "Wenn Frauen Kinder bekommen wollen, erfahren sie leider noch zu oft berufliche Nachteile. Besonders Alleinerziehende stehen unter einem großen Druck", so eine Rednerin.


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Sexismus im Alltag immer noch weit verbreitet

Anna Keil studiert in Bamberg Pädagogik. Sie kam heute zu der Kungebung, um ihre Solidarität mit diskriminierten Frauen auf der ganzen Welt zu zeigen. "Über viele Probleme wird zu wenig gesprochen. Egal, ob es einfach um Respekt oder berufliche Nachteile geht - es gibt noch einiges zu tun", so Keil. Sie selbst erfährt etwa zehnmal im Monat Sexismus im Alltag.

Von Benachteiligungen im Alltag berichten auch Janina N. und Jane O., die zusammen eine Beziehung eingegangen sind. Janina N. lehnt die Einteilung der Gesellschaft in weiblich und männlich ab und bezeichnet sich selbst als divers. "Ich erfahre keine körperliche Gewalt, aber ich fühle mich durch Sprache, die nicht geschlechtsneutral ist, diskriminiert."

Auch Männer könnten profitieren

Dass unter männlicher Herrschaft auch Männer leiden, davon ist Bernhard R. überzeugt. "In der Gesellschaft sind viele falsche Ideale tief verankert. Es ist oft verpönt, als Mann Trauer oder Zuneigung zu zeigen." Von einer Gesellschaft, in der männliche Perspektiven hinterfragt werden, würden nicht nur vor allem Frauen, sondern auch Männer profitieren.

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