Neue Lokerungen

Bayern rüstet ab: Diese Corona-Lockerungen im Detail wurden beschlossen

4.6.2021, 16:55 Uhr
Die Außen- und auch die Innengastronomie dürfen ab kommender Woche in Bayern wieder bis 24 Uhr Gäste bewirten.

© Ying Tang via www.imago-images.de Die Außen- und auch die Innengastronomie dürfen ab kommender Woche in Bayern wieder bis 24 Uhr Gäste bewirten.

Kein Katastrophenfall mehr, nur noch zwei Inzidenzstufen, dafür aber reichlich Erleichterungen: Ab Montag stellt sich der Freistaat ganz neu auf in der Pandemie.
Es seien "gute Nachrichten", sagt Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU). "Bayern geht es besser." Corona, fügt er wie immer an, sei zwar "noch nicht vorbei. Aber die Lage entspannt sich. Alles, was wir jetzt an Freiheiten bekommen, verdanken wir unserem guten politischen Konzept." Das sei "nicht eine Frage von Mut, sondern eine von Verstand." Söder zielt mit seiner Bemerkung auf Hubert Aiwanger. Der Wirtschaftsminister und Chef der Freien Wähler hat zuvor beklagt, die Regierung habe sich im vergangenen Sommer "noch nicht getraut", die richtigen Schritte zu gehen.

Neues Regel-Paket: Das gilt ab Montag in Bayern

So oder so – jetzt traut sie sich. Es ist ein großes Paket, das sie vorlegt. Am Montag endet der Katastrophenfall, der seit dem 16. März 2020 in kraft ist und im Sommer kurz ausgesetzt war. Dann gelten nur noch zwei Inzidenzstufen von 50 und 100 (eine Ausnahme bleiben die Schulen). Und die neuen Regeln sind für alle Landkreise und Städte verbindlich.


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Kontakte: Liegt die Inzidenz unter 50, dürfen sich zehn Menschen aus bis zu zehn Haushalten treffen. Zwischen 50 und 100 ist die Zahl auf drei Haushalte begrenzt. Geimpfte und Genesene zählen dabei nicht mit, ebenso nicht unter 14-Jährige.
Gastronomie: Nach dem Außen- dürfen Lokale und Gaststätten am Montag auch den Innenbereich aufschließen, wenn die Inzidenz unter 100 liegt. Das trifft im Moment auf alle 96 Landkreise und kreisfreien Städte im Freistaat zu. Zwischen 50 und 100 ist ein Test erforderlich. Und: Innen wie außen setzt der Freistaat die Sperrstunde auf 24 Uhr fest.


Öffentliche und private Veranstaltungen: Ob Geburtstag, Taufe oder Hochzeit – viele haben im vergangenen Jahr ihre Feste verschoben, weil sie auf ein entspannteres 2021 gehofft hatten. Jetzt können sie tatsächlich aufatmen. Ab Montag lässt Bayern größere Feste wieder zu. Liegt die Inzidenz zwischen 50 und 100, können draußen bis zu 50 Gäste feiern, drinnen bis zu 25, je nach Platz und Hygienekonzept. Unter 50 verdoppeln sich die Zahlen auf 100 draußen und 50 drinnen. Auch größere Trauerfeiern sind damit wieder möglich. Geimpfte und Genesene zählen wie immer nicht dazu. Über Inzidenz 50 müssen allerdings Nichtgeimpfte einen negativen Coronatest vorweisen.
Handel und Geschäfte: Hier wird es einfacher. Klick and Meet mit oder ohne Test gehört der Vergangenheit an. Ab Montag gilt generell: Unter 100 dürfen alle Geschäfte öffnen. Sie müssen nur die Hygienekonzepte einhalten. Für die ersten 800 Quadratmeter Verkaufsfläche ist pro zehn Quardatmeter ein Kunde gestattet, darüber ein Kunde pro 20 Quadratmeter.

Auch Lockerungen in Sport und Kultur

Freizeiteinrichtungen: Auch sie können wieder öffnen, wenn die Inzidenz unter 100 liegt, zwischen 50 und 100 mit negativem Test, darunter ohne. Zu den Einrichtungen zählen Solarien, Saunen, Bäder, Thermen Freizeitparks, Indoorspielplätze, Besucherbergwerke, Spielbanken oder Stadtführungen. Prostitutionsstätten, wie es im Amtsdeutsch heißt, Clubs und Diskotheken gehören juristisch zu den Freizeitstätten. Sie bleiben geschlossen. Flusskreuzfahrtschiffe dürfen dagegen ab Montag ablegen.


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Kultur: Sie durfte bereits einen ersten dezenten Start hinlegen. Jetzt kann sie weiter hoch fahren. Unter freiem Himmel sind ab Montag bis zu 500 Zuschauer zugelassen bei fester Bestuhlung. Drinnen sind es bis zu 250. Bei den Lokalitäten gibt es keine Beschränkungen mehr. Einzige Bedingung: Sie müssen genug Platz bieten, dass sich der Abstand zwischen den Besuchern garantieren lässt. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 ist ein Test erforderlich.
Sport: Jede Form des Sports ist drinnen wie draußen wieder ohne Teilnehmerbeschränkung möglich, solange die Inzidenz unter 100 liegt und die Fäche das zulässt. Bei einer Inzidenz zwischen 50 und 100 müssen alle Sportler einen negativen Test vorweisen. Publikum ist wieder zugelassen, die Regeln sind die gleichen wie die für die Kultur.

Aiwanger nimmt die nächsten Ziele ins Visier

Laienensembles: Sie dürfen wieder drinnen und draußen proben, eine Obergrenze für die Teilnehmer entfällt, solange sie den Abstand wahren können. Das gilt auch für außerschulischen Musikunterricht.
Schulen, Kitas und Unis: Auch sie sollen zum Normalzustand zurückfinden. Alle Schulen gehen ab Montag bei einer Inzidenz unter 50 in den Präsenzunterricht. Ab dem 21. Juni steigt die Schwelle auf 100. Darüber gilt Wechsel- oder Präsenzunterricht mit Mindestabstand. Über 165 Distanz außer für die vierten und die Abschlussklassen. Kitas folgen diesen Regeln. Die Hochschulen können wieder Vorlesungen vor Ort anbieten. Auch hier gilt der Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den Studierenden. Die müssen sich zweimal wöchentlich testen lassen.
Kongresse und Tagungen sowie Hotels: So genannte wirtschaftsnahe Tagungen dürfen wieder stattfinden. Für sie gelten die gleichen Auflagen wie für die Kultur. Hotels können ihre Zimmer wieder an Menschen vermieten, die nicht aus dem gleichen Hausstand kommen. Liegt die Inzidenz unter 50, ist nur noch bei der Ankunft ein Test nötig. Darüber bleibt es bei einem Test alle 48 Stunden.
Die Koalitionäre feiern ihren Schritt als richtig. Wobei Ministerpräsident Markus Söder weiter zur Vorsicht mahnt, sein Koalitionspartner Hubert Aiwanger dagegen schon die nächsten Ziele ins Visier nimmt. Er hoffe, sagt der bayerische Wirtschaftsminister, "dass die Lage sich weiter entspannt, damit wir auch eine Perspektive für die Clubs und Diskotheken bieten können." Söder dagegen betont, die jetzigen Schritte seien "vertretbar, solange sich keine neue Mutation durchsetzt." Das aber könne niemand garantieren

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