Bayerns umstrittene Homöopathie-Studie wird deutlich teurer

13.2.2020, 19:10 Uhr
Viele Deutsche setzen auf sogenannte Globuli, weiße Kügelchen auf Zuckerbasis.

© Karl-Josef Hildenbrand/Illustration (dpa) Viele Deutsche setzen auf sogenannte Globuli, weiße Kügelchen auf Zuckerbasis.

Der Freistaat gibt Jahr für Jahr jede Menge Geld für Studien aus, eine Untersuchung zur Wirksamkeit von Homöopathie aber löst seit Monaten eine heftige Debatte aus. Das Gesundheitsministerium will wissen, ob Globuli helfen können, den Einsatz von Antibiotika zu verringern. Im Landtag gaben die CSU, die Freien Wähler und die Grünen bereits im November grünes Licht für die Studie. Nun berichtet der Bayerische Rundfunk, dass die Summe dafür von ursprünglich 400.000 auf gut 800.000 aufgestockt wird. Eine Verdoppelung, die neuerliche Diskussionen provoziert.


Von wegen sanft: Der deutsche Globuli-Irrsinn muss aufhören


Kritiker halten die Untersuchung für Geldverschwendung. "Ich bin überrascht, dass die Studie in Auftrag gegeben wird und weiß nicht, welchen Mehrwert das bringen soll", sagte Stephen Sieber von der Technischen Universität München (TUM). Er ist Professor am Lehrstuhl für organische Chemie und forscht seit Jahren an dem Thema. "In der Wissenschaft gibt es keine Belege dafür, das Homöopathie wirkt." In der Tat: Die Studienlage ist relativ eindeutig, bislang gibt es keine Beweise, dass Globuli über den Placebo-Effekt hinaus etwas verändern. 

 

Bayern will es dennoch genau wissen, "Licht ins Dunkel" bringen, wie Bernhard Seidenath sagt. Der CSU-Politiker ist Vorsitzender des Gesundheitsausschusses - und will mit der Studie die "polemische Diskussion versachlichen".

"Wissenschaftlicher Unfug und brandgefährlich"

Am Donnerstag reagierte auch die Landtags-SPD auf die Kostensteigerung bei der Homöopathie-Studie. "Auf Staatskosten untersuchen zu wollen, ob Homöopathie Antibiotika ersetzen kann, ist wissenschaftlicher Unfug und brandgefährlich, zudem gibt es dazu bereits genug Untersuchungen", sagt Ruth Waldmann, gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Sie sei fassungslos, und überhaupt gebe "viel drängendere echte Probleme". 

"In der Antragsbegründung wird davon gefaselt, dass Homöopathie bei schwerer Sepsis helfen könne. Allein so etwas zu behaupten, kann sehr gefährlich für betroffene Patienten sein, wenn sie das glauben und nicht zu einem richtigen Arzt gehen."
Ruth Waldmann, gesundheitspolitische Sprecherin der Bayern-SPD

Auch die Grünen hatten sich für die Studie ausgesprochen. Wie genau die Untersuchung ablaufen soll und wer sie ausführt, ist derzeit noch unklar. In Deutschland gehören homöopathische Medikamente nicht zum Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung. Viele Kassen entscheiden sich aber dennoch dafür, Kosten zu erstatten - auch wegen des Kampfes um neue Kunden. 

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