Wegen geplanter Kürzungen

Bayernweiter Protest: Darum öffnen viele Arztpraxen heute erst später

Christina Merkel

Hochschule & Wissenschaft

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10.10.2022, 06:50 Uhr
"Wir wollen mit unserer Veranstaltung wachrütteln", sagt die KVB.

© David Hutzler, dpa "Wir wollen mit unserer Veranstaltung wachrütteln", sagt die KVB.

Bayerns Ärzte und Psychotherapeuten sind sauer. Sie hätten sich "seit über zwei Jahren als ambulantes Bollwerk in der Corona-Pandemie bewährt". Doch statt dieses Engagement zu würdigen, reagiere die Bundespolitik mit Nullrunden und Leistungskürzungen, schreiben die Berufsverbände.

Deshalb rufen sie ihre Mitglieder nun zum Protest auf. Am heutigen Montag, 10. Oktober, bleiben die Praxen von 8 bis 10 Uhr geschlossen. Doch nicht, damit die Mitarbeiter ausschlafen können. Stattdessen gibt es in dieser Zeit eine öffentliche Informationsveranstaltung im Internet.

Kein Corona-Bonus wie bei Pflegekräften

Die Betroffenen finden deutliche Worte. Sie prangern die "Unbrauchbarkeit" des Vergütungssystems an. Es sei zur "Zwangsjacke" der vertragsärztlichen Versorgung geworden. Auch die digitale Infrastruktur, die Ärzte nutzen müssen, sei ein Motivationskiller für die Mitarbeitenden und ein Dauerärgernis, das wertvolle Zeit für die Patientinnen und Patienten kostet.

Weitere Punkte auf der Tagesordnung sind der "Wortbruch von Gesundheitsminister Karl Lauterbach bei der Neupatientenregelung". Und die geringen Honorarsteigerungen von lediglich zwei Prozent. Den staatlichen Corona-Bonus haben die Praxis-Teams anders als Pflegekräfte in Krankenhäusern nicht bekommen.

"Die angedrohte Rücknahme der Neupatientenregelung hat das Fass für die bayerischen Praxen zum Überlaufen gebracht", schreibt der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayern (KVB). "Das mickrige Honorarplus wird weder die Inflation noch die explodierenden Energie- und Personalkosten in den Praxen ausgleichen."

Mit dem Protesttag wollen die Ärzte und Psychotherapeuten zeigen, dass sie die mangelhaften Umstände der ärztlichen Grundversorgung nicht länger tolerieren. "Wir wollen mit unserer Veranstaltung wachrütteln", sagt die KVB. "Der Politik und auch den Patienten muss bewusst sein: Ohne einen Kurswechsel wird die flächendeckende ambulante medizinische Versorgung durch Ärzte und Psychotherapeuten in Bayern extrem gefährdet."

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