"Meine Kräfte lassen nach"

BN-Ortsgruppe Betzenstein/Plech kämpft verzweifelt ums Überleben

Astrid Loeffler

Politik und Wirtschaft/Pegnitz

E-Mail zur Autorenseite

14.7.2022, 11:59 Uhr
Hier ein Bild aus besseren Tagen, als der BN noch locker Helfer zusammenbekam. Vorsitzender Norbert Schramm hofft jetzt, im Laufe des Jahres jüngere Naturfreunde zu finden, welche die Arbeit der Ortsgruppe fortführen.

© Volz, NN Hier ein Bild aus besseren Tagen, als der BN noch locker Helfer zusammenbekam. Vorsitzender Norbert Schramm hofft jetzt, im Laufe des Jahres jüngere Naturfreunde zu finden, welche die Arbeit der Ortsgruppe fortführen.

Mit inzwischen 82 Jahren führt Schramm den Verein immer noch kommissarisch und sucht eigentlich schon seit Jahren nach einem Nachfolger, wie der Senior berichtet. Aber bei einer Neuwahl kämen wohl kaum genug Wahlberechtigte, geschweige denn Personen zusammen, die ein Amt übernehmen würden, befürchtet Schramm. Zwar zähle die Ortsgruppe noch immer 75 Mitglieder, aktiv einbringen wolle oder könne sich allerdings kaum einer von ihnen mehr. „Den jungen Leuten fehlt oft die Zeit für so etwas, unter der Woche müssen sie ja auch arbeiten.“

Hochzeit in den 90ern

Die Hochzeit des Vereins sei seinerzeit einer kleinen Gruppe von Vorruheständlern zu verdanken gewesen, die, mit gerade mal knapp 60, noch sehr fit gewesen seien und bereitwillig unter der Woche diverse Arbeitseinsätze gestemmt hätten, wie eben die mehrtägige Apfelsaftpress-Aktion oder die Pflege der Wanderwege. Einige aus dem alten Kern seien zwischenzeitlich verstorben, andere in die Jahre gekommen. „Meine Kräfte lassen langsam auch nach“, sagt Schramm.

„Organisieren und abschmecken geht noch“, sagt er schmunzelnd mit Blick auf das Angebot des Apfelsaftpressens, das er auch heuer wieder anleiern will, auch wenn die Presse selbst längst an die Stierberger verschenkt wurde – mit der Auflage, die Aktion weiter anzubieten. Doch das notwendige Rausreißen nachwachsender Bäumchen in dem Orchideenwäldchen beispielsweise ist für Schramm nicht mehr zu schaffen.

Beispiel Pottenstein

Thomas Knauber will dem Verfall der Nachbargruppe nicht tatenlos zusehen: Ihm schwebt eine Veranstaltung in einem Gasthof in der Region vor, um die Ortsgruppe wieder zu beleben. Seiner Einschätzung nach bräuchte es gar nicht so viele Köpfe, damit das gelänge. Und die Chancen dafür stünden ganz gut, glaubt Knauber. Schließlich habe sich die Pottensteiner BN-Gruppe ja auch erst vor gut zwei Jahren gegründet. „Das war vorher zehn, 20 Jahre ein Wunsch gewesen und ist jetzt Realität.“

Auch Dieter Hoch, der 2. Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Pottenstein, findet, dass es in Betzenstein und Plech unbedingt mit dem Verein weitergehen muss. „Seit 1969 ist der Grundwasserspiegel in Plech um 23 Meter abgefallen und in Eichenstruth, an der behördlichen Messstelle, sinkt er seit 2011 jährlich um einen Meter“, nennt Hoch zwei drastische Beispiele, warum man sich seiner Meinung nach engagieren muss. „Das soll keine Weltuntergangsstimmung verbreiten. Es geht vielmehr darum, dass uns die Natur weiterbeschenkt und wir nicht irgendwann tabula rasa haben.“

Schon allein das Gefühl, etwas tun zu können, sei ein gutes und viel besser als die Hände in den Schoß zu legen oder gar zu motzen, sagt Hoch. Er glaubt ebenfalls, dass sich Nachfolger für Schramm und seine betagten Mitstreiter finden lassen müssten – wenngleich er dazu mehr auf persönliche Gespräche setzt.

Für die Zukunft der Kinder

Und, so wie Knauber hofft auch Hoch, vielleicht aus den anderen engagierten Betzensteiner und Plecher Vereinen jemanden für ein solches Amt beim BN gewinnen zu können. Der Druck jedenfalls sei da, konstatiert der Pottensteiner und erklärt: „Wir sind an einem Punkt, an dem wir handeln müssen. Es ist höchste Zeit, dass sich Menschen für ihre weitere Zukunft und die ihrer Kinder einsetzen. Die Natur wird weiter existieren. Aber ob sie uns weiter beschenkt, liegt an uns.“

Keine Kommentare