Lage spitzt sich zu

Borkenkäfer-Experte: Jetzt muss im Wald alles ganz schnell gehen

5.8.2022, 13:47 Uhr
Sie sind dem Borkenkäfer auf der Spur – nicht nur an ; Bäumen, sondern auch an Rindenstücken und bereits fertiggesägtem und zum Abtransport am Weg liegenden Stämmen: Daniela Janker und Julian Hammon, hier in einem Waldstück nahe Krögelstein

© Stefan Brand, NN Sie sind dem Borkenkäfer auf der Spur – nicht nur an ; Bäumen, sondern auch an Rindenstücken und bereits fertiggesägtem und zum Abtransport am Weg liegenden Stämmen: Daniela Janker und Julian Hammon, hier in einem Waldstück nahe Krögelstein

Das liegt zum einen an der Witterung, sagt der 27-Jährige, der aus Fischbach bei Weidenberg stammt und einen Großteil seines dualen Studiums am Forstbetrieb Pegnitz verbrachte. Die Monate März und gerade der Mai waren mit Blick auf das langjährige Niederschlagsmittel „deutlich zu warm und zu trocken“. Im Mai fiel gerade einmal ein Viertel der Regenmenge im Vergleich zum Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre. Eine „sehr beunruhigende Zahl“, sagt Hammon.

Der Wassermangel im Boden schwäche die Bäume, löst bei ihnen Stress aus – was ihre Widerstandskraft gegen den Borkenkäfer erheblich mindert, ergänzt Daniela Janker, Revierförsterin in Hollfeld.

Dort, im westlichen Landkreis, ist die Gefahrensituation besonders ausgeprägt, das betroffene Teilgebiet der Fränkischen Schweiz reiche bis hinunter in den Raum Betzenstein. Weitere Schwerpunkte, denen sich Hammon widmen muss, liegen im Fichtelgebirge: „Weidenberg, Goldkronach und dann weiter hinaus bis nach Gefrees.“ Was das Problem verschärft, sind die orkanartigen Stürme im Frühjahr. Sie haben üblicherweise verwüstete Schneisen zur Folge, mit unübersehbaren Kahlflächen im Wald.

Diesmal war alles anders, „diesmal waren zahllose Einzelbäume vom Windbruch betroffen“. Die müssen man erst finden – „und dann mit großem Aufwand herausholen“. Mit personellem wie maschinellem Aufwand. Was im Staats- und im Kommunalwald noch eher leistbar ist, mache privaten Waldbesitzern wesentlich mehr zu schaffen.

Hammon versteht sich als deren Berater. Über das Borkenkäferproblem hinaus: „Es geht um den Umgang mit befallenen Bäumen, es geht aber auch um das Vorbeugen, um Anträge auf Fördermittel, um Schäden auszugleichen.“ Er hofft, dass diese Beratung auch gesucht wird.

Akuter Handlungsbedarf

Denn es bestehe akuter Handlungsbedarf. Nicht ohne Grund habe die Regierung von Oberfranken den Landkreis Bayreuth bereits vor zwei Wochen in die höchste Gefährdungsstufe mit der Farbe Rot eingeordnet.

Sechs Wochen, nachdem ein Baum „angebohrt“ wurde, schwärme die nächste Käfergeneration aus, „dann sind statt einem Baum rasch 20 befallen“. Und beim nächsten Schwarmflug dann schon 400, die Ausbreitung geschehe dann „exponentiell und ganz schnell, dann ist mit riesigen Kahlstellen wie im Frankenwald zu rechnen“.

Das hilft nur eins: Raus mit dem betroffenen Bäumen aus dem Wald. Und zwar innerhalb der nächsten zwei Wochen. Försterin Daniela Janker baut dabei auch auf aufmerksame Spaziergänger und Wanderer: „Jeder gemeldete Baum, der umgefallen ist oder droht umzufallen, hilft da schon weiter.“

Man sollte also mit offenen Augen durch den Wald streifen. Auch das ist wichtig, sagt sie: „Fertig geschnittene Bäume, die als Stapel an Forstwegen platziert und zum Teil schon verkauft, aber noch nicht abgeholt wurden, sind ebenfalls häufig befallen und müssten weg, auch von dort können die Käfer ausfliegen und sich im benachbarten Wald ausbreiten.“

Wo dies nicht möglich ist, bleibe als letzte Lösung noch die „Begiftung“. Diese Art der Schädlingsbekämpfung dürften aber nur Sachverständige ausführen, sagt Julian Hammon, „das muss dann auch genau dokumentiert werden“.

So oder so: Ein Abwarten ist tabu, um nicht für die nächsten Jahre eine Lage zu erzeugen, die kaum noch beherrschbar ist. Die Waldbesitzer, die per Gesetz sowieso verpflichtet sind, alle 14 Tage ihren Bestand zu überprüfen, sind also gefordert. „Wir beraten sie gerne und sofort“, sagt Hammon.