Kultur in Auerbach

Egersdörfer: „Sie werden von diesem Abend noch lange zehren“

Brigitte Grüner

4.10.2022, 14:18 Uhr
Egersdörfer: „Sie werden von diesem Abend noch lange zehren“

© Brigitte Grüner, NN

Einige Besucher kannten den Nürnberger Kabarettisten bereits; die Mehrheit wartete gespannt auf den Künstler. Das Bühnenbild war einfach gestaltet – mit einem Tisch, einem Stuhl, einem Telefonhörer und einer Kaffeetasse. Und dann kam Egersdörfer, der auf den ersten Blick etwas schrullig wirkte: scheinbar ungekämmt, in Pantoletten, schlabbriger Jogginghose und mit verschieden farbigen Socken.

Das Erste, was die Gäste im Kolpinghaus dann hörten, war sein typischer Nürnberger Dialekt. Er werde heute das von ihm verfasste „Manifest des idealen Sonntags“ verlesen, mit dem er sich hinter bekannten Autoren wie Marx, Engels oder Gropius nicht zu verstecken brauche. „Sie werden von diesem Abend noch lange zehren“, kündigte der Künstler selbstbewusst an.

Immer wieder verbarg er seine Genialität und seinen Wortwitz hinter gewollter Naivität. Mal wirkte Egersdörfer wie ein Grantler, mal wie ein Feinsinniger, mal wie ein Irrsinniger. Und stets wie ein guter Beobachter.

Denn über seine Nachbarn aus dem Hinterhaus wusste er viele Details zu berichten, keiner entkam seinen meist bissigen Bemerkungen. Auch die Zuhörer nicht. Immer wieder sprach Egersdörfer „die Besucher in seinem Wohnzimmer“ persönlich an, fragte nach ihrer Meinung oder stellte eine Frage, die selten jemand beantworten konnte, ohne in ein Fettnäpfchen zu treten oder – zum Vergnügen des restlichen Publikums – öffentlich gemaßregelt zu werden.

Wenn Egersdörfer von seiner Kindheit als „Vorstadt-Aristokrat mit Chauffeur“ erzählt, vom Einkauf mit der Mutter im Supermarkt oder vom Überangebot an Spielsachen im Kinderzimmer ist zwischen den Worten viel Gesellschaftskritik hörbar.

Von seiner Mutter kann sich der Mann aus dem Hinterhof auch mit inzwischen 52 Jahren nicht distanzieren. Er hat eine eher unansehnliche Handpuppe angefertigt, mit der er immer wieder diskutiert: „Zum Bauchredner taugst Du nicht“, kommentiert da die Mutter, die sich als blaues Nilpferd eigentlich besser gefallen hätte, so die bissige Einschätzung des Kabarettisten.

Vielfache Auszeichnungen

Nach über zwei Stunden Monolog gab es viel Beifall für Matthias Egersdörfer, der nicht nur als Kabarettist und Komiker unterwegs ist. Im Franken-Tatort oder in Eberhofer-Filmen ist er auch als Schauspieler zu sehen. Der Künstler wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bayerischen Kabarettpreis und dem Deutschen Kleinkunstpreis.

„Endlich wieder Kultur“ hatte Bürgermeister Joachim Neuß (FW/AA) die rund 70 Besucher, darunter auch viele Auswärtige, im Kolpingsaal begrüßt.

Die diesjährige Kulturreihe der Stadt wird am 5. November um 20 Uhr mit der „Couplet AG“ und ihrem Programm „Das Beste aus 25 Jahren“ im Kolpingsaal fortgeführt.

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