Kutschen, Radler und Fußgänger statt Fahrzeuge

Beeindruckende Bilder: So sahen die autofreien Sonntage in der Region aus

13.3.2022, 16:00 Uhr
Als die Ölkrise im Jahr 1973 die Spritpreise massiv verteuerte, ordnete die Bundesregierung kurzerhand vier aufeinanderfolgende autofreie Sonntage an. So sollte der Öl-Bedarf gesenkt, der Bevölkerung aber vor allem der Ernst der Lage verdeutlicht werden. Die autofreien Sonntage, beginnend mit dem 25. November 1973, waren allerdings für viele auch ein großes Abenteuer. Hier ein Beispiel aus Nürnberg, wo ein Esel einen VW Käfer durch die Stadt zog - zur großen Erheiterung der Bevölkerung.
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Als die Ölkrise im Jahr 1973 die Spritpreise massiv verteuerte, ordnete die Bundesregierung kurzerhand vier aufeinanderfolgende autofreie Sonntage an. So sollte der Öl-Bedarf gesenkt, der Bevölkerung aber vor allem der Ernst der Lage verdeutlicht werden. Die autofreien Sonntage, beginnend mit dem 25. November 1973, waren allerdings für viele auch ein großes Abenteuer. Hier ein Beispiel aus Nürnberg, wo ein Esel einen VW Käfer durch die Stadt zog - zur großen Erheiterung der Bevölkerung. © Wilhelm Bauer

Auf einer Brücke bei Heßdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) genossen Fahrradfahrer den Blick auf die sonst so belebte A3, die jetzt gespenstisch leer dalag.
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Auf einer Brücke bei Heßdorf (Landkreis Erlangen-Höchstadt) genossen Fahrradfahrer den Blick auf die sonst so belebte A3, die jetzt gespenstisch leer dalag. © Garlt/VNP

Vielerorts stieg man von vielen PS auf nur eine Pferdestärke um. Bei diesem Beispiel aus Hemhofen (Landkreis Erlangen-Höchstadt) war es sogar nur eine Ponystärke.
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Vielerorts stieg man von vielen PS auf nur eine Pferdestärke um. Bei diesem Beispiel aus Hemhofen (Landkreis Erlangen-Höchstadt) war es sogar nur eine Ponystärke. © Schaub

Und zuweilen stieg man auch selbst aufs Pferd, so wie dieser Reiter, der sich in der Neumarkter Bauernstuben hoch zu Ross ein Getränk gönnte.
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Und zuweilen stieg man auch selbst aufs Pferd, so wie dieser Reiter, der sich in der Neumarkter Bauernstuben hoch zu Ross ein Getränk gönnte. © Fritz Etzold

Überall stürmten die Menschen nach draußen und bevölkerten die Straßen. Gerade der erste autofreie Sonntag am 25. November 1973 wurde zum großen Wandertag für ganz Deutschland, wie hier etwa im Landkreis Neumarkt...
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Überall stürmten die Menschen nach draußen und bevölkerten die Straßen. Gerade der erste autofreie Sonntag am 25. November 1973 wurde zum großen Wandertag für ganz Deutschland, wie hier etwa im Landkreis Neumarkt... © Fritz Etzold

... oder bei diesem Familienausflug bei Herzogenaurach.
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... oder bei diesem Familienausflug bei Herzogenaurach. © Garlt

In Nürnberg hatten viele einen Heidenspaß am autofreien Sonntag, der mancherorts sogar karnevaleske Züge annahm. Hier zum Beispiel ließ sich ein "Ölscheich" auf seinem Auto von Pferden durch die Stadt ziehen. 
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In Nürnberg hatten viele einen Heidenspaß am autofreien Sonntag, der mancherorts sogar karnevaleske Züge annahm. Hier zum Beispiel ließ sich ein "Ölscheich" auf seinem Auto von Pferden durch die Stadt ziehen.  © Wilhelm Bauer/VNP

Auch Blaskapellen und Fahrrad-Rikschas zogen zur großen Freude der Bevölkerung durch die Stadt.
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Auch Blaskapellen und Fahrrad-Rikschas zogen zur großen Freude der Bevölkerung durch die Stadt. © Wilhelm Bauer/VNP

Auf manchen städtischen Hauptstraßen war es dagegen gespenstisch leer, wie hier am Nürnberger Frauentorgraben, an dem damals noch die Straßenbahngleise entlangführten.
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Auf manchen städtischen Hauptstraßen war es dagegen gespenstisch leer, wie hier am Nürnberger Frauentorgraben, an dem damals noch die Straßenbahngleise entlangführten. © Karl Schnörrer, dpa

Ausnahmegenehmigungen gab es nur wenige. Taxis zum Beispiel durften unterwegs sein, weshalb sie an diesen Tagen sehr schwer zu bekommen waren und gefragt waren wie nie. Hier warten sie am Nürnberger Hauptbahnhof auf Kunden.
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Ausnahmegenehmigungen gab es nur wenige. Taxis zum Beispiel durften unterwegs sein, weshalb sie an diesen Tagen sehr schwer zu bekommen waren und gefragt waren wie nie. Hier warten sie am Nürnberger Hauptbahnhof auf Kunden. © Wilhelm Bauer/VNP

Am Nürnberger Rathenauplatz kontrollierte die Polizei die wenigen Autofahrer, die unterwegs waren. Nur bei Notfällen oder mit einer Sondergenehmigung durfte man unterwegs sein.
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Am Nürnberger Rathenauplatz kontrollierte die Polizei die wenigen Autofahrer, die unterwegs waren. Nur bei Notfällen oder mit einer Sondergenehmigung durfte man unterwegs sein. © Rudolf Contino/VNP

So wie etwa dieser Arzt in Nürnberg (am Arzt-Schild im Fenster erkennbar).
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So wie etwa dieser Arzt in Nürnberg (am Arzt-Schild im Fenster erkennbar). © Wilhelm Bauer/VNP

Auf beeindruckende Weise sieht man hier die Unterschiede: Das obere Foto vom Nürnberger Plärrer wurde am 18. November 1973 um 11 Uhr aufgenommen, das untere Bild sieben Tage später, also am ersten autofreien Sonntag zur selben Uhrzeit.
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Auf beeindruckende Weise sieht man hier die Unterschiede: Das obere Foto vom Nürnberger Plärrer wurde am 18. November 1973 um 11 Uhr aufgenommen, das untere Bild sieben Tage später, also am ersten autofreien Sonntag zur selben Uhrzeit. © VNP

Überall in der Stadt waren die Fahrradfahrer auf den Hauptstraßen unterwegs.
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Überall in der Stadt waren die Fahrradfahrer auf den Hauptstraßen unterwegs. © Wilhelm Bauer/VNP

Eifrig wurde den Menschen dabei mit fahrbaren Untersätzen geholfen.
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Eifrig wurde den Menschen dabei mit fahrbaren Untersätzen geholfen. © Wilhelm Bauer/VNP

Der Ansturm auf die öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere die Straßenbahnen, war an diesem Tag natürlich gewaltig in Nürnberg.
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Der Ansturm auf die öffentlichen Verkehrsmittel, insbesondere die Straßenbahnen, war an diesem Tag natürlich gewaltig in Nürnberg. © Wilhelm Bauer/VNP

Am Neumarkter Marktplatz, wo damals noch die Bundesstraße vorbeiführte, kontrollierte die Polizei ebenso eifrig...
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Am Neumarkter Marktplatz, wo damals noch die Bundesstraße vorbeiführte, kontrollierte die Polizei ebenso eifrig... © Fritz Etzold

... wie auf den Autobahnen (hier zwischen München und Garmisch-Partenkirchen).
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... wie auf den Autobahnen (hier zwischen München und Garmisch-Partenkirchen). © Klaus Heirler/dpa

Nicht jeder war einverstanden mit den autofreien Sonntagen. Am Tag vor dem ersten dieser Sonntage demonstrierte die DKP (hier in Essen) mit einem Autokorso - die Fahrzeuge wurden dabei von Pferden und Menschen gezogen. "Die Dicken können fahren, die Kleinen sollen sparen", stand auf einem Protest-Plakat.
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Nicht jeder war einverstanden mit den autofreien Sonntagen. Am Tag vor dem ersten dieser Sonntage demonstrierte die DKP (hier in Essen) mit einem Autokorso - die Fahrzeuge wurden dabei von Pferden und Menschen gezogen. "Die Dicken können fahren, die Kleinen sollen sparen", stand auf einem Protest-Plakat. © imago images/Klaus Rose

Für die meisten war der autofreie Sonntag aber ein großes Abenteuer, vor allem der erste davon. 
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Für die meisten war der autofreie Sonntag aber ein großes Abenteuer, vor allem der erste davon.  © imago images/Klaus Rose

Die Straßen wurden damals zu Spielplätzen, wie hier in Baiersdorf (Kreis Erlangen-Höchstadt). Die Nürnberger Nachrichten schrieben am 26. November 1973. "Der 25. November 1973 war schon ein Jahrhunderterlebnis. Was bestenfalls unsere Urgroßväter noch gekannt haben, erlebte gestern eine ganze vollmotorisierte Nation, aus der über Nacht ein Volk von Fußgängern und Radfahrern geworden war."
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Die Straßen wurden damals zu Spielplätzen, wie hier in Baiersdorf (Kreis Erlangen-Höchstadt). Die Nürnberger Nachrichten schrieben am 26. November 1973. "Der 25. November 1973 war schon ein Jahrhunderterlebnis. Was bestenfalls unsere Urgroßväter noch gekannt haben, erlebte gestern eine ganze vollmotorisierte Nation, aus der über Nacht ein Volk von Fußgängern und Radfahrern geworden war." © Harald Hofmann

"Kraftfahrenden Menschen begegnet man mit Mißtrauen, mitunter drohenden Gebärden, weil sie das geruhsame Treiben auf den Straßen zu stören wagen. Wenigstens für 24 Stunden schwelgte ein überentwickelter Industriestaat in Erinnerungen.(...) Dieser Reiz des Ungewöhnlichen, nie Dagewesenen, machte es den Bundesbürgern leicht, das erste Sonntagsfahrverbot ohne großen Groll zu schlucken", hieß es weiter. 
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"Kraftfahrenden Menschen begegnet man mit Mißtrauen, mitunter drohenden Gebärden, weil sie das geruhsame Treiben auf den Straßen zu stören wagen. Wenigstens für 24 Stunden schwelgte ein überentwickelter Industriestaat in Erinnerungen.(...) Dieser Reiz des Ungewöhnlichen, nie Dagewesenen, machte es den Bundesbürgern leicht, das erste Sonntagsfahrverbot ohne großen Groll zu schlucken", hieß es weiter.  © Roland Scheidemann/dpa

Zahlreiche Anzeigen in den Nürnberger Nachrichten enthielten damals Tipps zum Sparen von Heizöl und Benzin.
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Zahlreiche Anzeigen in den Nürnberger Nachrichten enthielten damals Tipps zum Sparen von Heizöl und Benzin. © VNP

Während die deutschen Autobahnen an den vier Sonntagen Ende 1973 wie leergefegt waren ...
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Während die deutschen Autobahnen an den vier Sonntagen Ende 1973 wie leergefegt waren ... © Horst Ossinger/dpa

... wie hier die A3 bei der Ausfahrt Behringersdorf, ...
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... wie hier die A3 bei der Ausfahrt Behringersdorf, ... © Wilhelm Bauer/VNP

... waren im Landkreis Neumarkt viele fröhliche Ausflügler mit Pferdekutschen unterwegs. 
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... waren im Landkreis Neumarkt viele fröhliche Ausflügler mit Pferdekutschen unterwegs.  © Fritz Etzold

Fast alle hielten sich an das Sonntagsverbot, das nur für Ärzte, Rettungskräfte, Taxis und Frischware-Lieferanten Ausnahmen bot. Die Landespolizei Neumarkt vermeldete damals nur zwei Unverbesserliche, die, anders als diese beiden hier, ohne Sondererlaubnis in ihr Auto gestiegen waren. Sie wurden geschnappt und mussten ein Bußgeld zahlen. 
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Fast alle hielten sich an das Sonntagsverbot, das nur für Ärzte, Rettungskräfte, Taxis und Frischware-Lieferanten Ausnahmen bot. Die Landespolizei Neumarkt vermeldete damals nur zwei Unverbesserliche, die, anders als diese beiden hier, ohne Sondererlaubnis in ihr Auto gestiegen waren. Sie wurden geschnappt und mussten ein Bußgeld zahlen.  © Fritz Etzold

Wer mit dem Auto unterwegs war, wurde oft von Passanten beschimpft und angefeindet, auch wenn man eigentlich in Besitz einer Sondererlaubnis war. 
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Wer mit dem Auto unterwegs war, wurde oft von Passanten beschimpft und angefeindet, auch wenn man eigentlich in Besitz einer Sondererlaubnis war.  © Wilhelm Bauer/VNP