Bekommt der Nürnberger Hauptmarkt ein Denkmal?

25.4.2021, 06:00 Uhr
Zu Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1939 wurde rund um den Hauptmarkt geflaggt. Die Nationalsozialisten benannten Nürnbergs wichtigsten Platz in "Adolf-Hitler-Platz" um. Erst nach 1945 erhielt er wieder seinen eigentlichen Namen.

© Stadtarchiv Nürnberg / Nachlaß Willi Beck Zu Hitlers 50. Geburtstag am 20. April 1939 wurde rund um den Hauptmarkt geflaggt. Die Nationalsozialisten benannten Nürnbergs wichtigsten Platz in "Adolf-Hitler-Platz" um. Erst nach 1945 erhielt er wieder seinen eigentlichen Namen.

Wo heute Gemüsehändler Salatköpfe, Spargel, Kräuter oder Falafel verkaufen und in guten Zeiten Touristen das Männleinlaufen an der Frauenkirche bestaunen, hat sich Nürnbergs wechselvolle Geschichte manifestiert. Hier wurde 1349 das jüdische Viertel samt der Synagoge vollkommen zerstört.

Literatur wurde vernichtet

Am 10. Mai 1933 landeten auf dem Hauptmarkt Bücher auf dem Scheiterhaufen, deren Autoren den Nazis nicht genehm waren, die gerade die Macht übernommen hatten. Unter den Nationalsozialisten ging man hierher zum "Adolf-Hitler-Platz", ehe ihm die Amerikaner nach 1945 wieder seinen ursprünglichen Namen zurückgaben.

Im Winter zeigt der Hauptmarkt - wenn keine Pandemie herrscht - sein märchenhaftes Gesicht. 

Im Winter zeigt der Hauptmarkt - wenn keine Pandemie herrscht - sein märchenhaftes Gesicht.  © NEWS5 / Weier

Auf dem Hauptmarkt fanden aber auch große demokratische Kundgebungen statt, so etwa noch 1933 die des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold, einem Verband, der in der Weimarer Republik gegründet wurde, um die Demokratie zu bewahren.

Diesen historischen Ort dürfe man in der öffentlichen Wahrnehmung nicht untergehen lassen, sagt SPD-Fraktionsvize Anja Prölß-Kammerer. Sie beantragte deshalb bei Oberbürgermeister Marcus König (CSU) zu prüfen, wie man diese Ereignisse am besten würdigen könne. Ein Denkmal kann sie sich vorstellen, auch ein Kunstwerk "mit Mahn- und Erinnerungswert" oder Erinnerungstafeln ähnlich denen auf dem ehemaligen Reichparteitagsgelände.

Die Forderung der Sozialdemokraten ist nicht neu. Schon vor neun Jahren wurde über ihren Vorstoß im Stadtrat heftig und über Monate hinweg diskutiert. Der damalige SPD-Fraktionschef und heutige Bürgermeister Christian Vogel hatte einen künstlerischen Wettbewerb ins Spiel gebracht.

Doch selbst Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hielt damals eine Gedenktafel oder Plakette im Boden für keine gute Lösung, da sie der vielfältigen Historie nicht gerecht werden würde. Am Ende wurde eine Gedenktafel abgelehnt. Ein "virtuelles Denkmal" in Form einer Internet-Präsentation hielt man aber für wünschenswert.


Der Hauptmarkt wird zum Rummelplatz


Daran erinnerte sich jetzt Anja Prölß-Kammerer wieder, als ein junger Historiker für eine Arbeit auch in Nürnberg nachfragte, wie Städte ihre Vergangenheit im öffentlichen Raum würdigen. Deshalb hält sie es für denkbar, dass man einen virtuellen Gedenkort einrichtet. In jedem Falle müsse der nahe Obstmarkt mit einbezogen werden, sagt sie.

Dort laufen gerade die Planungen für eine Umgestaltung mit mehr Grün und wenig Verkehr. Und auch das Fembohaus könne man ins Konzept mit aufnehmen. Es soll neu strukturiert werden und der jüdischen Geschichte Raum geben.

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