Betriebsanleitung für die Energiewende

23.6.2012, 10:00 Uhr
Betriebsanleitung für die Energiewende

© Heinz Wraneschitz

Relativ spät „haben die Mausdorfer die Chancen erkannt“, die ihnen auch finanzielle Unterstützung bei der Neuordnung der Fluren und der Dorferneuerung boten, erinnert sich Bürgermeister Harald Kempe (ÖDP). Aber dann, „ermutigt durch die Verwaltung für Ländliche Entwicklung, haben die Menschen Mausdorf verändert und mehr eingeweiht, als wir uns je vorstellen konnten“, bilanziert Kempe.

Landwirtschaftsminister Helmut Brunner nennt Mausdorf einen „Nobelort mit einer edlen Einstellung. Sie liefern das herausragende Beispiel, dem andere nacheifern sollten, wenn möglich in ganz Bayern.“ Dahinter steckt vor allem der Gedanke der Dorfbewohner: Möglichst gemeinsam einen für ihren Ort optimalen Öko-Energiemix für Wärme und Strom auf die Beine stellen.

So haben „acht Landwirte gemeinsam die Biogasanlage auf die Beine gestellt“, erzählt Uwe Markert, einer der acht. Zunächst ließen sie die niedrigen Weizenpreise von zehn Euro je Doppelzentner der Jahre 2003 bis 2005 über Biogas nachdenken. Doch später setzte sich bei den Bauern die Erkenntnis durch, so Markert: „Das Erneuerbare Energien-Gesetz schafft 20 Jahre Planungssicherheit mit festen Einspeisepreisen für Strom.“ Und dann ergab sich noch die Möglichkeit, der Maschinenbaufirma Weiler Wärme zu verkaufen und dadurch die Anlage und die Rohstoffe besser auszunützen.

„Reuthwind“ ist ebenfalls eine Gemeinschaft von Mausdorfern und Pirkachern, die zusammen zwei Windkraftanlagen für über sieben Millionen Euro auf die Wiesen stellten. Die Windmühlen produzieren jährlich acht Millionen Kilowattstunden (kWh) Strom. Hauptsächlich wegen der Wind- und Biokraft, aber auch wegen einer Reihe Photovoltaik-Anlagen exportiert Mausdorf 25 mal mehr Strom, als im Dorf verbraucht wird.

Bliebe noch die Hackschnitzelheizung, die neben der Biogasanlage genug Wärme für 30 Wohnhäuser, ein Pferdegestüt und mehrere Betriebe herstellt. Die Lieferung erfolgt über ein Nahwärmenetz von 1370 Metern Länge. Auch das haben die Mausdorfer selbst gebaut. Oder wie Minister Brunner sagt, „die Ärmel hochgekrempelt und geschaut, wo man was machen kann.“ Womit sie des Ministers Wunsch für den ganzen Freistaat, „bei der Energieversorgung nicht von anderen abhängig zu sein, weil da die Wertschöpfung im Land bleibt“, schon ziemlich gerecht werden.

Bürgermeister Kempe will, dass die Energiewende noch in vielen Ortsteilen weitergeht. Dazu braucht er auch die Unterstützung des Freistaats und von Minister Brunner. Damit der sich immer an Mausdorf erinnert, bekommt er als Geschenk noch eine „Durchwachsene Silphie“. Emskirchen ist Bayerns größtes Anbaugebiet für diese Energiepflanze.

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