Bio-Produkte sollen sich vermehren

17.11.2015, 18:36 Uhr
Bio-Produkte sollen sich vermehren

© Foto: Rainer Wölfel

Seit etwa einem Jahr sind die Stadt Nürnberg sowie die Kreise Nürnberger Land und Roth auf eine ganz besondere Weise verbunden. Gemeinsam bilden sie eine Öko-Modellregion – eine von insgesamt zwölf in Bayern, die vom bayerischen Landwirtschaftsministerium finanziell gefördert wird. Ziel ist, den wachsenden Bedarf an Biolebensmitteln vermehrt mit Produkten aus der Region zu decken. Großstadt und Umland, bio und regional sollen stärker miteinander verknüpft werden. Biorinder, -hühner oder -schweine, deren Fleisch auf Nürnberger Tellern landet, sollen etwa vor den Toren der Noris aufgewachsen sein.

Seit Januar 2015 ist Judith Hock-Klemm bei der Stadt Nürnberg angestellt. 75 Prozent der Kosten für ihre Stelle übernimmt das Landwirtschaftsministerium, die restlichen 25 Prozent die Stadt Nürnberg. Hock-Klemm soll Produzenten und Verbraucher besser zusammenbringen, indem sie Gemeinden, Unternehmen und Erzeuger vernetzt und so Wertschöpfungsketten entstehen. Das spart Geld und damit wird das Produkt für den Verbraucher günstiger, so die Idee.

Bei einem Projekt arbeitet die
Öko-Modellregion mit der Streuobstinitiative Hersbruck und dem Regionalmanagement Nürnberger Land
zusammen. Geplant ist, das Streuobst aus dem Nürnberger Land künftig stärker in Nürnberg zu vermarkten sowie die Streuobstbestände zu vergrößern.

Für Werner Ebert, der sich mit Judith Hock-Klemm das Projektmanagement teilt, ist die Förderung von Regionen durch den Freistaat ein besonderes Signal an die Kommunen. Es sei ihre Aufgabe, die Themen Lebensmittelversorgung und bio zusammenzubringen.

Der Bund Naturschutz (BN), der den Freistaat in seinem Handeln stets kritisch beäugt, hat in diesem Fall für den Regionalförderungsansatz von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner (CSU) nur lobende Worte. Die ökologische Landwirtschaft sei Klima-, Arten- und Trinkwasserschutz zugleich, erklärte gestern Hubert Weiger, BN-Vorsitzender in Bayern, in Nürnberg. „Mit dem Kauf von Biolebensmitteln können wir alle zur Verminderung von Umweltproblemen beitragen.“ Gleichzeitig forderte Weiger, dass sich auch das Kultusministerium sowie das Gesundheitsministerium auf diesem Feld engagieren. So könnten sie Kliniken und Schulen vorschreiben, mit Biolebensmitteln zu kochen.

Der BN verweist auf das Landshuter Kinderkrankenhaus St. Marien, das bereits seit mehreren Jahren auf Biolebensmittel umgestellt hat. Die Produkte werden dort in der Region gekauft und es wird mit Saisonware gearbeitet. Fertigprodukte werden vermieden und Suppen und Saucen selbst zubereitet. Die höheren Preise insbesondere bei Fleisch- und Fischprodukten werden ausgeglichen: durch alternativ angebotene vegetarische Gerichte, kleinere Portionen und den bei Biofleisch geringeren Bratverlust. Die Preise sollen lediglich um fünf Prozent gestiegen sein.

Große Mengen an Bioprodukten werden importiert

Laut BN stammen nur fünf bis sieben Prozent der Lebensmittel in Deutschland aus dem ökologischen Anbau. Die Nachfrage nach Biolebensmitteln sei jedoch größer als das Angebot, denn Obst, Getreide und Gemüse werden in großen Mengen importiert. Dies ist eine Chance für die heimische Wirtschaft. Helmut Brunner hat daher bereits 2013 das Programm „BioRegio Bayern 2020“ gestartet. Die Nachfrage nach ökologischen Lebensmitteln soll künftig stärker von regionalen Produzenten gedeckt werden. Konkretes Ziel: Bis zum Jahr 2020 sollen sich die Bio-Produkte im Freistaat verdoppeln.

Die Öko-Modellregionen sind ein Baustein des Programms. Sie haben vor allem die Aufgabe, vor Ort aufzuklären und Überzeugungsarbeit zu leisten, dass Landwirte ihren Betrieb auf bio umstellen und Verbraucher ihr Konsumverhalten hinterfragen – und eventuell ändern.

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