Brexit: Das ändert sich

Signifikante Änderung ab Oktober: Was Reisende in Großbritannien jetzt wissen müssen

29.9.2021, 08:49 Uhr
Erstmal ändert sich nicht schrecklich viel für EU–Bürger, die künftig nach Großbritannien reisen. Doch einige Bestimmungen könnten noch kippen.

© Richie Hancox / Rmv via www.imago-images.de, NN Erstmal ändert sich nicht schrecklich viel für EU–Bürger, die künftig nach Großbritannien reisen. Doch einige Bestimmungen könnten noch kippen.

Ab wann wirkt sich der Brexit aus?

Offiziell hat Großbritannien die EU am 31. Januar 2020 verlassen. Seither galt allerdings eine Übergangsfrist, in der sich fast nichts verändert hat. Zum Jahresende kam zum Glück noch ein Kooperationsabkommen zwischen EU und GB zustande. Damit wurde der ungeregelte Austritt abgewandt, beim beliebten Shopping in London etwa drohen keine Welthandelszölle, und Privatreisen bleiben visumfrei. Wer Urlaub plant, muss trotzdem einiges beachten.

Was verändert sich bei der Einreise?

Eine wichtige Änderung sollten Reisende unbedingt beachten: Ab dem 1. Oktober 2021 benötigt man für die Einreise nach Großbritannien einen Reisepass. Nur wenn man zu bestimmten Personengruppen gehört, kann man zunächst bis zum 31. Dezember 2025 mit dem Personalausweis einreisen.

Das Vereinigte Königreich hat nie zum Schengen-Raum gehört, deshalb gab es auch immer Ausweiskontrollen für EU-Bürger. Geld getauscht werden musste ebenfalls. Für Privatreisen und Messebesuche bis zu einem halben Jahr Dauer wird auch künftig kein Visum nötig sein.

Wird man am Handy bald mobile Daten ausschalten müssen?

Die drei großen Telefongesellschaften Telekom, Vodafone und Telefonica haben sich festgelegt: Es bleibt "bis auf Weiteres" alles beim Alten. Grundsätzlich sind sie aber nicht mehr an das EU-Roaming-Abkommen gebunden. Man muss als EU-Bürger weiterhin vom Mobilfunkprovider bei Grenzübertritt informiert werden, welche Kosten bei Telefonaten, SMS und Datennutzung entstehen.

Diese Info beachtet der Großbritannien-Tourist am besten künftig sehr genau. Telefonieren und Datennutzung könnten teure Vergnügen werden. Wahrscheinlicher ist aber eine Lösung wie mit Island und Norwegen – beide Staaten halten sich auch ohne EU-Mitgliedschaft and EU-Roaming-Abkommen.

Bin ich in Großbritannien krankenversichert?

Bei der Krankenversicherung drohten die größten Änderungen. Bis Ende des vergangenen Jahres erhielten auf der Insel krank gewordene EU-Urlauber alle medizinisch notwendigen Heilbehandlungen kostenlos, wenn sie ihre Europäische Krankenversicherungskarte vorlegten. Sie wird dort weiter anerkannt, seit 1. Januar 2021 sind aber in einigen Fällen Gesundheitsbeiträge zu entrichten, um behandelt zu werden.

Als Reisender tut man also gut daran, eine private Auslandsreiseversicherung abzuschließen. Die gibt es bereits unter zehn Euro pro Jahr, für Familien unter 20 Euro. Sie empfiehlt sich auch unabhängig vom Brexit für jeden gesetzlich und die meisten privat versicherten Urlauber.

Was ändert sich für Autourlauber?

Zumindest zunächst reicht der deutsche Führerschein, ein internationaler Führerschein wird nicht verlangt. Sicherheitshalber sollten Autobesitzer aber eine grüne Versicherungskarte dabei haben. Sie dient als Beweis, dass für den Wagen eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen worden ist.

Was ändert sich beim Luftverkehr?

Dank des geregelten Austritts Großbritanniens aus der EU ist der Flugbetrieb verhältnismäßig problemfrei ins neue Jahr gekommen. Auch der befürchtete Preisanstieg ist ausgeblieben. Eine kleine Änderung gibt es bei den Fluggastrechten: Die gestehen Passagieren bei großer Verspätung oder Annullierung großzügige Pauschalzahlungen zu. Die gelten weiter, wenn man mit einer EU-Airline oder von einem EU-Airport aus fliegt.

Bei Starts aus Großbritannien mit einer Nicht-EU-Airline gelten seit Jahresbeginn britische Regeln. Die sind noch identisch – Großbritannien kann sie aber jederzeit ändern.

Grenzbereich am Flughafen Heathrow zu Coronazeiten. 

Grenzbereich am Flughafen Heathrow zu Coronazeiten.  © BEN FATHERS, NN

Entfällt Zoll auf Souvenirs?

Die Handelsvereinbarung zwischen Großbritannien und der EU sieht Zollfreiheit für alle Güter vor. Gezahlt werden muss aber eventuell trotzdem, denn zusätzliche Steuern könnten anfallen. So können die Richtlinien für Freimengen zum Beispiel für Alkohol und Zigaretten eingeschränkt werden. Statt zehn Litern darf bei der Rückkehr in EU-Länder dann eventuell nur viel weniger Whisky in den Koffer.

Darf der Hund mit?

Das war lange die Frage. Am Ende hat sich die britische Regierung aber doch zum EU-Heimtierausweis bekannt, einer Art Reisepass und Impfausweis für Tiere. Hund und Katze müssen außerdem ein Mikrochip-Implantat tragen. Die britische Regierung empfiehlt nun, eine Reise mit Haustier mit einem Vorlauf von mindestens vier Monaten gemeinsam mit dem Tierarzt zu planen (https://www.gov.uk/guidance/pet-travel-to-and-from-great-britain).

Wird GB-Urlaub teurer?

Die gute Nachricht: Bislang ist Großbritannien dank des Brexit deutlich günstiger geworden. Seit der Entscheidung ließ das britische Pfund um etwa 15 Prozent nach. So können EU-Urlauber ihre Euro günstiger tauschen. Restaurantrechnungen und das Shoppen etwa an der Oxford und der Carnaby Street werden also billiger. Das ist allerdings keine Garantie für die Zukunft; zumindest die Hotelpreise sollten wegen der darniederliegenden Geschäftsreisen nicht anziehen.

Was ändert sich noch?

Vorsichtig sein sollten Urlauber, die eine Reise, einen Flug oder ein Hotel in einem der gängigen Portale buchen. Denn die vermitteln nur. Wer an ein britisches Reisebüro gerät, ist künftig nicht mehr vom EU-Reiserecht geschützt.

Wo bekomme ich alle Infos?

Für Fragen zum Brexit hat die EU eine Telefonhotline auch in deutscher Sprache unter der gebührenfreien Nummer 0 08 00 / 67 89 10 11 eingerichtet, das Angebot "Europe Direct". Hilfreich ist auch die Webseite des Europäischen Verbraucherzentrums.

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