Corona-Impfung: Warum es oft so lange dauert

22.4.2021, 10:16 Uhr
Wenn erst einmal der Termin vereinbart ist, geht es auch im Rother Impfzentrum ganz fix. Den Weg zur Terminvereinbarung finden viele aber ein wenig umständlich und manchmal auch ein wenig frustrierend.

© Matthias Bein, dpa Wenn erst einmal der Termin vereinbart ist, geht es auch im Rother Impfzentrum ganz fix. Den Weg zur Terminvereinbarung finden viele aber ein wenig umständlich und manchmal auch ein wenig frustrierend.

Hannah Richter (Name geändert) war zunächst sehr erfreut. Sie hatte sich schon vor Monaten online über impfzentren.bayern für eine Corona-Schutzimpfung im Rother Impfzentrum beworben. Aufgrund verschiedener Faktoren rutschte sie in Prioritätsstufe 2. Vergangene Woche dann kam die erhoffte Mail aufs Handy. Sie sei jetzt für eine Impfung berechtigt, eine Terminauswahl sei jetzt möglich.

Das Schreiben war kurz und geschäftsmäßig, aber eigentlich unmissverständlich. Unter "Erster verfügbarer Termin" stand das Datum "15. April 2021".

"Endlich", dachte sich Richter und wollte sich mit ein paar Wischern auf dem Handy den nächstmöglichen Termin aussuchen. Doch Pustekuchen. Was sie auch versuchte, immer folgte der Hinweis: "Leider sind keine weiteren Termine ab dem 15.04.2021 verfügbar. Bitte ändern Sie ihre Eingaben oder melden Sie sich in ein paar Tagen wieder und prüfen, ob neue Termine verfügbar sind."

Terminvereinbarung ohne Termin?

Zusammengefasst soll man also Termine vereinbaren, obwohl es dann doch keine Termine gibt. Solche und ähnliche Geschichten werden in jüngster Zeit immer häufiger an die Redaktion herangetragen.

Nachfrage beim Landratsamt Roth, das letztlich die Verantwortung für das Rother Impfzentrum trägt. Dort räumt man ein, dass die Situation nicht besonders glücklich sei. Doch systembedingt komme man so am schnellsten mit den Impfungen voran.

Dieses System funktioniert so: Bei der Impftermin-Vergabe schaltet der Impfzentrum-Betreiber Vitolus mehr angemeldete Menschen für die Terminvergabe frei, als tatsächlich für die nächsten Tage Termine verfügbar sind. Damit soll gewährleistet sein, dass wirklich alle Termine auch genutzt werden können und keiner ungenutzt bleibt oder nicht nachbesetzt werden kann, wenn eine Person sich doch gegen eine Impfung entscheidet.

Ein Beispiel: Wenn für kommenden Freitag 100 Termine frei sind, dann erhalten 200 Personen die Möglichkeit einen Termin zu vereinbaren. Die ersten 100, die sich melden, können tatsächlich einen Termin auswählen. Die anderen schauen trotz der ersten Meldung, dass sie angeblich ab jetzt ihren Termin vereinbaren können, in die Röhre.

Alternative würde mehr Zeit kosten

Laut Vitolus wäre die Alternative aber noch schlechter. Würden nämlich nur genau 100 Personen kontaktiert werden und davon aber 50 – aus welchen Gründen auch immer – doch keinen Termin vereinbaren wollen, würde es viel länger dauern, die freien 50 Termine weiter zu vergeben.

Es kommt in der Tat relativ häufig vor, dass sich Bürger zwar online für eine Impfung registriert haben. Dann jedoch sind sie von ihrer Gemeinde oder ihrem Hausarzt angerufen worden und haben dort ihre Spritze bekommen - ohne sich aus dem System wieder ausgetragen zu haben.

Einen kleinen Trost hat Vitolus für frustrierte Wartende, die trotz angeblicher Terminvergabe zunächst keinen Termin vereinbaren können: Derzeit bekomme man in aller Regel spätestens am übernächsten Tag tatsächlich einen Impftag und eine Uhrzeit zugewiesen.

Drei Tage Wartezeit

Bei Hannah Richter hat es noch einen Tag länger gedauert. Maileingang am Donnerstag, vergebliche Terminvereinbarungsversuche am Donnerstag, Freitag und Samstag. Aber am Sonntagmorgen stand die Ampel dann ganz plötzlich auf grün. Seit Montag, 12 Uhr, ist die Frau geimpft. Und den Termin für die Zweitimpfung muss sie nicht mehr vereinbaren. Den hat sie schon jetzt auf dem Handy. Ganz automatisch.

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