Corona-Krise bringt Freizeitparks der Region in Not

21.4.2020, 15:20 Uhr
Wo sonst Besucher in den Park gehen, herrscht jetzt Leere. Auch der Erlebnispark Schloss Thurn in Heroldsbach hat mit der Corona-Krise zu kämpfen.

© Foto: Julian Hörndlein Wo sonst Besucher in den Park gehen, herrscht jetzt Leere. Auch der Erlebnispark Schloss Thurn in Heroldsbach hat mit der Corona-Krise zu kämpfen.

Die Besucher fehlen, aber noch gibt es im Playmobil-Funpark für die rund 100 Mitarbeiter etwas zu tun. "Da sind schon noch ein paar Möglichkeiten für eine Beschäftigung", sagt Playmobil-Sprecher Björn Seeger. Etwa Malerarbeiten oder auch die Wartung im Außenbereich des Freizeitparks in Zirndorf. Zudem könnten die Beschäftigten aktuell Überstunden ab- beziehungsweise Minusstunden aufbauen. Noch gebe es keine Kurzarbeit, sagt Seeger. "Die Situation ist, wie sie ist. Den Saisonstart in den Frühling haben wir verpasst. Damit sind natürlich Einbußen verbunden. Wir können jetzt nur auf grünes Licht für die Öffnung warten." Wobei die wirtschaftliche Situation nicht ganz mit der anderer Einrichtungen zu vergleichen sei, der Funpark sei schließlich nur ein Teil des Unternehmens und damit nicht das einzige Standbein, sagt Seeger.

Tatsächlich könnte die Corona-Krise, die etliche Branchen schwer belastet, auch bei vielen Freizeitparks heftige Bremsspuren hinterlassen. Die Wintermonate werden von den zumeist mittelständischen und familiengeführten Parks für Investitionen und Instandhaltungsarbeiten genutzt. "Der Komplettausfall des Saisonstarts traf die Branche hart", so der Verband Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen (VDFU).

Dabei könnten laut VDFU-Präsident Friedhelm Freiherr von Landsberg-Velen in den Parks die Regeln des Gesundheitsschutzes besser eingehalten werden, als anderswo. "Der Besuch von Freizeit- und Erlebnisparks birgt ein deutlich geringeres Infektionsrisiko, als es innerhalb von Fußgängerzonen, Einkaufszentren, der Nutzung des ÖPNV oder gar bei einer Großveranstaltung besteht. In der Regel handelt es sich um weitläufige Outdooreinrichtungen, die eine bestmögliche Luftzirkulation aufweisen."

Selbst in "potentiell kritischen Bereichen" wie bei den gastronomischen Einrichtungen oder bei der Nutzung von Fahrgeschäften könnten Abstandsregelungen und Hygienemaßnahmen problemlos umgesetzt werden. Sollten die Schutzmaßnahmen komplette Schließungen bis in den Sommer erfordern, werde dieser Ausgleich vielen Betreibern im nächsten Jahr nicht mehr möglich sein. Ein derartiger Ausfall in einer investitionsintensiven Branche im Saisongeschäft werde nicht zu kompensieren sein.

"Wie viele Freizeitparks es im nächsten Jahr noch geben wird, vermag ich nicht zu sagen. Die Weichen dafür werden in diesen Tagen gestellt.", so von Landsberg-Velen. 20.000 Arbeitsplätze inklusive Zulieferer sind laut VDFU mit der Branche in Bayern verknüpft, deutschlandweit 150.000. Gerade Parks mit Tieren könnten die laufenden Kosten nicht einfach runterschrauben, weshalb es vielerorts akute Probleme mit der Finanzierung gebe.



Im Freizeitland Geiselwind wurde während der Wintermonate ebenfalls viel Geld in zahlreiche neue Attraktionen investiert, um erfolgreich ins 51. Geschäftsjahr starten zu können. Zuletzt rechnete Geschäftsführer Matthias Mölter durch die verschobene Eröffnung mit Verlusten im siebenstelligen Bereich und hoffte auf die Liquiditätshilfen des Staates. Die Hälfte der 80 Mitarbeiter wurde bereits vor Wochen in die Kurzarbeit geschickt. Alle stünden aber in den Startlöchern, heißt es von der Geschäftsführung. Die Beschäftigten "sind zu COVID-19 sensibilisiert worden und werden weiterhin in ihren Fachbereichen und im Umgang mit Besuchern gezielt geschult. Dies gilt sowohl für den Gastronomiebereich als auch für alle operativen Tätigkeiten. Das Freizeit-Land Geiselwind ist somit bereits jetzt bestens vorbereitet, jederzeit öffnen zu können."

Auch der Erlebnispark Schloß Thurn hat mit der Corona-Krise zu kämpfen. Über den Winter hat der Park nach eigenen Angaben eine sechsstellige Summe investiert, unter anderem in ein Piratenschiff. Zu den Neuinvestitionen kommen noch die Kosten für den Unterhalt des Parks. "Die Tiere müssen weiter gefüttert, die Gartenflächen gepflegt und die Fahrgeschäfte instand gesetzt werden", sagte Park-Inhaber Benedikt Graf von Bentzel bereits Anfang April. Auch hier herrscht Kurzarbeit. Vor allem die Stuntmen hatten bislang noch geprobt und möchten jetzt erstmal in der Landwirtschaft unterkommen. Bentzel würde sich wünschen, dass das Kurzarbeitergeld erhöht wird.


Corona: Es herrscht Leere im Erlebnispark Schloss Thurn


Kurzarbeit gibt es auch im Legoland in Günzburg. "Derzeit sind über 700 saisonale wie festangestellte Mitarbeiter in Kurzarbeit Null mit Aufstockung des gesetzlichen Betrags um den freiwilligen, arbeitgeberseitigen Zuschuss", so Geschäftsführerin Manuela Stone. Vor Ort seien inklusive der Auszubildenden noch 80 Mitarbeiter. Sie erledigten Verwaltungsaufgaben und beantworteten Anfragen von Kunden. Zudem würden Wartungsarbeiten durchgeführt. "Das Coronavirus hat uns aus voller Fahrt abgebremst" so Stone. Die Vorbereitungen für die Saison seien so gut wie abgeschlossen gewesen, Blumen gepflanzt, die Fahrzeuge der Attraktionen wieder an Ort und Stelle. "Wir können jederzeit starten", sagt sie. "Von unseren kleinen und großen Fans bekommen wir viele Nachrichten wie sehr sie sich schon auf den Besuch im Legoland freuen."

Das zeige auch, wie groß der Wunsch in den Familien nach ein bisschen Entspannung und Normalität unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen sei. "Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze zu erhalten und die wirtschaftlichen Auswirkungen auf unsere Mitarbeiter so gering wie möglich zu halten", so Stone.

Auch der Freizeitpark Ruhpolding wird laut Homepageeintrag für die neue Saison startklar gemacht. Wann die Parks wieder öffnen können, ist derzeit völlig unklar. Beim Heide-Park Soltau hofft man, nicht unter "Großveranstaltungen" zu fallen, die nach dem jüngsten Bund-Länder-Beschluss bis 31. August verboten bleiben sollen. "Wir sehen uns nicht als Großveranstaltung und sind aktuell in der Klärung, was dies für eine, hoffentlich baldige, Öffnung des Heide Park Resorts bedeutet", schreibt der Betreiber auf seiner Homepage.

Der Skyline Park im Allgäu klärt im Internet schon mal über "Vorkehrungen zum Schutz des Wohlergehens unserer Gäste und Mitarbeiter" auf - dazu gehören Abstand halten beim Husten und Niesen, Händeschütteln vermeiden, regelmäßig seine Hände mit Seife waschen oder Desinfektionsmittel verwenden.


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