Corona-Krise trifft Unternehmer: "Man geht unverschuldet kaputt"

27.3.2020, 14:24 Uhr
Christopher Dietz im vergangenen Jahr beim Beachturnier auf dem Hauptmarkt. Dieses Jahr wurde es abgesagt.

© Roland Fengler Christopher Dietz im vergangenen Jahr beim Beachturnier auf dem Hauptmarkt. Dieses Jahr wurde es abgesagt.

Wir haben immer zwei starke Peaks im Jahr: Die fünf großen Sommerevents, zum Beispiel das Public Viewing zur Fußball-EM – das ist schon hinfällig. Und dann das Weihnachtsgeschäft mit den sieben Winterhütten am Flughafen. Auch da wissen wir nicht, was stattfinden kann. Zudem gibt es noch das normale Grundrauschen: Business Events, Messeveranstaltungen im März, Tagungen im April, im Mai die Beachtour am Hauptmarkt, alles wurde gecancelt.

Für die Open Air Festivals im Sommer haben wir unseren Aufwand zudem bereits zu 80 Prozent geleistet. Daher ist das, was jetzt passiert, doppelt dramatisch. Bei uns geht‘s faktisch um nackte Überleben. Es kann sein, dass der ganze Sommer, vielleicht ganz 2020 ausfällt. Das kann einem im Moment ja keiner sagen. Und selbst wenn der Sommer stattfinden kann: Wir verkaufen von unseren 50.000 Festival-Tickets in diesem Zeitraum normalerweise täglich rund 500 Tickets - im Moment sind es Null. Die Sponsoren sind ebenfalls zurückhaltend.

"Ich will keinen hier entlassen"

An planmäßiges Weiterarbeiten ist gerade schwer zu denken. Da gehen die klassischen Ängste bei allen um – natürlich um den Arbeitsplatz. Wir haben auf Kurzarbeit umgestellt, auf Homeoffice. Wir haben immerhin rund 25 Leute. Ich will keinen hier entlassen, lieber zahle ich mir selber kein Gehalt.

Die Frage ist für uns: Wann ziehen wir die Reißleine, wann geht es für uns nicht mehr. Wir brauchen irgendwann in den nächsten 14 Tagen grob eine verbindliche Aussage, wann man davon ausgeht, dass die Wirtschaft so langsam wieder hochfährt. Da wäre es mir sogar lieber, wenn jemand sagen würde, verabschieden Sie sich bis September von einer Normalität. Das ist auch eine Ansage.

Viele Privilegien fallen weg

Wir haben Fixkosten, verschlingen Monat für Monat Geld. Irgendwann ist ein Punkt erreicht, wo man sagt, das ist nicht mehr zu verantworten. Der Rucksack mit dem man sich in der Krise auflädt ist dann unverhältnismäßig. Und machen wir uns nichts vor, mit wirklich adäquater Hilfe Seitens der Politik rechne ich nicht wirklich.

Das Privileg unserer Gesellschaft ist es eigentlich zu feiern, Sozialkontakte zu pflegen und wegzugehen. Wir sollten nach Corona zwar nicht sofort in die Normalität zurück gehen und sensibel sein, aber hoffentlich geht wieder etwas. Würde weiterschwingen, dass man auf große Gruppen und Menschenansammlungen verzichten sollte, dann funktionieren viele unserer Konzepte in der Zukunft nicht mehr. Das würde ich dann aber auch moralisch mit mir nicht in Einklang bringen.

"Meine Existenz geht kaputt"

Aber es geht bei vielen ans Eingemachte: Hotellerie, Gastgewerbe oder auch Schausteller. Da wird es wirtschaftliche Tote geben. Wir steuern auf den Verlust vieler Existenzen und Arbeitsplätze zu. Für viele wird es auch psychisch schwierig. Gesundheit steht klar über allem, aber das andere müssen eben die Entscheider mitbedenken. Sie müssen sich Exitstrategien überlegen. Sonst leidet die Wirtschaft zu sehr.

Was mir am meisten zusetzt: Meine Existenz, die ich über 20 Jahre aufgebaut habe, geht unverschuldet kaputt. Man plagt sich ja immer wieder in der Selbstständigkeit, man hat immer Auf und Abs. Aber so emotional belastend wie es mir im Moment geht, ging es mir und vielen anderen wohl noch nie. Ob der Urlaub künftig eine Woche kürzer, oder das Auto eine Nummer kleiner ist, ist doch sekundär und vertretbar. Aber die Frage: Was ist mein Lebensinhalt?, das beschäftigt mich sehr.


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