Pflege in Bayern

Corona-Notstand in Kliniken: So können Freiwillige helfen - und was dabei herausspringt

18.1.2022, 05:55 Uhr
Pflegepersonal gesucht: Gesundheitsminister Holetschek (CSU) appelliert vor dem Hintergrund der Omikron-Welle an Freiwillige, sich an bayerischen Kliniken zu engagieren.

© Robert Michael, dpa Pflegepersonal gesucht: Gesundheitsminister Holetschek (CSU) appelliert vor dem Hintergrund der Omikron-Welle an Freiwillige, sich an bayerischen Kliniken zu engagieren.

Dass in Bayern ein Pflegenotstand herrscht, ist seit geraumer Zeit bekannt. Die Corona-Pandemie hat ihr Übriges dazu beigetragen: Die teilweise dramatische Situation an bayerischen Kliniken und Pflegeeinrichtungen hat die Versorgung an ihre Grenzen gebracht.

Im Schatten der sich schnell ausbreitenden Omikron-Variante hat Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nun Freiwillige dazu aufgerufen, sich über den sogenannten Pflegepool in bayerischen Heimen und Krankenhäusern zu engagieren: "Jede helfende Hand zählt. Wir müssen gemeinsam solidarisch alles dafür tun, unser Gesundheitssystem vor einem Kollaps zu schützen".

Schon zu Beginn der Corona-Pandemie hat die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) mit dem Pflegepool eine Plattform geschaffen, über die Freiwillige Unterstützung in Pflegeeinrichtungen, Kliniken und ambulanten Diensten leisten können. Insgesamt haben sich seit der Einführung der Plattform nach Angaben des Gesundheitsministers bereits über 4100 Freiwillige gemeldet.

"Freiwillige können unschätzbar wichtigen Beitrag leisten"

Angesichts des äußert dynamischen Infektionsgeschehens ist für die Verantwortlichen eine weitere Aufstockung des Pflegepools notwendig. "Gerade angesichts der schnell auf uns zurollenden Omikron-Welle erwarten wir erneut äußerst kritische Situationen, in denen die Freiwilligen einen unschätzbar wichtigen Beitrag leisten können", so VdPB-Präsident Georg Sigl-Lehner.

Wer Hilfe leisten möchte, muss dafür das von der VdPB bereitgestellte Online-Formular ausfüllen. Gesucht werden vor allem Fachkräfte, die eine Ausbildung im Pflege- und Gesundheitsbereich absolviert haben, derzeit jedoch nicht in ihrem Ausbildungsberuf tätig sind.

Auch Personen, die sich in einem Arbeitsverhältnis befinden, können sich melden. Freiwillige können sich für die Dauer des Einsatzes freistellen, solange der Katastrophenfall gilt. Zudem haben sie gegenüber dem Arbeitgeber einen Anspruch auf Fortzahlung des Arbeitsentgelts einschließlich aller Nebenleistungen und Zulagen. Voraussetzung dafür ist aus rechtlichen Gründen die Mitgliedschaft in einer freiwilligen Hilfsorganisation wie dem Bayerischen Roten Kreuz.

Die Mitgliedschaft in einer solchen Organisation ist projektbezogen für die Zeit der Pandemie und kostenlos. Es fallen also keine Mitgliedsbeiträge an. Außerdem besteht keine Verpflichtung, eine Mindestanzahl an Einsatzstunden zu leisten.

Pflegepool ist keine Patentlösung

Selbstständige und freiberuflich Tätige haben ebenfalls einen Anspruch auf eine Entschädigung des entstandenen Verdienstausfalls. Freiwillige, die nicht in einem Arbeitsverhältnis stehen und auch nicht selbstständig oder freiberuflich tätig sind, haben dahingegen keinen Anspruch auf eine Vergütung.

Doch auch Minister Holetschek ist sich bewusst, dass der Pflegepool keine Patentlösung für die Pflegesituation in Bayern darstellt: "Klar ist: Der Pflegepool Bayern funktioniert in der Pandemie gut – ist aber keinesfalls die Lösung des Fachkräftemangels in der Pflege. Wir müssen hier dringend attraktivere Arbeitsbedingungen schaffen".

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