Viele bekommen Sonderleistung

Corona-Prämie sorgt in Erlanger Uniklinik für Ärger

9.6.2021, 05:45 Uhr
Nicht alle Mitarbeitende des Universitätsklinikums Erlangen finden die Verteilung der Corona-Prämie-II gerecht. 

© Foto: Harald Sippel Nicht alle Mitarbeitende des Universitätsklinikums Erlangen finden die Verteilung der Corona-Prämie-II gerecht. 

Pflege- und Intensivpflegekräfte haben immer mit schwerer Krankheit, Leid, Tod und Trauer zu tun - in Zeiten von Corona aber ganz besonders. Die enorme Leistung, die solch hochqualifiziertes Klinikpersonal in den vergangenen gut eineinhalb Jahren lang fast durchgehend gezeigt hat, wollte die Politik nun (wie bereits 2020) honorieren - und zwar mit der sogenannten Corona-Prämie II.

Insgesamt 450 Millionen Euro stellt die Bundesregierung mit der Änderung des Krankenhausfinanzierungsgesetzes für Pflegekräfte aus rund 1000 Krankenhäusern zur Verfügung. Anspruch auf diese Sonderleistung haben zugelassene Kliniken, die 2020 durch die voll- oder teilstationäre Behandlung von mit dem Coronavirus infizierten Patienten besonders belastet waren.

Das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) hat die Kliniken, die eine Corona-Prämie-II erhalten, in einer Übersicht aufgeführt. Auch das Erlanger Uni-Klinikum ist mit knapp 1,8 Millionen Euro dabei.

Fast 1,8 Millionen Euro klingen erst mal viel, doch wenn sie unter tausenden Mitarbeitenden aufgeteilt werden, wird der Betrag für den Einzelnen doch sehr schnell sehr klein.

Konkret sieht die Verteilung folgendermaßen aus: Es bekommen von insgesamt rund 8500 Beschäftigten des Universitätsklinikums Erlangen (UKER) insgesamt 5225 Mitarbeitende die Corona-Prämie II ausbezahlt.

Da eine genaue Abgrenzung der verschiedenen Bereiche schwierig sei und die Prämie nach den gesetzlichen Vorgaben zwingend noch im Juni ausbezahlt werden müsse, habe der Klinikumsvorstand einstimmig entschieden, dass die Mitarbeitenden der Pflege und alle weiteren Mitarbeitenden bis zur Entgeltgruppe 12 TV-L eine Corona-Prämie II erhalten sollen, erläuterte der Kaufmännische Direktor, Albrecht Bender, auf Nachfrage.

Keine Zahlung an Ärztinnen und Ärzte

Nach dem Willen des Gesetzgebers sind Ärztinnen und Ärzte als prämienberechtigte Personen ausgeschlossen. Die Höhe der auszubezahlenden Corona-Prämie II liegt laut Bender bei knapp 400 Euro bei einer Vollzeitkraft und ist abhängig von der individuellen Arbeitszeit der Mitarbeitenden.

Diesen Schlüssel aber halten etliche, die besonders in die Behandlung und Intensivpflege der Corona-Infizierten involviert waren und noch immer sind, für nicht angemessen. In einem Brief an dieses Medienhaus kritisieren sie die getroffene Regelung des Uni-Klinikums: "Die Verteilung", betonen sie, "sorgt in unserem Pflegeteam, vor allem auf der Intensivstation, für viel Unmut, Enttäuschung und Frust."

Die außerordentliche Zahlung komme nun fast allen zugute, bemängeln sie, und nicht wie, "ursprünglich suggeriert" vor allem Covid-versorgenden Pflegekräften. "Somit", heißt es in der Mail an diese Redaktion, "sinkt natürlich die Höhe dieses finanziellen Zuschusses für den Einzelnen enorm."

Die Zulage berechne sich anhand der behandelten Covid-Patienten und den daraus entstandenen Beatmungsstunden, so die Pflegekräfte der Intensivstationen. "Daher", so schreiben sie weiter, "ist es für uns Intensivpflegekräfte der Uniklinik Erlangen umso enttäuschender, wenn wir dadurch weniger abbekommen." Gewisse, nicht patientenversorgende Abteilungen und Bereiche hätten durch die Pandemie keine oder geringfügige Einschränkungen gehabt, "ganz im Gegenteil zu uns Pflegekräften, vor allem auf den Intensivstationen."

Für Bender aber sind mittelbar viele Mitarbeitende aus allen Berufsgruppen im Rahmen der Corona-Pandemie "nicht nur betroffen, sondern auch entsprechend gefordert". Das gehe über MTAs und Physiotherapeuten bis hin etwa zum Einkauf und zur Betriebstechnik des Universitätsklinikums.

Klinikleitung "nicht an Pranger"

Für die Intensivpflegekräfte aber ist dieses Gießkannenprinzip "unfair", sie möchten die Klinikleitung nicht an den Pranger stellen, aber eben die ihrer Meinung nach empfundene Ungerechtigkeit aufzeigen.

Schon bei der ersten Corona-Prämie habe die Art der Ausschüttung ähnlich ausgesehen, so dass eine Vollzeitkraft um die 125 Euro erhalten habe: "Wir verstehen nicht, warum man die Verteilung auch bei der zweiten Prämie so beibehalten hat", schreiben die Mitarbeitenden, die anonym bleiben wollen. Die Pflegekräfte, so heißt es weiter, haben viel geleistet in den vergangenen eineinhalb Jahren und "das soll fair entlohnt werden."

Einvernehmen bekundet

Das möchte wohl auch die Arbeitnehmervertretung der Uniklinik. In einer Mitteilung, die diesem Medienhaus vorliegt, bekundet der Personalrat in einem Schreiben an alle Beschäftigten sein Einvernehmen mit dem Verschlag des Universitätsklinikums für die Verteilung der Corona-II-Prämien-Mittel, die "ansonsten verfallen würden" (das Gesetz sieht zur Ausschüttung das ausdrückliche Einvernehmen zwischen Personalvertretung und Arbeitgeber vor).

Das bedeutet allerdings nicht, so heißt es in dem Brief weiter, "dass der Personalrat sich der darin enthaltenen Bewertung der aus seiner Sicht unfairen Verteilung anschließt."

Der Personalrat bedauert ausdrücklich, dass der Klinikumsvorstand sich über seine Vorschläge hinwegsetze und sich für die gleiche Verteilung wie bereits im Dezember 2020 zur "Corona-Prämie I" entschieden habe. "Die Verantwortung für die Auswahl der Berechtigten und die Verteilung der Prämie", so schließt das Rundschreiben, "liegt somit ausschließlich beim Universitätsklinikum Erlangen."

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