Gerd Meier und eine besondere Begeisterung

Das Fernsehen besuchte den Weißenburger Maulbeeren-Papst

26.7.2021, 06:20 Uhr
Gerd Meyer und seine Maulbeeren: Was bei ihm als Hobby begann, ist inzwischen zum Expertentum geworden. Er geht davon aus, dass es weltweit keine Baumschule gibt, die mehr Maulbeer-Sorten vermerkt als sein Betrieb in Weißenburg. 

© Botanik Weißenburg, NN Gerd Meyer und seine Maulbeeren: Was bei ihm als Hobby begann, ist inzwischen zum Expertentum geworden. Er geht davon aus, dass es weltweit keine Baumschule gibt, die mehr Maulbeer-Sorten vermerkt als sein Betrieb in Weißenburg. 

Mit von der Partie ist neben dem Weißenburger Maulbeeren-Papst Gerd Meyer von der Gärtnerei Botanik auch der Pfofelder Herbert Kolb, der einen Maulbeerenacker in Windsfeld angelegt hat.

Die Maulbeere lässt Gerd Meyer nicht mehr so recht los. Nicht nur, weil er inzwischen deutschlandweit als einer der wichtigsten Vermehrer dieser uralten Kulturpflanze gilt und sie auch im Sortiment seiner Baumschule immer mehr Raum einnimmt. Nein, mittlerweile geben sich auch Radio und Fernsehen regelmäßig im Lehenwiesenweg die Klinke in die Hand. Vom Klassik-Radio über Bayern 2 samt Fußball-Legende Mehmet Scholl bis hin zu verschiedenen Fernsehsendungen waren alle möglichen Medienmenschen schon hier.

„Die sind alle von selber gekommen“, betont Gerd Meyer. „Ich habe da keinen bestellt.“ Dem Gärtner aus Leidenschaft ist soviel Aufmerksamkeit fast ein wenig peinlich, aber schuld ist er schon auch selbst. Würde er halt nicht immer so voller Leidenschaft, Begeisterung und Witz erzählen ... Dazu noch anschaulich und unaufgeregt. Kein Wunder, dass er bei Radio- und Fernsehmachern beliebt ist.

Eine Sammelleidenschaft geweckt

Die eigentliche Schuld am Maulbeer-Boom trägt aber Herbert Kolb. Der frühere Mitarbeiter des Amts für Landwirtschaft und Forsten hat der Weißenburger Baumschule vor Jahren die erste Maulbeere zum Vermehren gebracht. „Damit hat es angefangen“, erinnert sich Meyer. Und aufgehört hat es seitdem nicht mehr. „Erst hat mir Herbert Maulbeeren von seinen Reisen in den Orient mitgebracht, dann habe ich auch selber zu sammeln angefangen.“

Inzwischen vermehrt Meyer rund 200 verschiedene Maulbeersorten in seinem Weißenburger Betrieb. „Wir haben, denke ich, die größte Vielfalt an Maulbeeren weltweit“, zeigt er sich selbstbewusst.

Und er kennt die anderen Größen der internationalen Maulbeeren-Community, mit denen er in engem Kontakt steht. „Wir haben jetzt mit einer Edelreißer-Sammlung in den USA Sorten ausgetauscht und machen das jetzt auch mit Korea“, so Meyer.

Mittlerweile verkauft er über seinen Online-Shop Maulbeeren national und es beginnt international zu werden. Meyer: „Jetzt hat jemand gefragt, der will 50 Maulbeeren nach Stockholm geschickt kriegen.“


Weißenburg hat nun seine eigene Maulbeer-Sorte


Seine Leidenschaft ist der Online-Verkauf nicht, viel lieber erklärt er den Menschen im Gespräch, mit Händen und Füßen, was seine Obstsorten alles können und reicht meist auch gleich frische Fruchtproben. Aber das Geschäft läuft, das Interesse ist groß und seine Bäume wachsen auch dann, wenn er sie im Karton verschickt.

Das Fernsehen besuchte den Weißenburger Maulbeeren-Papst

© Botanik, NN

Die Maulbeere hat in Weißenburg eine kurze, aber recht intensive Geschichte. In den 1930er-Jahren sind in der Stadt großflächig Maulbeer-Hecken angepflanzt worden. Etwa am heutigen N-Ergie-Gebäude im Lehenwiesenweg, aber auch in der Galgenbergsiedlung.

Die Sehnsucht nach der Seidenraupe

Mit den öffentlich geförderten Pflanzungen verfolgte man in Deutschland die Idee eines Tages eine eigene Seidenraupenzucht aufbauen zu können. In Weißenburg haben sich viele dieser Hecken bis heute erhalten. „Wir haben hier wahrscheinlich einen der zahlenmäßig größten Maulbeerbaumbestände in Bayern“, glaubt Meyer.

Nicht nur die Früchte schmecken, auch die Blätter der Maulbeere sind lecker.

Nicht nur die Früchte schmecken, auch die Blätter der Maulbeere sind lecker. © Botanik Weißenburg, NN

Und in den vergangenen Jahren ist der auch noch weiter gewachsen. Immerhin hat Meyer ja eine Menge Menschen von den Segnungen dieses „Superfoods“ überzeugt. Nicht nur die Früchte haben gesundheitsfördernde Wirkungen, auch die jungen Blätter kann man als Beigabe zum Salat essen. Meyer: „Das schmeckt ein bisschen wie Mais und vor allem richtig gut.“

Einen kräftigen Maulbeer-Neuzugang hat nun auch Herbert Kolb verursacht, sozusagen der Vater des lokalen Maulbeerenbooms. Er hat einen Acker bei Windsfeld mit großen Obst- und vor allem Maulbeerbeständen aus der Zucht von Gerd Meyer bestückt.

„Das wird super, das wird einmal ein richtiger Park.“ Ein bisschen so wie die Baumschulflächen von Gerd Meyer in Weißenburg, wo hinter den Verkaufsflächen die Mutterbäume seiner Obstsorten stehen. Von Maulbeeren über Mandeln bis hin zu Pflaumen-Hybriden. Zwischen den seltenen Baumarten sagen sich inzwischen Rebhühner und Dachs gute Nacht.

Der Sendetermin

Der Beitrag wird in der Sendung „Zwischen Spessart und Karwendel, am Samstag, 31. Juli, ab 17.45 Uhr ausgestrahlt. Die Sendung ist dann auch in der Mediathek abrufbar.

1 Kommentar