Den Glauben öffentlich zeigen: Christen feiern Fronleichnam

5.6.2012, 10:00 Uhr
Den Glauben öffentlich zeigen: Christen feiern Fronleichnam

© dpa

Es ist eine schwere Last, die die 18 Männer zu tragen haben: Beim Fronleichnamsfest an diesem Donnerstag (7. Juni) in Bamberg ist bei der Prozession durch die Altstadt auch das Domkreuz dabei.

Das sakrale Kunstwerk hat enorme Ausmaße, es ist fast zweieinhalb Meter hoch, mehr als einen Meter breit – und 600 Kilogramm schwer. Männer, die der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) angehören, schultern das aufwendig verzierte Kreuz, das jedes Jahr aufs Neue Aufsehen in den Straßen der Stadt erregt.

Zum Fronleichnamsfest, das traditionell am Donnerstag der zweiten Woche nach Pfingsten begangen wird, zieht es die Katholiken nach draußen. In ganz Bayern verlassen sie ihre Gotteshäuser, um ihren Glauben öffentlich zu bekennen. Ist dies also eine Demonstration der katholischen Kirche? Ziehen die Gläubigen durch die Straßen, so wie andere Menschen gegen die Atomkraft demonstrieren oder für die Abschaffung von Studiengebühren?

"Hochfest des Leibes und Blutes Christi"

Nein, sagt der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick: „Die Fronleichnamsprozession zeigt feierlich in der Öffentlichkeit, was der Kern des christlichen Glaubens ist: Gott, der Brot des Lebens und Wein der Freude für die Menschen ist.“ Fronleichnam ist das „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, die Kirche feiert es seit dem 13. Jahrhundert. Nach katholischer Lehre wird die Hostie in der Eucharistiefeier zum Leib Christi. In einem kostbaren Schaugefäß – der Monstranz – wird sie an diesem Tag öffentlich gezeigt. Die Gläubigen gehen singend und betend durch die Straßen.

Die Bezeichnung „Fronleichnam“ leitet sich aus dem mittelhochdeutschen Wort „fron“ („Herr“) ab, das Wort „Leichnam“ steht für den lebendigen Leib Jesu. Nach Ansicht des Bamberger Erzbischofs ist das Fest Fronleichnam eine Gelegenheit für die Menschen, „Gott zu begegnen.“ Denn: „In unserer immer säkularer werdenden Welt wächst zugleich die Sehnsucht nach Gott, nach Religion und Transzendenz bei vielen Menschen.“

Fronleichnam vermittelt wie kein anderer katholischer Festtag barock anmutende Prachtentfaltung. Kleriker, Ministranten, Ordensleute, Vereinsabordnungen, Verbände, die Gemeindemitglieder - sie alle beteiligen sich an den Prozessionen durch die meist festlich geschmückten Straßen. Die meisten Prozessionen stoppen an eigens aufgebauten Altären, die oft mit Blumenteppichen verziert sind.Dort wird aus dem Evangelium vorgelesen und der eucharistische Segen erteilt.

Bamberger Domkreuz steht nicht mehr im Dom

Dass kirchliche Kostbarkeiten, wie etwa Figuren, bei der Prozession mitgetragen werden, gehört zur Tradition des Festes. Das Bamberger Domkreuz steht schon seit Jahrzehnten nicht mehr im Dom, sondern im Diözesanmuseum. Es wurde im 11. Jahrhundert gefertigt, in dem Kreuz sind zahlreiche Reliquien eingelassen. Seine barocken Verzierungen bekam das Kreuz im 19. Jahrhundert, wie Walter Milutzki vom Diözesanmuseum erläutert.

Auch die Monstranz für die Prozession stammt aus dem Museum. Schließlich verstehe sich das Haus als Nachfolger der einstigen Domschatzkammer, sagt Milutzki. In früheren Jahrhunderten wurden die Kunstwerke aus dem Domschatz eigens für Prozessionen hervorgeholt, um sie den Gläubigen zu zeigen.

Im Jahr der 1000-Jahr-Feier des Bamberger Doms steht auch die Bamberger Fronleichnamsprozession unter dem Jubiläumsmotto „Dem Himmel entgegen“. Erzbischof Schick betont, die Prozession sei „Verehrung Christi in der heiligen Hostie und Gebet für die ganze Menschheit“.

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