Der Strom liegt vor der Haustür

17.11.2012, 10:00 Uhr
Der Strom liegt vor der Haustür

© H. Wraneschitz

Die Energieversorgung "Vom Land für die Stadt" lautete daher das Thema des Mittelfränkischen Gemeindetags, worüber vor kurzem in Dürrwangen (Kreis Ansbach) diskutiert wurde.

„Einen Energie-Absatzmarkt fürs Land, mit deutlichen Vorteilen auch für die damit versorgten Großstädter“: Über diesen Vorschlag des Ansbacher CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Göppel diskutierte vor kurzem ein hochkarätig besetztes Podium. Dahinter steckt die Idee der Wertschöpfung im Land. Statt Gas, Öl oder Kohle zu importieren und dafür Geld zu exportieren, soll Energie regional produziert und vermarktet werden. Zuspruch bekam der CSU-Politiker, der als Kämpfer für erneuerbare Energien bekannt ist, von allen Seiten.

Schon jetzt geschieht die Produktion von Strom aus Biogas-, Wind- oder Solarkraftwerken großteils auf dem Land, zeigte Göppel auf. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) fand „die Idee der regionalen Partnerschaft wirklich charmant. Doch das bedarf einer Koordination“.

OB Maly rennt mit seinem Vorschlag wohl offene Türen ein

Diese Aufgabe würde Maly in Mittelfranken gerne der N-Ergie AG zuschieben, die sowohl in Nürnberg als auch in der Region tätig ist. Beim aus Nürnberger Stadtwerken und Fränkischem Überlandwerk fusionierten Versorger rennt er damit wohl offene Türen ein.

Thomas Unnerstall, im N-Ergie-Vorstand für das Ressort „Markt“ zuständig, würde die Koordination lieber heute als morgen übernehmen. Denn er dachte bereits laut über „die Zeit nach dem EEG“ nach, dem Erneuerbaren-Energie-Gesetz mit festen Einspeisevergütungen für Ökostrom. Doch das steht in ein paar Jahren zur Disposition. Spätestens dann „ist es notwendig, Energie zu organisieren, zu speichern, zu verkaufen. Wie kann ich die Anlagen wirtschaftlich und volkswirtschaftlich optimal bündeln? Ein komplexes, spannendes Thema“, nannte das Unnerstall. „Die Energiewende ist eine Energiewende der Bürger und Kommunen und das muss so bleiben. Strom muss dort produziert werden, wo er gebraucht wird. Jede nicht transportierte Kilowattstunde ist eine gute Kilowattstunde“, plädierte auch Fred Jung vom Anlagen-Errichter Juwi, das in Dürrwangen ein Büro für Regionalenergie hat.

Doch derzeit befürchtet Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sogar eine „massive Fehlsteuerung. Ich stelle mir die Frage: Ist es wirklich sinnvoll, was an Offshore-Ausbau in Nord- und Ostsee stattfindet? Wir sollten gerade die regionale Versorgung im Blick haben“, sprang auch er seinem Parteifreund Göppel bei.

Vielleicht lag der Konsens am Podium daran, dass Herrmann auch in der Bayerischen Staatsregierung damit nicht mehr ganz alleine steht. Erst letzte Woche rückte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) beim Windbranchentag in Fürth ab von seiner monatelangen, strikten Forderung, „das EEG muss weg“.

Und so konnte Moderator und Bayerns Gemeindetags-Vizepräsident Josef Mend zusammenfassen: „Ich stelle fest: Regionale Wirtschaftskreisläufe durch die Energiewende sind machbar.“ Man müsse nur wollen.

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