Die neue Universität Nürnberg kennt nur noch Fans

24.9.2018, 13:00 Uhr
Die neue Universität Nürnberg kennt nur noch Fans

© J.-P. Kasper/dpa

Wer Wolfgang Herrmann zuhört, der sieht förmlich, wie sich das Füllhorn über Nürnberg und der Region öffnet. Einer Region, wie der Nürnberger Oberbürgermeister Ulrich Maly sagt, "die natürlich noch immer unter dem Wetterleuchten des Strukturwandels leidet". Herrmann erarbeitet gerade mit seiner Kommission das genaue Konzept für die neue Nürnberger Universität. Und Maly, ganz Nürnbergs OB, gehört zu ihren glühendsten Anhängern.

Denn die Universität soll nur der Anfang sein. Herrmann, zugleich Präsident der TU München, will Nürnberg zu einem neuen Wissenschaftszentrum ausbauen. Neben der Universität, sagt er im Hochschulausschuss des Landtags, müssten weitere Forschungseinrichtungen nach Franken kommen oder, falls sie schon vor Ort vertreten sind, ihre Standorte ausbauen. Er nennt die Institute der Max-Planck-Gesellschaft, die Forschungszentren der Helmholtz- und der Leibniz- Gemeinschaften, die Fraunhofer-Institute.

TUN als Magnet

Herrmann spricht von einem Pull-Effekt: Das eine zieht das andere nach sich. Die Uni soll hochkarätige Wissenschaftler anlocken, die Studenten ihre Ideen später in Start-ups umsetzen. Damit ihnen das gelingen kann, wird die Universität nach einem neuen, modernen Konzept lehren, mit offenen Klassen, disziplinübergreifend, Forschung, Lehre und Unternehmertum verbindend. Fünf Jahre Regelstudienzeit setzt die Kommission an. In den ersten Semestern soll ein Breitbandstudium die notwendigen Kompetenzen vermitteln von der Forschung bis hin zu betriebswirtschaftlichen und sozialen Themen. Erst danach, auf dem Weg vom Bachelor zum Master, müssen sich die Studenten spezialisieren. Wobei Herrmann klarmacht, was er vom Bachelor hält, der seit ein paar Jahren Pflicht ist an den Universitäten: nichts.

Die Disziplinen an der neuen Universität lesen sich wie ein Zukunftsroman. Sie reichen von der Quantentechnologie bis zur Bioverfahrenstechnik. "Das German Engineering hat natürlich seine Stärken", sagt TU-Präsident Herrmann. "Aber es wird den Herausforderungen moderner Gesellschaften nicht mehr standhalten in der Zukunft." Deshalb sei es umso wichtiger, wenn in Nürnberg ein ganz neuer, ein moderner Ansatz gelinge.

Die Stadt wird das Ihre dazu beitragen. Für OB Maly steckt im Campus "eine wahnsinnige Chance". Das Gelände in der Nürnberger Südstadt sei ideal; die Stadt werde es mit der U-Bahn im Süden, der Straßenbahn im Norden und mit einem Geflecht von Radwegen erschließen – Autos sollen auf dem Campus nicht fahren dürfen. Damit nichts schiefgeht bis 2025 will die Stadt selbst neue Wege gehen und nicht, wie sonst üblich, die Aufgaben in der Verwaltung Schritt für Schritt abarbeiten, sondern parallel.

Zu jenen, die am Anfang die größten Schmerzen mit der neuen Universität plagten, gehört Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Er musste nicht nur die neue Konkurrenz im Kampf um die besten Köpfe fürchten, sondern auch um die Fördermittel, die er braucht, damit er seine maroden Universitätsgebäude sanieren kann. "Wir Franken", sagt Hornegger in München, "werden niemandem den Gefallen tun, dass wir uns jetzt gegenseitig bekämpfen und das Ganze nur mit Kritik belegen."

Alle sind dafür

Also stellt auch er sich hinter die Pläne, mahnt nur an, dass das Geld fließen müsse für die Sanierungen in Erlangen. Michael Braun, Präsident der Technischen Hochschule Nürnberg, tut es ihm nach. "Eine neue Einrichtung mit einem neuen Profil", sagt er, "da sind wir natürlich dafür." Für die Opposition bleibt da wenig Luft zur Kritik. Dass mit den gescheiterten Verhandlungen um das Grundstück "Auf AEG" wertvolle Zeit vertan worden sei, bemängelt Helga Schmitt-Bussinger für die SPD. Das Konzept jetzt aber nennt sie "wegweisend". Sie hofft, dass Nürnbergs Universität eines Tages auch Außenstellen einrichten werde, etwa in Schwabach.

Auch die Grünen-Politikerin Verena Osgyan steht mittlerweile hinter den Plänen. "Ich freue mich über die Universität", sagt sie, auch wenn sie noch immer leise Zweifel plagen, weil sie die Pläne bislang nicht im Detail kennt. Doch das wird sich ändern, in wenigen Wochen schon, wenn die Kommission ihr dann ausgefeiltes Konzept dem Wissenschaftsrat vorlegt. Spätestens dann wird auch Kommissionschef Wolfgang Herrmann die letzten Details erklären können.

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