Diese Fans sind sich sicher: "Gott würde Fahrrad fahren"

Nürnberg - "Radfahren macht glücklich und hilft dabei, die Welt zu retten" - dieses Credo vertreten elf passionierte Radfreunde aus der Region, die in einem Buchprojekt ihre Geschichten erzählen. Andere Menschen sollen dadurch zum Umsteigen motiviert werden.

Große Preisfrage: Welcher deutsche Unternehmer hat den Satz "Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden wie beim Fahrrad" gesagt? Wohl nur wenige denken da an Adam Opel, doch der Gründer der gleichnamigen Firma verdiente sein Geld mit der Herstellung von Nähmaschinen und Fahrrädern. Erst vier Jahre nach Opels Tod begann seine Familie mit der Automobil-Produktion.

Neben Opel werden einige andere berühmte Persönlichkeiten wie John F. Kennedy ("Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude, Rad zu fahren") in einem ambitionierten Buch zitiert, das als Erstling im neuen Fürther Verlag "Edition ElfzuEins" des Journalisten Jo Seuß erschienen ist. Vor allem aber kommen in "REINTRETEN!" Menschen aus der Region zu Wort, in deren Leben das Fahrrad eine ganz entscheidende Rolle spielt.

In laut der Titelseite "elf bewegenden Geschichten" erzählen sie, wie dieses ebenso effiziente wie umweltfreundliche Fortbewegungsmittel ihren Alltag prägt, und erklären, "warum Radfahren glücklich macht und dabei hilft, die Welt zu retten".

Ein Beispiel an Kopenhagen nehmen

Herausgeber Jo Seuß, der sich bei seiner früheren journalistischen Tätigkeit bei den Nürnberger Nachrichten oft mit Fahrradthemen beschäftigte, möchte mit dem Buch möglichst viele Leute dafür gewinnen, umzusteigen und künftig mehr Rad zu fahren. "Wer mal ein paar Tage in Kopenhagen war, der weiß, wie anders und leise es ist, wenn die Hälfte der Bevölkerung mit dem Fahrrad unterwegs ist", schreibt der ehemalige NN-Redakteur im Vorwort.

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Der motorisierte Autoverkehr hat sich nach Ansicht des Initiators von "REINTRETEN!" als globaler Irrweg erwiesen, verstopfe die Straßen, belege zu viel Platz im öffentlichen Raum und sei (lebens)gefährlich für schwächere Verkehrsteilnehmer. Der heute 61-jährige Seuß zog vor 15 Jahren die Konsequenzen aus dieser Erkenntnis, verkaufte den Zweitwagen der Familie und ist inzwischen überwiegend mit seinen drei Rädern unterwegs. Unter anderem mit einem 1977 von seinem Vater gekauften Tandem, "wenn jemand mutig ist und mit mir fährt".

Spontane Übernachtung im Heu

Anderen Protagonisten des Buchs ging es ähnlich, zum Beispiel dem in Nürnberg lebenden Frank Ober, der laut Seuß "wie viele Fahrradapostel vom Saulus zum Paulus bekehrt wurde, um fortan für das autofreie Leben zu werben". In früheren Jahren war Ober auf dem Motorrad unter anderem in vielen afrikanischen Ländern unterwegs, bis er 1985 sein damaliges Bike in Togo an einen Franzosen verkaufte, nach seiner Rückkehr nach Deutschland eine Ausbildung zum Zweiradmechanikermeister absolvierte und viele Jahre lang einen Fahrradladen betrieb.

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Spannende Touren und Reisen mit dem Fahrrad nehmen auch in den meisten anderen Lebensgeschichten der elf Autorinnen und Autoren von "REINTRETEN!" breiten Raum ein, etwa bei der in der Nähe von Bielefeld geborenen Bärbel Sturm, die nach ihrem Umzug nach Erlangen vor 60 Jahren zur überzeugten Radlerin wurde. Eine spontane Übernachtung auf einem wildfremden Bauernhof im Heu, bei dem man von den Gastgebern nicht nur ein Abendessen, sondern auch ein schmackhaftes Frühstück bekommt - "solche netten Begegnungen erleben nur Menschen, die mit dem Rad oder wandernd unterwegs sind", ist sich die 78-Jährige sicher, die sich für den Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) engagiert und dank E-Bike immer noch viel unterwegs ist.

Durch Europa, Skandinavien und Nordafrika geradelt

Viel zu erzählen hat auch die 33-jährige Johanna Wiglinghoff, die sich für die Rettung und Verwertung von weggeworfenen Lebensmitteln einsetzt und für ihre Foodsharing-Missionen durch Europa, Skandinavien und Nordafrika radelte. Andere Akteur/innen des Buchs erzählen von ihrem Alltag mit Renn-, Liege-, Lasten-, BMX- oder Falträdern und werfen wichtige Fragen zur urbanen Mobilität der Zukunft auf. "Gott würde Fahrrad fahren", ist sich Frank Ober sicher.

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Von Roland Englisch

Info: "REINTRETEN! Warum Radfahren glücklich macht und dabei hilft, die Welt zu retten", Edition ElfzuEins, 208 Seiten, 20 Euro. Das Buch ist in vielen Buch- und Fahrradgeschäften in Nürnberg, Fürth und Erlangen erhältlich und kann auch direkt beim Herausgeber gegen eine Versandgebühr von 3,80 Euro bestellt werden. Mail an edition-elfzueins@posteo.de genügt.