Drastischer Appell: Laufer Laden wird morgen trotz Lockdowns öffnen - "Fühlen uns verarscht"

26.3.2021, 15:33 Uhr
Eigentlich müssten die Geschäfte im Nürnberger Land wieder schließen, doch Martin Rummel will sich dem widersetzen. 

© Arne Dedert, dpa Eigentlich müssten die Geschäfte im Nürnberger Land wieder schließen, doch Martin Rummel will sich dem widersetzen. 

Für die Menschen ist es nach über einem Jahr Corona-Pandemie mittlerweile ein altbekanntes Spiel: Steigt die Inzidenz, kehren die Beschränkungen wieder zurück. Am morgigen Samstag ist damit der Landkreis Nürnberger Land an der Reihe: Weil die 7-Tage-Inzidenz drei Tage in Folge über 100 lag, wird der Lockdown verschärft.

Laufer Unternehmer über Corona-Regelung: "Wir machen da nicht mehr mit"

Konkret bedeutet das: Man darf weniger Menschen treffen, die Ausgangssperre gilt wieder von 22 bis 5 Uhr, die Geschäfte müssen erneut schließen. Doch eine Ladentüre wird offen stehen - so zumindest der Plan.

Denn Martin Rummel, Inhaber des Bergsport- und Wanderladens "Auf und Ab" in der Altdorfer Straße in Lauf, will sich den Regelungen widersetzen - und begründet seine Entscheidung mit deutlichen Worten per Video.


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"Die schöne Zeit der letzten Wochen, nämlich endlich wieder etwas Leben im Laden zu haben, wären ab Samstag wieder vorbei", erklärt Rummel auf seiner Facebook-Seite. Dann müssen die Geschäfte wieder auf "Click&Collect" umstellen. Das bedeutet, dass Kunden Produkte zwar online oder telefonisch bestellen und im Laden abholen können - Öffnen im klassischen Sinn dürfen die Geschäfte aber nicht. "Wir machen da nicht mit, wir bleiben offen - auch wenn ich damit rechnen muss, dass die Polizei kommt oder es erboste Kunden gibt", stellt der Unternehmer klar.

Laden-Öffnung mit Terminvergabe und Maske: "Das ist völlig verantwortungsvoll"

Dabei ist es ihm sehr wichtig, nicht in eine Ecke mit Querdenkern oder anderem rechten Gedankengut gestellt zu werden. "Ich will gar nicht missionieren oder irgendwelche Theorien verbreiten". Aus seiner Sicht könne es aber einfach nicht sein, "dass ein Blumenladen, eine Buchhandlung oder ein Baumarkt weiter geöffnet bleiben, weil sie als systemrelevanter gelten als jemand, der Klamotten verkauft - obwohl man die nunmal auch braucht."


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Deshalb werden auch in seinem Laden trotz Öffnung die bis dato bestehenden Regeln gelten - dass heißt Zutritt nur mit Terminvergabe und natürlich mit FFP2-Maske. "Wir haben einen kleinen Laden und damit auch nur eine begrenzte Personenzahl, die hinein darf. Dadurch haben wir eine gute Kontrolle, was passiert", ist sich Rummel sicher. "Das ist aus meiner Sicht völlig verantwortungsvoll."

Er fordert nach einem Jahr Corona-Pandemie endlich eine klare Perspektive vonseiten der Politik. Er habe mehr und mehr den Eindruck, dass "die Entscheidungen, wer welche Rechte hat" ausgewürfelt werden. "Wir können so ja nicht einmal zwei Wochen vorausplanen", beschwert sich Rummel.

Laufer Laden-Besitzer will morgen öffnen: "Werde keinen Schritt mehr zurück machen"

Ladenbesitzer, die wieder Ware eingekauft haben und nun erneut schließen müssen, wüssten nun gar nicht mehr, wohin damit - geschweige denn, wie sie nun die Rechnung dafür zahlen sollen. Er appelliert an alle, die im jetzt Vorwürfe machen werden: "Versucht euch im die Lage von Läden wie meinem zu versetzen. Versucht zu verstehen, warum wir es nicht mehr glauben, wenn uns gesagt wird, dass wir nicht um unsere Existenz fürchten müssen."


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Seine Forderung ist klar: "Wir haben Planungssicherheit mehr als verdient nach der langen Zeit. Es kann nicht sein, dass wir uns durch Grauzonen mogeln müssen, nur um unseren Job zu machen."

Rummel ist überzeugt, dass vielen Laden-Besitzern keine andere Wahl bleibt als den Weg zu gehen, auf den er sich nun begibt: "Wir haben uns nie beschwert, haben immer noch versucht ein offenes Ohr für jeden Kunden zu haben", erklärt er. "Aber langsam hat man das Gefühl, dass sich diese Neutralität leider Null Komma Null bezahlt macht. Wir fühlen uns im Stich gelassen, sogar verarscht. Das muss ein Ende haben. Ich werde keinen Schritt mehr zurück machen."

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