Ein Jahr nach der Flut in Franken: Die Angst ist noch da

29.5.2017, 06:00 Uhr
Vor genau einem Jahr mussten die Feuerwehren in und um Obernzenn zum Unwettereinsatz ausrücken. Der Ortskern wurde durch Regenwasser nach starken Schauern regelrecht überflutet.

© NEWS5 / Schmelzer Vor genau einem Jahr mussten die Feuerwehren in und um Obernzenn zum Unwettereinsatz ausrücken. Der Ortskern wurde durch Regenwasser nach starken Schauern regelrecht überflutet.

"Die Leute fangen jetzt wieder an, Stufen vor ihre Häuser zu bauen, um ein paar Zentimeter an Sicherheit zu gewinnen", erzählt Obernzenns Bürgermeister Markus Heindel. Die Ummauerungen von Kellerschächten wurden erhöht, Gehwege sollen so umgestaltet werden, dass das Wasser in Richtung Straße fließt.

Bei einer Katastrophe wie am 29. Mai 2016 würden all diese Maßnahmen auch nicht viel helfen, aber die Obernzenner wollen zumindest geringere Hochwasserereignisse überstehen können.

Die Angst ist noch immer da in Obernzenn, auch ein Jahr nach der Flut. "Wenn ein Unwetter angekündigt ist, ergreift viele eine innere Unruhe. Sie sagen dann Ausflüge ab, bleiben lieber daheim, um im Notfall eingreifen zu können", sagt Heindel.

233 Mal wurde vom Landkreis Sofortgeld ausgezahlt, fast alle Betroffenen kamen aus der Gemeinde Obernzenn. 313.450 Euro wurden insgesamt ausgeschüttet, dazu kamen noch 208.370 Euro Soforthilfe für den verlorenen Hausrat.

Zusätzlich konnte die Gemeinde noch 270.000 Euro an Spenden verteilen. Eine große Hilfe, gewiss, die aber bei weitem nicht ausreicht, alle Schäden zu decken. Heindel schätzt sie auf etwa sechs Millionen Euro.

"Es hätte Tote geben können!"

1,50 Meter hoch waren die Fluten auch im nahen Flachslanden. "Es hätte Tote geben können", meint Bürgermeister Hans Henninger. Es war pures Glück, dass sich etwa niemand in einer Garage befunden hat, aus der es keinen Ausweg gegeben hätte. Ganze Maisfelder wurden in die fünf betroffenen Ortsteile gespült, verwandelten Dörfer und Keller in Schlammlandschaften und verstopften Kanäle.

Ein komplettes Haus und fünf bewohnte Keller waren danach nicht mehr nutzbar. Fast 1,1 Millionen Euro an Soforthilfen und Sofortgeld zahlte der Kreis Ansbach nach der Flut aus, der Großteil ging nach Flachslanden.

"Im Bürgerbüro hatten wir einen florierenden Bautrocknerverleih", erzählt Henninger. Etwa 100 Geräte liefen wochenlang, um den Mauern die Feuchtigkeit zu entziehen.

In Flachslanden will man solche Katastrophen künftig möglichst verhindern. Deshalb soll mit vier Nachbargemeinden ein integrales Hochwasserschutzkonzept entwickelt werden. Dafür werden Überschwemmungsgebiete, Dämme und Rückhaltebecken untersucht.

Der Sonnensee soll endlich einen Hochwasserabfluss bekommen. Vor einem Jahr hätte sich an diesem Gewässer beinahe eine Katastrophe ereignet: Das Wasser drohte, über den Damm zu schwappen und ihn zum Brechen zu bringen. Eine gewaltige Flutwelle hätte Kettenhöfstetten und Borsbach heimgesucht. Nur die Pumpen des Technischen Hilfswerks verhinderten Schlimmeres.

 

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