„Ein Kompromiss, kein Ärztehaus“

3.7.2020, 17:28 Uhr

Das aktuelle Vorhaben sieht im Erdgeschoss zwei Ladeneinheiten vor, wobei auch ein Café oder Dienstleister möglich sind. Als Idealfall sind für den ersten Stock vier Arztpraxen mit 70 bis 230 Quadratmetern vorgesehen. Nach neuem Stand sind dort nun auf 40 Prozent der Fläche allerdings auch Wohnungen möglich. Sieben Appartements (56 bis 94 Quadratmeter) kommen in die zweite Etage und zwei weitere (125 und 137 Quadratmeter) unters Dach.Das Landratsamt als „Träger öffentlicher Belange“ äußerte Bedenken, dass die Lärmwerte bei Wohnungen im ersten Stock eingehalten werden, wenn darunter ein Restaurant mit Außenbestuhlung einzieht. Norbert Thiel fand diese Sorgen „destruktiv“. Denn wenn Schallschutzgutachten für solche innerstädtische Bereiche verlangt würden, werde eine Umnutzung oder Umplanung von Objekten in derartigen dicht bebauten „Mischkerngebieten“ nicht mehr bezahlbar.

Kritik an Neuplanung

„Was jetzt entsteht, hat mit der ursprünglichen Planung wenig bis gar nichts zu tun“, lenkte Martin Schaffer die Diskussion darauf in eine ganz andere Richtung. Seiner Ansicht nach hat die Firma Maisel das Areal unter der Bedingung gekauft, dort ein Ärztehaus zu errichten, was dann als „Krankenhaus-Trostpflaster verkauft worden sei“. Martin Schaffer kritisierte zudem den Wegfall des kleinen Parks.Bürgermeister Robert Ilg stellte klar, dass der Investor beim Ankauf ein Hotel bauen wollte. Diese Idee ließ sich aber nicht verwirklichen. Erst später ging das Projekt in Richtung Medizin mit der Hoffnung auf ein Interdisziplinäres Gesundheitszentrum und stationäre Betten. Der Rathauschef sagte ohne Umschweife, dass dieses Konzept „kaputt geredet“ worden sei. Zunächst interessierte Ärzte hätten angesichts der öffentlichen Querelen um das Konzept einen Rückzieher gemacht. „Es wäre bei einer positiven Darstellung in der Öffentlichkeit viel mehr möglich gewesen“, fand ebenso Volker Hegel.

Mehr Spielraum für Investor

Robert Ilg nannte die jetzige Variante einen Kompromiss und nicht ein Ärztehaus. Die Möglichkeit von Wohnungen im ersten Stock geben dem Investor mehr Spielraum. „Ich werde nicht nachlassen, Hersbruck als Medizinstandort zu stärken“, sagte das Stadtoberhaupt mit einem Verweis auf Versprechen des Klinikums Nürnberg in der Vergangenheit.Wir produzieren Leerstände an anderer Stelle und der (an dieser Stelle nicht erkennbare) Stadtgraben bleibt überbaut, lautete die ablehnende Einschätzung von Marcus Seitz. Norbert Thiel teilte diese Einschätzung nicht: „Moderne Arztpraxen sind barrierefrei, größer und befinden sich nicht im dritten Stock ohne Aufzug.“ Wenn also keine geeigneten Angebote vorliegen, würden Ärzte aus Hersbruck wegziehen. Mit 8:3 stimmte der Bauausschuss für die Planung.

Fränkische Fassade

Ein weiterer Punkt war die Fassade des Objekts. Stadtbaumeister Thomas Beygang hat sich erfolgreich für eine fränkische Gestaltung eingesetzt. „Das neue Haus passt wunderbar an die Stelle“, lobte Norbert Thiel den vorgelegten Entwurf und erinnerte an das einstige Technikgebäude und die Garagen, die kein Blickfang gewesen seien. Auch der Blick von oben auf das steile Dach mit roten Ziegeln passe ins Stadtbild. Marcus Seitz fand den Anblick „nicht so schlecht“, votierte aber wegen seines „Neins“ zum Gesamtkonzept als einziger dagegen.

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