Hunderte Rettungskräfte im Einsatz

Ein Toter und zahlreiche Verletzte bei Zusammenstoß von Münchner S-Bahnen

15.2.2022, 06:30 Uhr
Beim Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen im Landkreis München sind am Montag ein Mensch getötet und mindestens 14 Menschen verletzt worden.

© NEWS5 / Pieknik, NEWS5 Beim Frontalzusammenstoß zweier S-Bahnen im Landkreis München sind am Montag ein Mensch getötet und mindestens 14 Menschen verletzt worden.

Erst gibt es einen lauten Knall, dann schrillt ein Signalhorn und schreckt die Anwohner auf. Am Montag gegen 16.35 Uhr, mitten im Berufsverkehr, sind in der Nähe des Bahnhofs Ebenhausen-Schäftlarn zwei S-Bahnen frontal aufeinandergeprallt - auf einer eingleisigen Strecke. Rund 95 Menschen befinden sich zum Unglückszeitpunkt in den beiden Zügen.

Ein Mensch stirbt bei dem Unglück. Bei dem Toten handelte es sich um einen 24-jährigen Afghanen, teilte Polizeisprecher Andreas Franken am späten Montagabend mit. 18 Menschen wurden verletzt, fünf von ihnen schwer. Die 13 weiteren erlitten mittelschwere Verletzungen. Zudem seien 25 Personen ambulant versorgt worden. Einige konnten sich selbst aus den Waggons befreien, anderen halfen die Retter heraus.

Hunderte Rettungskräfte waren im Einsatz. Blaulicht flackerte durch die Nacht und immer wieder waren Martinshörner zu hören. Die Feuerwehr war mit schwerem Gerät im Einsatz. Sie musste einen eingeklemmten Mann befreien und einigen aus den Zügen helfen.

Die Arbeit der Helfer ist schwer, denn der Unglücksort mit den entgleisten Waggons liegt erhöht auf einem Damm und ist schwierig zu erreichen. Alle stellten sich auf eine lange Nacht ein. Auch Gutachter und Ermittler wurden erwartet, um die Ursachen aufzuklären.

"Das sind schreckliche Nachrichten", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf Twitter. "Wir trauern mit den Angehörigen und wünschen allen Verletzten des S-Bahn-Unglücks schnelle Genesung." Und er lobte: "Danke an all die Rettungskräfte für ihren schnellen Einsatz."

Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) war an den Ort des Unglücks geeilt. "Es ist schon schockierend, wenn man sieht, (...) was da für Kräfte wirken", sagte sie. Ihre Gedanken seien bei den Angehörigen des Todesopfers und bei den Verletzten. "Ich wünsche sehr, dass auch die, die nicht verletzt sind, diese Bilder möglichst schnell wieder loswerden."

Angehörige und Fahrgäste wurden in der Nähe des Unfallortes betreut, auch von einem Kriseninterventionsteam und der Notfallseelsorge. Der Metzger Ingo Ruber steuerte rund 400 Semmeln, Würstchen und Getränke vor allem für die Einsatzkräfte bei. "Wenn Hilfe gefragt ist, muss man einfach helfen", sagte der Ebenhausener, dessen Kollegin sofort die Backöfen angeheizt hatte. "Es ist ein Tropfen auf den heißen Stein wahrscheinlich, aber vielleicht hat es ein bissl geholfen."

Auch so manche Anwohner wurden aufgeschreckt. Sie berichteten von einem lauten Knall und von einem lauten Signalton. Anschließend habe es verbrannt gerochen, sagte ein Mann.

Der Unfall ruft schlimme Erinnerungen wach. Erst Anfang August waren in Tschechien ein deutscher und ein tschechischer Zug auf eingleisiger Strecke zusammengestoßen. Drei Menschen starben, zehn wurden schwer oder lebensgefährlich verletzt. Rund zwei Wochen später ein Beinahe-Unfall nicht weit vom jetzigen Unfallort: Nach Medienberichten waren bei Icking zwei S-Bahnen aufeinander zugefahren, die Zugführer konnten aber noch rechtzeitig abbremsen.

Und dann das Zugunglück von Bad Aibling, am 9. Februar 2016. Zwölf Menschen kamen ums Leben, 89 wurden verletzt. Aufgrund menschlichen Versagens waren zwei Züge der Bayerischen Oberlandbahn ineinander geprallt. Ein Fahrdienstleiter hatte mit dem Handy gespielt und hatte davon abgelenkt falsche Signale gesetzt. Er wurde wegen fahrlässiger Tötung zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt und kam nach zwei Drittel der Zeit frei.

Die Deutsche Bahn (DB) als Betreiber der S-Bahn drückte am Montag ihr Bedauern aus. "Den Angehörigen der Unfallopfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung", sagte Heiko Büttner, Chef der S-Bahn München. Zudem richtete die Bahn eine Telefonhotline ein. Ab 19.30 Uhr soll sie unter der Nummer 0800 3 111 111 erreichbar sein.

Der Bahnhof Ebenhausen-Schäftlarn liegt an der Strecke der S7 nach Wolfratshausen. Die Strecke wurde zwischen Großhesselohe Isartalbahnhof und Wolfratshausen gesperrt, es wurden Busse eingesetzt.


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