Europameisterschaft

EM-Auftakt: Nationalmannschaft nach München aufgebrochen

14.6.2021, 17:14 Uhr
Los geht’s nach München: Um 10:30 Uhr verließen zwei Mannschaftsbusse, eskortiert von der Polizei, den Home Ground auf dem adidas-Gelände in Herzogenaurach.

© Klaus-Dieter Schreiter, NN Los geht’s nach München: Um 10:30 Uhr verließen zwei Mannschaftsbusse, eskortiert von der Polizei, den Home Ground auf dem adidas-Gelände in Herzogenaurach.

Morgen Abend geht es los: Deutschland gegen Frankreich, Anstoß um 21 Uhr. Mit diesem Spiel startet auch die deutsche Nationalmannschaft endlich in die Europameisterschaft. Wie alle Vorrundenspiele des DFB-Teams findet der morgige Auftakt in der Münchener Allianz Arena statt. Dahin brach die Mannschaft rund um Kapitän Manuel Neuer heute Vormittag auf: Um 10:30 Uhr verließen die zwei großen hellblauen Busse mit den Mannschaftsmitgliedern den Home-Ground auf dem Adidas-Gelände in Herzogenaurach. Begleitet von fünf Münchener Streifenwagen, weiteren Motorrad-Polizisten und den Blicken von rund 30 neugierigen Fans, die sich vor den Toren versammelt hatten.

Die U21 als Vorbild

Obwohl bekannt war, dass man auf die Fußball-Stars selbst wohl keinen direkten Blick erhaschen kann, haben es sich einige Fußballbegeisterte nicht nehmen lassen, das DFB-Team am Montagvormittag nach München zu verabschieden. Bernd Hickmann aus Cadolzburg und Jochen Fichtelmann aus Herzogenaurach sind als eine der Ersten vor den Adidas-Toren angekommen. Beide mit dem Rad unterwegs, sind sie gleich ins Gespräch gekommen – Thema ist natürlich die EM und das anstehende Spiel. Hickmann hat auf seiner Rennrad-Tour heute nach 23 Kilometern einen Stopp eingelegt, um die Nationalmannschaft abfahren zu sehen: "Es wäre natürlich toll gewesen, einen kurzen Blick zu erhaschen, aber es ist ja wirklich sehr abgeschottet und hoch gesichert." Der 48-Jährige freut sich trotzdem: "Selbst, wenn ich jetzt nur den Bus mit den abgedunkelten Scheiben sehe – so nah bin ich trotzdem noch nie an die Spieler herangekommen."

Ein schwerer Auftakt gegen den Weltmeister

Jochen Fichtelmann und Bernd Hickmann sind mit dem Rad gekommen. Beide sind sich sicher: Der Zusammenhalt der Mannschaft ist entscheidend.

Jochen Fichtelmann und Bernd Hickmann sind mit dem Rad gekommen. Beide sind sich sicher: Der Zusammenhalt der Mannschaft ist entscheidend. © Klaus-Dieter Schreiter, NN

Jochen Fichtelmann sieht das ähnlich und wird bestimmt auch noch einmal hier vorbeikommen – "ich wohne ja hier in Herzogenaurach und als Rentner habe ich Zeit". Der 78-Jährige ist "eigentlich schon immer" Fußballfan und sieht sich, wenn es zeitlich passt, auch die anderen EM-Spiele an: "Meine Frau sagt ja, ich schaue schon fast zu viel Fußball", sagt er und lacht. Die beiden sind sich einig: Das wird ein schwerer Auftakt morgen. "Mit einem Unentschieden könnten wir schon zufrieden sein, ich hoffe natürlich auf den Sieg, aber das wird nicht leicht," sagt Hickmann und schätzt: "Aber wenn sie die Vorrunde gut überstehen und sich bewahrheitet, dass die Abwehr gut steht, können sie weit kommen." FCN-Fan Fichtelmann stimmt ihm zu und tippt auf ein unentschiedenes 1:1 gegen den starken Gegner Frankreich. Beide hoffen, dass sich die Spieler die U21-Mannschaft zum Vorbild nehmen: "Da hat der Zusammenhalt gestimmt. Die Deutschen müssen als Mannschaft auftreten." Hickmann ergänzt: "Das ist ein Schlüsselspiel heute."

Eine schwache Defensive?

Christian Kaisler hat seinen freien Tag genutzt, um pünktlich zur Abfahrt der Spieler ebenfalls in Herzogenaurach vorbeizuschauen.

Christian Kaisler hat seinen freien Tag genutzt, um pünktlich zur Abfahrt der Spieler ebenfalls in Herzogenaurach vorbeizuschauen. © Katja Kiesel, NN

Gegenüber wartet Christian Kaisler in der Sonne auf die Nationalelf. Der 34-Jährige hat Urlaub und sich spontan aus Fürth auf den Weg nach Herzogenaurach gemacht. "Ich wusste gar nicht, wo genau das ist. Aber dann habe ich hier schon die Polizeiwagen gesehen – das ist ja dann immer ein gutes Indiz." Ihm war bereits klar, dass man nicht viel sehen wird und man wegen der besonderen Corona-Bestimmungen keine Chance auf einen direkten Blick auf die Spieler hat, aber vorbeischauen wollte er trotzdem gerne mal. Für den Fürther ist es nicht das erste Mal, dass er der deutschen Mannschaft näherkommt: Bereits vor 21 Jahren, zur WM im Jahr 2000, waren die Spieler zeitweise in einem Herzogenauracher Hotel untergebracht – "da hat mich mein Dad einmal mitgenommen". Die Fußball-Leidenschaft liegt auch bei ihm in der Familie und wie sein Vater ist er Fan von Borussia Dortmund. Für die Europameisterschaft ist der Fürther nicht ganz so optimistisch: "Wir haben schon Chancen, aber ich bin nicht so positiv gestimmt." Probleme sieht Kaisler vor allem in der Defensive. Aber: "Wenn wir die Gruppenphase überstehen, ist alles möglich – Deutschland ist vor allem als Kollektiv stark", sagt Kaisler und freut sich auf die anstehenden Spiele – den Fernseher hat er bei der guten Wettervorhersage für diese Woche bereits im Garten aufgebaut.

Maren Hensel und Markus Errmann sind optimistisch vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft in dieser EM und sind überzeugt, dass die Elf es ins Finale schafft.

Maren Hensel und Markus Errmann sind optimistisch vor dem ersten Spiel der deutschen Mannschaft in dieser EM und sind überzeugt, dass die Elf es ins Finale schafft. © Katja Kiesel, NN

"Wir können es ins Finale schaffen"

Währenddessen trudeln weitere Fans vor den Toren ein. Dazu gehören Nadine Schweidler und Claudia Hartmann. Sie überlegen gerade, wo genau der Bus entlang fahren wird, um einen guten Blick auf die Busse zu haben. Nadine Schweidler hat heute Morgen im Radio gehört, dass der Mannschaftsbus um 10:30 Uhr abfährt und dann beschlossen, gemeinsam mit Kollegin Claudia Hartmann eine kleine Vormittagspause einzulegen, um die Spieler nach München zu verabschieden. Mit einem konkreten Tipp tun sich die beiden schwer. Sie hoffe natürlich auf ein 2:1 – "ich denke aber, realistischer ist vielleicht eher 1:1", schätzt Claudia Hartmann. Die 36-jährige Nadine Schweidler findet, dass vor allem Thomas Müller einen großen Beitrag zur Stimmung in der Mannschaft beiträgt: "Er hält die Mannschaft gut bei Laune, wirkt immer so positiv und gut gelaunt, ich glaube, das ist ganz wichtig."

Auf Thomas Müller und Manuel Neuer zählt auch Markus Errmann, der gemeinsam mit Maren Hensel auf den Spielerbus wartet. Die zwei haben es nicht weit, sie wohnen gleich um die Ecke: "Wir haben gedacht, da schauen wir jetzt einfach mal vorbei. Wenn man schon hier wohnt und die Spieler mal in der eigenen Stadt sind", sagt Maren Hensel, deren Lieblingsspieler Mats Hummels ist. Die beiden sind optimistisch: "Ich glaube, die holen alles raus und ein Sieg ist schon möglich – vor allem, wenn man in so einer schönen Stadt untergebracht ist", findet Markus Errmann. Der 21-Jährige ist überzeugt: "Wir können es ins Finale schaffen." Maren Hensel hält auch nichts von Pessimismus: "Man muss schon daran glauben und optimistisch sein." Die beiden planen, während der EM immer mal wieder am Adidas-Gelände vorbeizuschauen – "vielleicht sieht man ja doch einmal was auf die Schnelle", sagt Errmann. Die beiden wollen die Spiele vor allem zuhause verfolgen oder – jetzt wo es wieder möglich ist – mal zum Public Viewing in Restaurants und Gaststätten gehen.

Sommermärchen 2.0?

Die Atmosphäre während der Europameisterschaft genießt auch Volker Janouch besonders. "Irgendwann springt dann der Funke über", beschreibt er und sagt: "Das Sommermärchen 2006 ist das beste Beispiel." Für heute Abend tippt der 68-Jährige Herzogenauracher, der ebenfalls auf dem Fahrrad vor dem Home Ground-Gelände wartet, auf ein unentschiedenes 2:2. Janouch findet – wie auch schon die anderen vor ihm – dass die deutsche Mannschaft vor allem ihr Teamgeist auszeichnet. In diesem Punkt sind sich die Fans vor den Adidas-Toren einig: Der Zusammenhalt und das Auftreten als Team sind wichtig, dann lässt sich auch ein Gegner wie Frankreich hoffentlich bezwingen.

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