Entsetzen in Fürth: Der S-Bahn-Verschwenk soll kommen

31.1.2014, 05:50 Uhr
Entsetzen in Fürth: Der S-Bahn-Verschwenk soll kommen

© Michael Müller

Bei der Deutschen Bahn ist man zufrieden mit dem Papier. Mehr sogar. Das Ganze sei „außerordentlich erfreulich“, sagt ein Sprecher des Konzerns. Nach einer langen Wartezeit gebe es jetzt „endlich“ Planungssicherheit. „Wir stehen in den Startlöchern“.

Gemeint ist ein Dokument des Eisenbahn-Bundesamts (EBA). Jener Bonner Behörde, die nicht nur darüber entscheidet, ob ein neuer Zug zugelassen wird und in Deutschland fahren darf, sondern auch, ob die Bahn eine neue Strecke so bauen darf, wie sich ihre Planer das vorstellen. Und bezogen auf die Ausbaustrecke zwischen Fürth und Erlangen hat das Unternehmen jetzt Brief und Siegel darauf bekommen. Am Donnerstag wurde der Bahn der „Planfeststellungsbeschluss für das Vorhaben Ausbaustrecke Nürnberg – Ebensfeld, Planfeststellungsabschnitt Fürth-Nord übergeben“, bestätigt das EBA eine entsprechende Anfrage der Redaktion der Redaktion.

Während bei der Bahn nun schon davon gesprochen wird, die Ausschreibungen für die anstehenden Baumaßnahmen möglichst zeitnah zu tätigen und parallel die Verhandlungen mit den betroffenen Grundstücksbesitzern voranzutreiben, herrscht in Fürth Entsetzen. Die Entscheidung sei für ihn nicht nachvollziehbar, so Oberbürgermeister Thomas Jung. Nach jahrelangem Kampf für den Ausbau der Strecke entlang der bereits bestehenden Trasse und gegen einen „Verschwenk“ der Bahn über unbebautes Ackerland war er bis zuletzt der Überzeugung, den Kampf David gegen Goliath am Ende doch noch auf der politischen Ebene zu gewinnen.

Übereinkunft in München

Vor wenigen Wochen kam er mit dem neuen bayerischen Verkehrsminister Joachim Herrmann überein, dass die Bedenken der Stadt noch einmal und die Ergebnisse Eingang in das laufende Beschlussverfahren beim Eisenbahnbundesamt finden würden. Vor allem auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit des Ausbaus entlang der bestehenden Gleise, bei der die Stadt der Bahn vorwirft, deutlich zu hohe Kosten angesetzt zu haben, um den Verschwenk durchzusetzen. Mit einem Beschluss wurde entsprechend nicht vor Ende des ersten Quartals beziehungsweise nicht mehr vor den Kommunalwahlen Mitte März gerechnet.

Entsetzen in Fürth: Der S-Bahn-Verschwenk soll kommen

Mit seinem Widerstand hatte sich Jung auch im Städteverbund nicht nur Freunde gemacht. Südöstlich und nördlich von Fürth und auch beim Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) wurde zuletzt mit immer tieferen Sorgenfalten auf den Zustand des 2010 vergrößerten S-Bahn-Netzes und die Tatsache geblickt, dass zwar neue Züge zwischen Nürnberg und Bamberg fahren, ein echter S-Bahn-Takt mit nur zwei Gleisen aber nicht möglich ist. Schon gar nicht mehr, wenn ab 2017 durch die neue Strecke über Ebensfeld und Erfurt nach Berlin das Verkehrsaufkommen wie prognostiziert steigt.

Zeitplan kaum zu halten

Ob die Trasse bis dahin viergleisig ausgebaut ist, steht allerdings auch nach dem Erlass des Planfeststellungsbeschlusses alles andere als fest. Bis die Bagger wirklich rollen, wird es noch viele Monate, vielleicht sogar bis Anfang 2015 dauern, räumt auch die Bahn ein. Dort rechnen die Verantwortlichen fest mit einer Klage der Stadt Fürth vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig und einer entsprechenden Verzögerung des Projekts. Selbst von einem „sportlichen“ Zeitplan bis zum Zieldatum 2017 will niemand mehr reden.

Der CSU-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär aus Fürth, Christian Schmidt, will trotz des EBA-Beschlusses nicht aufgeben und jetzt noch einmal „alle Kräfte versammeln“. Noch sei nichts gebaut, so Schmidt.

Der Sprecher des Aktionsbündnisses „Pro S-Bahn ohne Verschwenk“, Harald Riedel, setzt alle seine Hoffnungen auf die Klage in Leipzig. Ebenso wie der Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz (Grüne). „Jetzt haben die Gerichte das letzte Wort und werden hoffentlich die Sinnlosigkeit des S-Bahn-Verschwenks abschließend und endgültig feststellen“, sagt er. Vor allem hinsichtlich der für den Verschwenk nötigen Enteignungen sei er zuversichtlich, dass sich das Gericht sich am Ende gegen den Beschluss des Eisenbahnbundesamts stellen wird.

Verwandte Themen


27 Kommentare