10.000 Besucher bei heißem Jobwalk in Erlangen

18.5.2019, 19:00 Uhr
10.000 Besucher bei heißem Jobwalk in Erlangen

© Harald Sippel

Der Name war an diesem Samstag Programm: Rund 10 000 Besucher liefen teilweise über mehrere Stunden hinweg in der Erlanger Innenstadt von Unternehmen zu Unternehmen — beim Jobwalk der besonderen Art. Die um die Mittagszeit fast schon sengende Hitze schien weder Besuchern noch Ausstellern etwas anhaben zu können, im Gegenteil: Die Sonnenstrahlen versetzten alle Beteiligten offensichtlich in richtig gute (Plauder)Laune.

Denn wer auf dem Schloss- und im etwas kleineren Stil auch auf dem Hugenottenplatz durch die Reihen streifte, stieß immer wieder auf Menschen, die intensiv in ein Gespräch verwickelt waren oder sich bereits erste Notizen machten — über Qualifikationen, Beschäftigungsarten oder sogar das Gehalt.

Letzteres spielt vor allem am Stand des Erlanger Caritasverbandes eine wichtige Rolle: Auf einem großen Schild ist die Gehaltsentwicklung im Pflegebereich bei dem katholischen Wohlfahrtsverband in Bayern abzulesen; danach liegt das Mittlere Entgeld bei 3344 Euro brutto. "Wir sind froh, dass wir bei einer solchen Veranstaltung endlich über die Bezahlung informieren können", sagt Peter Reil, der das Roncallistift leitet. Beim Verdienst herrsche nämlich viel Unkenntnis. "Fast alle, die bei uns etwas über Ausbildung und offene Stellen wissen wollten, waren völlig überrascht, sie dachten, man bekommt in der Altenpflege viel weniger Geld."

Klar seien die Arbeitsbedingungen dort "nicht immer prickelnd", räumt er ein, doch das unterscheide die Pflege nicht von anderen Bereichen. Nun, da beim Jobwalk zahlreiche Interessierte bei der Caritas stehengeblieben sind, hofft Reil insbesondere auf neue Mitarbeiter in seiner Einrichtung.

Doch auch in anderen Caritas-Anlaufstellen fehlen Beschäftigte, berichtete Elke Hofmann, die in der Personalabteilung des Verbandes tätig ist. Sie freut sich ebenfalls darüber, dass die Resonanz an dem Stand so gut war — und sie Anfragen auch von 40- und 50-jährigen Frauen bekommen haben, die etwa nach der Kinderpause wieder in den Job einsteigen möchten. "Wir haben viele Kontakte geknüpft", sagt sie, "jetzt müssen wir abwarten, was daraus wird."

Bäcker und Verkäufer gesucht

Ähnlich wie im Pflegebereich werden auch Bäcker und Bäckereifachverkäufer händeringend gesucht. Deshalb ist unter den Ausstellern auch der Kalchreuther Bäcker, noch immer ist dessen Filiale in der Hauptstraße mangels Personal geschlossen. Der kaufmännische Leiter Helmut Schmidt und Personalreferentin Ute Dölle haben sogar extra einen Laptop mitgebracht, um sofort Namen und Daten möglicher Bewerber aufzunehmen zu können.

Doch so weit kommt es an dem Tag leider nicht: "Auch die ernsthaft Interessierten wollten uns ihre Kontaktdaten nicht sofort geben." Der Jobwalk, bei dem auch die Erlanger Nachrichten als Medienpartner mit einem eigenen Stand vertreten waren, biete eine "gute Plattform", sich als Ausbildungs- und Handwerksbetrieb zu präsentieren", sagt Schmidt — und hofft durch die Veranstaltung auf zusätzliches Personal.

Mit etlichen Personalverantwortlichen ist — natürlich — auch Siemens auf dem Schlossplatz dabei. Doch gehen Mitarbeitersuche und-abbau überhaupt zusammen? Schließlich ließen und lassen Konzernentscheidungen durch Um- und Neustrukturierungen Mitarbeiter immer wieder um ihre Jobs bangen, seit wenigen Wochen sorgt die Herauslösung des Energiegeschäfts aus dem Unternehmen für zusätzliche Unruhe.

Bei Siemens habe es schon immer Veränderungen gegeben, entgegnet Gerhard Wagner, zuständig für Recruting und Marketing für den Bereich Ausbildung (Bayern), daher sieht er die Situation nicht "so negativ". Der Campus etwa biete neue Möglichkeiten, "da bewegt sich unheimlich viel". Dementsprechend groß war auch die Resonanz an diesem Tag: "Wir hatten Schüler, Studierende und bereits Berufstätige, die sich bei uns nach Stellen erkundigten."

Erkundigt bei einigen Firmen haben sich auch Jörg Renz und Sohn Tom. Der 20-jährige studiert derzeit (noch) Soziologie, möchte aber etwas anderes machen. Die Uni, sagt er, ist ihm zu viel Theorie. Jetzt schwebt dem jungen Mann ein duales Studium vor, mehrere Runden über den Schlossplatz hat er schon gedreht und bei diversen Unternehmen zahlreiche Broschüren mitgenommen.

Eine konkrete Alternative war zwar noch nicht dabei, doch der Jobwalk hat sich dennoch gelohnt, betont der Vater: "Man muss nicht sofort wissen, was infrage kommt", sagt er, "manchmal hilft es schon viel, wenn man weiß, was nicht infrage kommt."

Schirmherr der Veranstaltung war Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik, auch Wirtschafts- und Finanzreferent Konrad Beugel ist ein großer Befürworter der Open-Air-Stellenbörse. 

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