13. Oktober 1964: Orgel hatte Geburtstag

13.10.2014, 07:00 Uhr

Am 10. März 1763 war in Erlangen — wie Adolf Pongratz in seiner grundlegenden Arbeit „Musikgeschichte der Stadt Erlangen im 17. und 18. Jahrhundert“ berichtet - der angesehene Bürgerhauptmann Abraham Marchand gestorben. Fast sein ganzes Vermögen hatte er dem Französisch-reformierten Consistorium vererbt. Dadurch konnte die längst geplante Anschaffung einer Orgel ermöglicht werden.

Kein Geringerer als der „Hochfürstliche Bayreuthische Hof- und Landorgelmacher“ Johann Nikolaus Ritter erhielt den Auftrag, das Werk zu schaffen. Er war ein Schüler des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann und hat zahlreiche Orgeln in der Markgrafschaft Bayreuth gebaut, die jedoch zum größten Teil nicht mehr in ihrer ursprünglichen Disposition erhalten sind.

Das neue Orgelwerk fand bei den Zeitgenossen entsprechend starke Beachtung. Ein Postschreiber zu Erlangen, Johann Adam Jakob Ludwig, rühmt die Schöpfung Ritters und schließt sein Lob sogar mit einem Gedicht: „Es klingt nicht alles schön, was Luft und Ohr erfüllet. / Nimmt da die Nachtigall das Ohr entzückend ein, / Wenn Uhu, Katzen, Wiedhopf, Eulen / Schamroth aufhören, nicht mehr zu heulen; / So ist erst Ritters Ton sich ähnlich, kenntlich, rein! / Wenn auch zum Unterschied verpfuschte Orgeln schrein.“

Lange wusste man den Wert der kleinen Orgel zu schätzen, wie noch aus einer Abmachung zwischen dem reformierten Presbyterium und dem Senat der Universität aus dem Jahre 1826 hervorgeht. Damals wurde festgelegt, dass das Instrument auch in Universitätsgottesdiensten nur vom Organisten der reformierten Gemeinde gespielt werden dürfe.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ging das Verständnis für den historischen Wert solcher Orgeln allgemein verloren und auch das Werk in der Reformierten Kirche wurde mehrmals umgebaut. Immerhin blieb jedoch — im Gegensatz zu manchen anderen Orgeln — hier die Disposition in ihren Grundzügen erhalten, so dass die Orgel auch heute noch zu den historisch wertvollsten in ganz Nordbayern gezählt werden darf.

Deshalb kommen auch immer wieder Besucher, oft sogar aus dem Ausland, um auf dem Instrument zu spielen.

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