19. Dezember 1963: Aufgaben der Zukunft sind zu meistern

19.12.2013, 07:45 Uhr

„Wir sind stolz auf diesen Bürger und dieser Bürger ist sicher auch ein wenig stolz auf sein „Erlangen“, auf diese Stadt mit den Maßen des Goldenen Schnittes, deren Überschaubarkeit, deren bürgerschaftliche Ordnung und deren geistige und wirtschaftliche Vitalität ihm das Leben auch noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts lebenswert machen.“

Zur letzten Sitzung des Jahres hatten sich zahlreiche Gäste eingefunden. Unter ihnen befanden sich Mittelfrankens Regierungspräsident Karl Burkhardt, Prorektor Prof. Dr. Georg Nöbeling von der Universität Erlangen-Nürnberg und der frühere Oberbürgermeister Ehrenbürger Dr. Flierl, ferner Vertreter des DGB und des Industrie- und Handelsgremiums.

Zu Beginn der Sitzung gedachte der Oberbürgermeister der Toten des Jahres: vor allem des früheren Bundespräsidenten Prof. Dr. Theodor Heuss, des SPD-Vorsitzenden Erich Ollenhauer, des Kunstvereinsvorsitzenden Direktor a.S. Dipl.-Ing. Gecken und der langjährigen Leiterin des städtischen Altersheimes am Ohmplatz, Emma Löffler, die am Dienstag starb.

Wenn die Heil- und Pflegeanstalt nach dem Stadtwesten verlegt und ihr bisheriges Gelände für neue Kliniken verwendet wird, wenn im nächsten Jahr der Bau der Technischen Fakultät zwischen Rommelstraße und Bundesstraße 4 beginnt, kommen auf die Stadt große Aufgaben zu, betonte der OB, im Verlauf seines Jahresberichts.

Ab 1965 zweiter Entwicklungsplan

Aus der großen Reihe solcher Aufgaben nannte er vor allem den Wohnungsbau, den Schulhausbau („Wir benötigen bei jedem Zuwachs von weiteren 5000 Einwohnern mindestens ein Schulhaus mit 20 Klassenzimmern“), den Straßenbau (Talübergang in Verlängerung der Paul-Gossen-Straße, Ausbau der Drausnickstraße, der Nord-Süd-Straße westlich der Großschifffahrtsstraße, der Rommelstraße mit Fortsetzung zur Straße am Exerzierplatz), die Sportpflege (zwei weitere Sportplätze im Süden, in etwa sechs bis acht Jahren ein zweites Freibad im Süden oder Osten), die Schaffung weiterer Appartements in Altenheimen, die Konzert- oder Stadthalle.

Zur Finanzierung des zweiten Entwicklungsplanes — der erste vom Jahre 1960 läuft 1965 aus — kündigte der OB die wachsende Erschließung von überörtlichen Einzelhilfen an. In diesem Zusammenhang wird das Finanzreferat eine Denkschrift über die tatsächliche Finanzsituation Erlangens ausarbeiten, „damit endlich einmal die irrige Vorstellung von der ,reichen Stadt Erlangen‘ von den Schreibtischen der Räte und Direktoren in München und Bonn gewischt wird.“ im Übrigen sollen die Anstrengungen verkoppelt werden, die darauf hinzielen, „die Kraft unserer Wirtschaft und damit deren Steuerkraft zu stärken.“ Außerdem sollten alle echten Gebührenhaushalte von Zuschüssen aus Steuermitteln „freigekämpft“ werden.

Rund ein Viertel „anderweitig“ erledigt

Bis zum Ende des Jahres werden rund 850 bis 900 Neubauwohnungen bezugsfertig hergestellt sein, fast die gleiche Zahl wie 1962 mit 864 Wohneinheiten, betonte der Oberbürgermeister. „Ein erfreuliches Ergebnis, wenn wir bedenken, dass im letzten Winter mindestens zwei Monate Bauzeit verloren gingen. Durch diese Bauleistung und den leicht verringerten Zuzug ging die Zahl der Wohnungssuchenden von 4508 auf 4295 zurück.“

Der OB erwähnte dann, dass auf seine Anordnung hin seit November die vorliegenden Wohnungsgesuche sorgfältig durchgearbeitet werden. Aus dieser Durcharbeitung sei eine nicht unbeträchtliche Verringerung der Zahl der registrierten Wohnungssuchenden zu erwarten. „Allein aus den Gesuchen der Buchstaben A, B und C konnte rund ein Viertel als anderweitig erledigt ausgesondert werden.“ Die weiteren Ergebnisse dürften bald die dringend benötigten Aussagen liefern, wer von den verbleibenden „echten“ Wohnungssuchenden nur von einer vorhandenen kleineren Wohnung in eine größere umziehen will.

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