2100 wird in Erlangen das Klima wie heute im Süden Frankreichs sein

ERLANGEN - Der Wald in Franken und damit auch in Erlangen, hat ein Problem: Zwar hat der Sommer mit relativ viel Regen und wenig Hitze den Wäldern in Bayern gutgetan. Entwarnung kann angesichts des Klimawandels aber nicht gegeben werden. So bleiben vor allem die hiesigen Wälder Problemzonen. Das geht jedenfalls aus dem jüngsten Waldschadensbericht hervor.

Wie ändert sich das Klima und wie muss sich der Wald ändern? Für Christian Kölling, Bereichsleiter Forsten beim Landwirtschaftsamt Fürth-Uffenheim, ist die Sache klar: "Wir müssen unsere Wälder an den Klimawandel anpassen."

Kölling weiter: "Wir steuern auf ein deutlich wärmeres Klima der Zukunft zu, als es unsere Waldbäume gewohnt sind", berichtete jüngst der Forstexperte vor dem Erlanger Stadtrat. Im europäischen Süden sei diese Klimazukunft bereits heute erfahrbar.

Der Zug ist bereits unter Dampf

Kölling macht den Städträtinnen und Stadträten dabei keine Illusionen: Der Zug ist bereits unter Dampf; der Fahrplan der Klimaveränderungen in der Region geschrieben.

"Die Forstwirtschaft", sagt Kölling, "steuert in extrem unsichere Zeiten". Das fatale daran: Die Erfahrungen der Vergangenheit helfen nicht weiter, weil sich die Rahmenbedingungen verändert haben. "Eine sehr schwierige Zeit für diejenigen, die sich mit dem Wald befassen."

"Fremdes" Klima

"Was jetzt kommt, ist ein Bereich jenseits der Erfahrungen." Das sei aber auch gleichzeitig der Planungshorizont für die Forstwirtschaft der Zukunft.

Franken

13.9.2021, 18:37 Uhr Unterwegs im Wald

Unterwegs im Sebalder Forst

Zu diesem Zweck werfen die Forstexperten einen Blick auf die Regionen, wo jetzt ein Klima herrscht, auf das man auch in Erlangen zusteuert. Kölling vergleicht das mit einem Zug, der in Richtung Süden unterwegs ist. Dabei ist entscheidend, wann dieses Klima hier Realität ist und wann der Wald mit entsprechenden Baumarten gerüstet sein muss, dieses "fremde" Klima zu verkraften. "Unsere Erfahrungen sind wertlos, also brauchen wir die Erfahrungen aus dem Süden."

"Anpassung ist die Reaktion"

Doch wo gibt es das Klima derzeit, das in den nächsten Jahrzehnten auf Franken zukommt? Jetzt schon verwirklicht ist ein Klima, das so ähnlich ist wie in der Gegend von Heilbronn. Danach geht es klimatisch nach Karlsruhe und anschließend weiter bis in den Südosten Frankreichs, nördlich von Avignon, mit den klimatischen Gegebenheiten, wie sie 2100 in Erlangen herrschen werden, wenn der Klimawandel nicht gestoppt werden kann.

Die Frage ist nun, wie wird der Wald angesichts solcher fundamentaler Veränderungen aussehen? "Anpassung ist die Reaktion auf den Klimawandel, den wir bisher nicht stoppen konnten", sagt Christian Kölling. Der Blick in den Süden Europas kann dabei helfen: "Die dort vorkommenden Baumarten können für uns hier eine erfolgreiche Lösung des dringenden Anpassungsproblems sein. Deshalb kommt es darauf an, schon jetzt den Wald mit erprobten Baumarten aus dem Süden anzureichern."

Allerdings in homöopathischen Dosen. Anders sei das auch nicht möglich, so Kölling weiter, weil das Geld fehlt. Immerhin würden dadurch die hiesigen Wälder "reicher und bunter".