2500 Unterschriften für ein fahrradfreundliches Erlangen

21.12.2019, 06:00 Uhr
2500 Unterschriften für ein fahrradfreundliches Erlangen

© Roland Huber

"Wir wollen in der Stadt ein Umdenken anregen, keine Konfrontation", sagt etwa Paulus Guter. Kritik muss aber sein: Am Mittwoch bei der Eröffnung der umgebauten Günter-Scharowsky-Straße haben vier Team-Mitglieder des Radentscheids Erlangen mit Plakaten darauf hingewiesen, dass die "Straße hui", die Kreuzung aber "pfui!?" sei. Chloé Heusel: "Vor allem verlängern sich durch zusätzliche Ampeln die Fahrzeiten."

Unterstützung erhält der Radentscheid Erlangen durch den ADFC. Dessen Experten stehen mit Rat und Tat zur Seite, wenn es notwendig sein sollte. Beim Ausbau der Kreuzung mit der Paul-Gossen-Straße kritisiert die Initiative, dass der Radverkehr diese Kreuzung nie in einem Zug überqueren kann.

Wie inzwischen in vielen Städten im Bundesgebiet, ist der Radentscheid also auch in Erlangen angekommen. Begonnen hatte es mit der "Initiative Volksentscheid Fahrrad" im Jahr 2016. In dreieinhalb Wochen waren 105 425 Unterschriften gesammelt worden, die Ziele wurden schließlich 2018 als "Berliner Mobilitätsgesetz" in der Hauptstadt beschlossen.

Fehler der Vergangenheit

Von Berlin aus verbreiteten sich dann die Radentscheide über die Republik. Erfolgreiche Radentscheide gab es bis jetzt in München und Würzburg. Die Ziele sind überall gleich: Die Fahrrad-Infrastruktur soll sich in den jeweiligen Städten verbessern, gleichzeitig legen die Initiativen Wert darauf, von keiner politischen Partei vereinnahmt zu werden. Als die CSU in Erlangen genau dies versuchte (die EN berichteten), gefiel das der Initiative überhaupt nicht.

 

Zehn Ziele hat der Radentscheid Erlangen formuliert: Modernisierung und Ausbau des Radroutennetzes, Fahrradstraßen für mehr Sicherheit, bedarfsgerechte Abstellanlagen in ausreichender Anzahl, Radschnellwege für den Pendlerverkehr, sichere und fahrradfreundliche Kreuzungen und Kreisverkehre, sichere Schulwege, mehr Miteinander im Straßenverkehr für mehr Sicherheit, bessere Vernetzung von ÖPNV, Fuß- und Radverkehr und Priorisierung des Radverkehrs bei Stadtplanung und Verwaltung. Beim Ziel "Priorisierung" soll die Stadt mindestens sechs Millionen Euro pro Jahr in Radwege investieren.

 

Damit könnten auch Fehler der Vergangenheit korrigiert werden. Zum Beispiel auf der neuen Brücke über die A 3 zwischen Eltersdorf und Bruck. Dort kämen zum Beispiel die immer zahlreicher werdenden Lastenräder an einem Fahrrad mit Kinderwagen kaum vorbei. Oder bei der Kanalbrücke zwischen Dechsendorf und Alterlangen, wo Radfahrer und Fußgänger entweder die Rampe für die Autos benutzen müssen oder aber vier Fahrspuren kreuzen müssen, um auf den "komplett unterdimensionierten Rad- und Fußweg" zu gelangen.

"Das Radnetz in Erlangen ist in die Jahre gekommen", heißt es in der Initiative Radentscheid. Es gebe inzwischen viele E-Bikes, Lasten- und Kinderräder, für die die Radwege damals nicht gemacht worden seien. Teilweise seien die Radwege in der Stadt aber auch einfach "Stückwerk", weil sie im Nirgendwo beginnen und im Nirgendwo enden. Zwar begrüßt die Initiative Radentscheid das neue Verkehrskonzept für die Innenstadt mit weniger Autos, allerdings dauert dessen Umsetzung der Initiative zu lang.

"Man sieht ja, wie gut Radfahren in den Sommerferien geht", sagt Harald Bußmann vor der Initiative Radentscheid. Dabei seien dann lediglich zehn Prozent weniger Autos auf den Straßen unterwegs. Deshalb sei es richtig, Fahrzeuge aus der Innenstadt fern zu halten.

Den Mitgliedern der Initiative Radentscheid ist bewusst, dass die Planungen für die Stadt-Umland-Bahn (StUB) viele Ressourcen in der Stadtverwaltung bindet. "Wegen der StUB sollten aber die Radwege nicht vernachlässigt werden". Deshalb will die Initiative auch, dass "mindestens zwei Verkehrsplaner und ein vierköpfiger Bautrupp eingestellt wird, die ausschließlich für den Radverkehr zuständig sind."

 

https://radentscheid-erlangen.de

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